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Polizeibeauftragter in Sachsen-Anhalt muss unabhängige Ermittlungsbefugnisse bekommen

Die Landesregierung hat die Einsetzung eines Polizeibeauftragten für Sachsen-Anhalt beschlossen. Die Fanhilfe Magdeburg sieht diese Entwicklung positiv, allerdings muss diese Stelle möglichst umfangreiche Ermittlungsbefugnisse haben und unabhängig sein. Fußballfans brauchen endlich eine kompetente Anlaufstelle, an die sich Betroffene von Polizeigewalt wenden können.

Mit der Schaffung dieser Stelle ist ebenfalls verbunden, dass die Existenz von Polizeigewalt nach vielen Jahren der Verharmlosung nun endlich von der Landesregierung gesehen wird. Mit Blick auf die oftmals überzogenen und überdimensionierten Polizeieinsätze gegen Fußballfans ist dies ein dringend notwendiges Signal. Der Polizeibeauftragte muss dafür umfangreiche Ermittlungsbefugnisse bekommen.

Es ist wichtig, dass eine kompetente Person dafür gefunden wird, die unabhängig von Innenministerium und Polizei ist und eine wissenschaftlich fundierte Analyse der Polizeiarbeit im Land vornehmen kann. Völlständige Akteneinsicht, Zeugenbefragungen und eine Ausstattung mit Personal ist nötig, damit Polizeigewalt künftig schnell und effektiv aufgearbeitet werden kann. Die Fanhilfe wird die Arbeit der dann ausgewählten Person intensiv verfolgen.

Fanhilfe Magdeburg, 6. November 2024

Taser für die Landespolizei Sachsen-Anhalt? Ein Schritt in die falsche Richtung

Am Freitag (25.10.) stellt die AfD im Landtag einen Antrag zur Aufrüstung der Landespolizei mit sogenannten Distanz-Elektro-Impuls-Geräten, kurz: Taser. Die Fanhilfe lehnt diese Aufrüstung der Polizei ab. Der Vorschlag kommt nicht aus dem Leeren – insgesamt dürfen diese schon in fünf Bundesländern von Polizeien genutzt werden, in acht weiteren dürfen diese nur von geschulten Spezialeinheiten benutzt werden. Allerdings wäre es an dieser Stelle auch angebracht, aus dieser Praxis Lehren zu ziehen.

Solche Elektroschockgeräte sollen als nicht-letale (tödliche) Waffen besser sein, als herkömmliche Schusswaffen. In der Praxis stellt sich etwas anderes heraus – so löst der Elektroimpuls schwerwiegende Herzrhythmusstörungen aus. Gerade für Menschen mit Vorerkrankungen ist das eine besondere Gefahr. Alleine seit 2021 wurden 10 Menschen durch den Einsatz von Tasern durch die Polizei getötet, obwohl diese nicht im ganzen Bundesgebiet erlaubt sind. Der UN-Ausschuss gegen Folter sieht in diesen Waffen sogar eine Form von Folter und damit eine Verletzung der Menschenrechte. Die geringere Gefahr eines Todes als Argument zur Einführung zu verwenden, scheint wie blanker Hohn gegenüber allen bisher Verstorbenen.

Die Fanhilfe Magdeburg sieht die Gefahr vor allem, wenn jeder Streifenbeamter und jede Einsatzhundertschaft mit weiteren Waffen ausgestattet werden sollten. Das Einsatzfeld begrenzt sich im Gegensatz zu Spezialeinheiten nicht auf Situationen mit hohen Gefahrenlagen, sondern wird auch auf Großveranstaltungen wie bei Fußballspielen ausgeweitet werden. Wie verantwortungsbewusst einzelne Polizisten mit ihren Waffen umgehen, konnten wir jüngst in Augsburg erleben, als ein Schuss der Polizei auf das Auto des Fanprojektes aus Gladbach gefeuert wurde.

Die Fanhilfe Magdeburg sieht daher im Einsatz von Elektro-Schock-Pistolen für die breite Masse der Polizei, wie sie auch bei Fußballspielen präsent sind, absolut keinen Mehrwert. Im Gegenteil – die Erfahrung zeigt, dass die Waffe tödlich wirkt und kein adäquates Mittel ist, um die alltäglichen Einsätze zu bewältigen. Die Anschaffung neuer Waffen ist enorm kostenintensiv und steht nicht im Einklang mit dem vor Kurzem beschlossenen Einstellungsstopp im Land, der Kosten einsparen soll. In Schleswig-Holstein hat die flächendeckende Ausstattung der Polizei mit Tasern knapp 10 Millionen Euro gekostet. Und dass, obwohl der Einsatz von Tasern nachweislich nicht zur Senkung von Straftaten führt.

Fanhilfe Magdeburg, 23. Oktober 2024

Verschärfungen im Umgang mit Stadionverboten stoppen

Zum Sicherheitsgipfel von DFB, DFL, Bundesinnenministerin Faeser und den Landesinnenministerien teilt die Fanhilfe Magdeburg mit:/i>

„Die heute angekündigte Bildung einer zentralen Kommission für die Bearbeitung von Stadionverboten bedeutet eine deutliche Verschärfung und mehr Repression gegen Fußballfans. Stadionverbote werden schon heute großteils völlig willkürlich und ohne abgeschlossene Gerichtsverfahren ausgesprochen. DFB und DFL sind viel zu weit weg, um Vorfälle individuell beurteilen zu können. Wenn dieses Vorgehen nun sogar noch verschärft wird, widerspricht dies massiv rechtsstaatlichen Grundsätzen. Gegen dieses Vorgehen werden sich Fans entschieden wehren.“

Fanhilfe Magdeburg, 18. Oktober 2024

Bundesweites Treffen der Fanhilfen - Fanhilfen fordern Abrüstung der Polizei

Der Dachverband der Fanhilfen hat sich gestern zu seinem jährlichen bundesweiten Treffen in Münster zusammengefunden. Die Fanhilfen fordern eine Abrüstung der Polizei und sprechen sich für ein Schusswaffen- und Pfeffersprayverbot in den Stadien aus. Auch die bundesweite Einführung von Tasern als Ausdruck einer voranschreitenden Militarisierung kritisieren die Fanhilfen in ihrem Abschlusspapier des Jahrestreffens deutlich. Der Dachverband besteht aktuell aus 26 Fanhilfen aus dem gesamten Bundesgebiet und ist damit eine der größten Fanorganisationen in Deutschland.

Linda Röttig, Vorstandsmitglied im Dachverband der Fanhilfen e. V., betont: "Wir hatten gestern bei unserer jährlichen Versammlung der Fanhilfen einen ergiebigen Austausch. Wir blicken allerdings zurückhaltend auf den Saisonstart in den Ligen und befürchten eine anhaltende Repressionswelle gegen Fußballfans. Es muss ein grundlegendes Umdenken innerhalb der Polizei stattfinden, sodass schon in der Ausbildung neuer Polizisten klar ist, dass Fußballfans keine Staatsfeinde sind. Die polizeieigenen Statistiken zu Straftaten beim Fußball zeigen seit Jahren, dass die Anzahl der Straftaten im Promillebereich liegt. Wir fordern mehr Selbstbestimmung und Bewegungsfreiheit innerhalb der Fankurven und eine Abrüstung der Polizei. Die aktuelle Debatte zur flächendeckende Einführung von Tasern innerhalb der Polizei ist absurd und nicht zielführend. Taser sorgen nicht für mehr Sicherheit, ganz im Gegenteil. Sie sind kreuzgefährlich und es sind bereits etliche Menschen durch Taser getötet wurden."

Die zentralen Forderungen des Dachverbands der Fanhilfen:

Schusswaffen-Verzicht

Fußballspiele sind sichere Veranstaltungen. Dies zeigen alle Statistiken. Dennoch führen so gut wie alle Polizeieinheiten Schusswaffen mit sich. Das offene Tragen von Schusswaffen trägt definitiv nicht zur Erhöhung des Sicherheitsgefühls bei. Welche erheblichen Konsequenzen deren Nutzung haben kann, zeigt sich sehr anschaulich bei der Schusswaffenabgabe im Rahmen des Spiels FC Augsburg gegen Borussia Mönchengladbach. Bekanntlich traf die Kugel einen Bus des Fanprojekts Mönchengladbach und traf glücklicherweise keine umstehenden Personen. Wir fordern daher einen Schusswaffenverzicht in den Stadien gegenüber Fußballfans. Schusswaffen haben bei Fußballspielen nichts verloren.

Polizei-Spezialeinheiten raus aus dem Fußball

Viele der Vorfälle in der vergangenen Spielzeit wurden maßgeblich durch Polizei-Spezialeinheiten herbeigeführt. Diese hochgerüsteten und maximal konfrontativ auftretenden Einheiten sollen für besondere Gefahrensituationen vorgesehen sein und sind somit im Umfeld eines Fußballspiels völlig fehl am Platz. Daher fordern wir einen Ausschluss von BFE, USK & Co. im Rahmen der Sicherheitsplanungen von Fußballspielen.

Pfefferspray-Verbot

Es hat sich in der vergangenen Spielzeit deutlich gezeigt, dass der Einsatz von Pfefferspray durch die Polizei in einem vollbesetzen Fußballstadion zu einer erheblichen Anzahl an Verletzen führt. Dieser Kampfstoff kann nicht gezielt gegen einzelne Personen eingesetzt werden und seine Auswirkungen sind ebenfalls nicht planbar. Unter anderem aus diesen Gründen bleiben wir ganz klar dabei, dass Pfefferspray in Fußballstadien nichts zu suchen hat und fordern die Politik auf, den Einsatz durch die Polizei zu unterbinden.

Tasernutzung durch die Bundespolizei stoppen

Taser haben unplanbare Auswirkungen auf die Gesundheit. Die Bundesregierung will der Bundespolizei diesen Einsatz jedoch nun erlauben, trotz bereits bekannter Risiken. Der Einsatz von Tasern durch die Bundespolizei wäre ein weiterer Schritt einer gefährlichen Aufrüstungsentwicklung. Daher fordern wir die politisch Verantwortlichen dazu auf, diese Pläne zu stoppen.

Fanhilfe Magdeburg, 9. September 2024

Widersprüchliche Zahlen zu Einträgen von 1. FCM-Fans in der Datei "Gewalttäter Sport" - Fanhilfe kritisiert Datensammlung

Eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Eva von Angern an die Landesregierung zeigt widersprüchliche Zahlen zur Datei „Gewalttäter Sport“, die seit Jahren von Fanorganisationen kritisiert wird. In der Anfrage wird deutlich, dass die Einträge rückläufig sind.

Immer wieder werden persönliche Daten von Fußballfans durch die Polizei in die umstrittene Datei „Gewalttäter Sport“ eingetragen. Diese Art von Datensammlungen über Fußballfans greifen tief in die Privatsphäre der Fans ein, weil sie umfangreiche Informationen über Fans speichern, ohne einheitliche und transparente Speicher- und Löschfristen sowie Datenschutzstandards vorweisen zu können.

Aktuelle Zahlen des Innenministeriums Sachsen-Anhalt stehen im deutlichen Widerspruch zu Zahlen der Bundesregierung. So gibt die Landesregierung an, dass bundesweit 6.500 Fans in der Datei „Gewalttäter Sport“ erfasst worden. Laut einer parlamentarischen Anfrage der Linken im Bundestag sind jedoch 5.644 Personen in der Datei erfasst (Stand 15.04.2024). Das ist mehr als widersprüchlich und zeigt den unseriösen Umgang mit der Verwaltung der persönlichen Daten in der Datei. Hier gibt es erheblichen Reform- und Handlungsbedarf.

Für Sachsen-Anhalt gibt das Innenministerium Sachsen-Anhalt an, dass 43 Fans des 1. FC Magdeburg aktuell in der Datei verzeichnet sind (Stand: 25.06.2024). 2021 waren es noch 155 Fans des 1. FCM (Stand: 06.06.2021). Laut dem WDR-Magazin „Sport Inside“ sind mehr als ein Viertel der in der Datei gespeicherten Fans gar keine Gewalttäter. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass die Stadien – entgegen der Aussagen der Polizei – so sicher sind wie nie zuvor. Prozentual gemessen ist es viel wahrscheinlicher, bei einem Münchner Oktoberfest verletzt oder Opfer einer Straftat zu werden als beim Fußball im Stadion. Kein Stadionbesucher muss sich davor fürchten, bei Spielen zu Schaden zu kommen. Fußballfans sind keine Gewalttäter. Ein positiver Aspekt ist, dass sämtliche lokale Verbunddateien seit 2016 eingestellt wurden. Es darf auch künftig keine neuen lokalen Datensammlungen geben.

Dennoch sieht die Fanhilfe Magdeburg sowie auch der bundesweit aktive Dachverband der Fanhilfen einen erheblichen Handlungsbedarf bei der Datei „Gewalttäter Sport“. Die Bundesregierung ist in der Bringschuld. Sie hat zu Regierungsantritt versprochen, die Datei „Gewalttäter Sport“ zu reformieren. Der Dachverband der Fanhilfen fordert weitreichendere Maßnahmen: Die Datensammlung muss umgehend gestoppt, alle gespeicherten Personen vollumfänglich informiert und die Datei anschließend vollständig aufgelöst werden. Als Grund dafür wird der rechtswidrige Umgang mit dieser Datei genannt. Es reicht ein Anfangsverdacht eines einzelnen Polizisten im Rahmen einer einfachen Personalienkontrolle, um dort eingetragen zu werden.

Dass die Einträge tendenziell weniger werden, ist ein richtiger Schritt, aber er wird viel zu langsam vollzogen. Der Dachverband der Fanhilfen kritisiert seit Langem das in der Polizei dominierende Feindbild „Fußballfan“.

Fanhilfe Magdeburg, 12. Juli 2024

Höhepunkt mit Beigeschmack – Polizeiwillkür rund ums Olympiastadion

Das Spiel am vergangenen Freitag zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Magdeburg wird nicht nur wegen des sportlichen Geschehens in Erinnerung bleiben, sondern vor allem auch aufgrund eines massiven Polizeieinsatzes, der von der Fanhilfe Magdeburg scharf kritisiert wird.

Mehr als 15.000 Magdeburger begleiteten ihren Verein am letzten Freitag in die Bundeshauptstadt. Auf der Anreise über die Schiene oder Autobahn wurde bereits mit zahlreichen polizeilichen Maßnahmen begonnen. Entgegen der im Vorfeld angekündigten moderaten Zahlen an Einsatzkräften, bot sich am Olympiastadion dann ein ganz anderes Bild. Besonders stach die Härte der Berliner Polizei hervor. Weder war eine besondere Rivalität mit den West-Berlinern vorhanden, noch kam es vor dem Spiel zu Konflikten mit der Staatsmacht - somit wurde schnell klar, dass die Polizei schlicht einfach Bock hatte.

Die Einlasssituation am Olympiastadion war eine absolute Katastrophe, sodass Polizeibeamte Ordner gespielt und Personen doppelt kontrolliert haben. Rechtliche Grundlagen für diese Durchsuchungen? Rechtliche Aufklärung bei diesen Maßnahmen? Alles Fehlanzeige. Stattdessen Grenzüberschreitungen, Respektlosigkeiten, Drohungen und Gewalt. Dies hat nicht nur Ultras betroffen, sondern bis ins hohe Alter sollten Clubfans wortwörtlich ihre Hosen runterlassen. Inwieweit Hertha BSC und der Ordnungsdienst darauf Einfluss hatten, ist bislang unbekannt, schließlich üben diese das Hausrecht aus.

Bis zur Halbzeit wurde die Gefangenensammelstelle unter dem Olympiastadion immer voller und die Polizei brüstete sich damit, wie effizient man Maßnahmen doch durchziehe. Fast so effizient wurden dann auch Grundlagen von Rechtstaatlichkeit zur Seite geschoben. Das Plakat in der Eingangshalle der Stadionwache mit der Aufschrift "Die Welt zu Gast bei Freunden" hätte dabei ironischer kaum wirken können. Anwaltliche Vertretung wurde nämlich nicht so gerne gesehen. Absurd war, was die Berliner Polizei für einen Aufwand betrieben hat, um die Gefangenensammelstelle in den Katakomben des Olympiastadions abzusichern. So wurde diese großräumig mit Sichtschutz abgesperrt und an jeder Ecke bewacht. Der Vorplatz des Gästeblocks glich so einem Hochsicherheitstrakt. Die Eskalation durch die Berliner Polizei vor dem Spiel wirkte daher wie im Voraus geplant und eingepreist. Ebenso halten wir die dauerhafte Anwesenheit der Staatsanwaltschaft wie in Berlin bei Fußballspielen für völlig unangebracht und unverhältnismäßig. Dank der Hartnäckigkeit unseres Anwalts, dem Fanprojekt und einem einzigen kooperativen LKA-Beamten konnte zumindest vor dem Spiel die Situation kommunikativ entschärft werden.

Der Einsatz unseres Notfalltelefons erreichte eine bisher nicht dagewesene Dimension. Von der Abnahme von Telefonen bis hin zu unangemessenen Durchsuchungen und der Androhung von übermäßigen Freiheitsentzügen – die Liste der uns gemeldeten Vorfälle ist alarmierend. Zu spät am Stadion angekommene Clubfans berichteten zudem, dass sie trotz gültiger Eintrittskarte von der Polizei am Betreten des Stadions gehindert wurden. Nach dem Spiel nahm das Geschehen eine weitere Wendung. Besorgniserregend sind insbesondere Berichte über Einsatz von Pfefferspray in vollbesetzen S-Bahnen, ständige Provokationen und stumpfen Beleidigungen.

Die Polizeiführung, die vor Ort von konsequentem Vorgehen gesprochen hat, hat auch Taten folgen lassen. Diese Taten waren Schläge, Tritte, Pfefferspray, also konsequent gewalttätig. Die Fanhilfe fordert eine detaillierte Untersuchung dieser Vorfälle, um die Verantwortlichkeiten zu klären und Maßnahmen zu ergreifen, um derartige Übergriffe in Zukunft zu verhindern. Von Polizeigewalt Betroffenen wünschen wir gute Besserung und raten dazu, erlittene Verletzungen ärztlich attestieren zu lassen, die Ruhe zu bewahren und sich bei Fragen an die Fanhilfe zu wenden.

Fanhilfe Magdeburg, 19. Februar 2024

Eskalation stoppen - Fanhilfen fordern Verbot von Pfefferspray in deutschen Stadien

Die erneute Gewalteskalation der Polizei gegenüber Fußballfans, diesmal in Frankfurt, ist der nächste Höhepunkt in einer verheerenden Entwicklung, die sich seit Monaten abzeichnet. Vor der im kommenden Jahr in Deutschland stattfindenden Europameisterschaft setzt die Polizei offenbar auf eine Eskalationsstrategie gegen Fans.

Dieser Mix aus Gewalt und Eskalation ist brandgefährlich und passt überhaupt nicht zu den seit Jahren bundesweit zurückgehenden Zahlen an Straftaten und Verletzten in den Stadien. In erschreckender Regelmäßigkeit werden Fußballfans Woche für Woche brutal und rücksichtslos durch die Polizei attackiert. Das muss sofort gestoppt werden!

Linda Röttig, Vorstand im Dachverband der Fanhilfen, betont: "Die gewalttätigen Polizeieinsätze unter massivem Einsatz von Pfefferspray müssen aufhören und ein Pfefferspray-Verbot bei Polizeieinsätzen beim Fußball erwägt werden. Pfefferspray ist das wohl ungeeignetste Mittel der Polizei in vollbesetzten Stadien. Pfefferspray führt zu zahlreichen Verletzten - übrigens bei Fans und bei der Polizei. Die Eskalation der Polizei führt zu nichts. Statt in Vorbereitung der EM 2024 im eigenen Land die vermeintlich harte Kante zu zeigen, sollte die Polizei auf Kommunikation und Deeskalation mit den Fans setzen. Das sind die besten Mittel, um Konflikte zu verhindern."

Fußballvereine, DFB und DFL müssen sich jetzt dringend sowie unmissverständlich vor ihre Fans und Zuschauer stellen und ein Ende der polizeilichen Übergriffe fordern. Die Liste der überzogenen Polizeieinsätze gegen Fußballfans in dieser Saison ist bereits jetzt extrem lang. Wer jetzt nicht handelt, gefährdet nachhaltig die freie und selbstbestimmte Fankultur in Deutschland. Wenn Zuschauer sich zunehmend von der Polizei bedroht fühlen, werden sie vom Stadionbesuch abgeschreckt. Das gilt auch für die bevorstehende EM 2024.

Die Ampel-Regierung auf Bundesebene hat zahlreiche Versprechungen gemacht, um einen menschwürdigen und verhältnismäßigen Umgang mit Fußballfans zum Standard zu machen. An vorderster Stelle sollte sie ihre Versprechungen zur Reform der Datei "Gewalttäter Sport" vorantreiben und eine unabhängige Beschwerdestelle bei der Bundespolizei einrichten, die Straftaten durch Polizisten unabhängig untersuchen kann.

Fanhilfe Magdeburg, 28. November 2023

Fehlstart für Fanrechte - Liste überzogener Polizeieinsätze gegen Fußballfans immer länger

Der Dachverband der Fanhilfen, in der auch die Fanhilfe Magdeburg Mitglied ist, hat sich heute für sein jährliches bundesweites Treffen in Dresden zusammengefunden. Neu zum Dachverband hinzugekommen sind die Fanhilfen vom 1. FC Köln und dem Hamburger SV. Damit sind mittlerweile 24 Fanhilfen im bundesweiten Dachverband organisiert. Die Fanhilfen haben ein erstes Resümee nach dem Start der neuen Saison gezogen und blicken mit Unverständnis auf die zunehmende Repression gegen Fußballfans.

„Die Liste der überzogenen Polizeieinsätze gegen Fußballfans ist lang, obwohl die Saison noch nicht alt ist. Großangelegte Polizeimaßnahmen treffen vor allen Dingen die Fans, die ihre Vereine zu Auswärtsspielen begleiten und hier oft rechtswidrigen freiheitsentziehenden Maßnahmen ausgesetzt sind. Nicht zuletzt der Schusswaffeneinsatz durch die Polizei beim Spiel das FC Augsburg gegen Borussia Mönchengladbach zeigt mehr als deutlich die Dimension der polizeilichen Eskalationsspirale gegenüber Fußballfans“, so Linda Röttig Mitglied im Vorstand des Dachverbands der Fanhilfen e. V.

Mit Blick auf die bevorstehende Europameisterschaft im kommenden Jahr in Deutschland fordern die Fanhilfen in ihrem heute getroffenen Beschluss eine eindeutige Kurskorrektur im Umgang mit Fußballfans. Die Eskalation seitens der Polizei durch unsachliche Öffentlichkeitsarbeit muss gestoppt werden. Ebenso muss Polizeigewalt durch unabhängige Ermittlungsstellen entschieden verfolgt und geahndet werde. Die Ampelkoalition hatte den Fans einige Verbesserungen versprochen. Zur Halbzeit der Wahlperiode ist davon bislang noch nichts umgesetzt. Hier fordern die Fanhilfen deutlich mehr Tempo.

„Wir sehen die hohe Anzahl an Polizeieinsätzen gegen Fußballfans höchst kritisch und lehnen kollektive Freiheitsbeschränkungen von Fans entschieden ab. Obwohl Polizeieinsätze bei jedem Fußballspiel stabsmäßig geplant werden, setzt die Polizei bei aufkommenden Problemen auf Gewalt und Eskalation statt Kommunikation und Wahrung der Grundrechte. Fußballfans wurden in den vergangenen Wochen vielfach wie Schwerkriminelle behandelt – oftmals ohne jede Begründung und Rechtsbelehrung festgehalten sowie kontrolliert. Das grenzt an Sippenhaft. Mit Blick auf die bevorstehende Europameisterschaft 2024 in Deutschland scheinen diese Einsätze schon ein erster negativer Vorgeschmack darauf, was Fußballfans bundesweit bis zum Turnierbeginn blüht. Daher fordern wir die politischen Entscheidungsstellen auf, umgehend die von uns genannten ganz konkreten Maßnahmen zu ergreifen, um die Rechte von Fußballfans gegenüber den Sicherheitsorganen zu wahren“, erläutert Linda Röttig abschließend.

Fanhilfe Magdeburg, 10. September 2023

Auswärtsspiel beim FC St. Pauli getrübt durch massiven Polizeieinsatz

Das Auswärtsspiel beim FC St. Pauli am 27. August wurde für Fans des 1. FC Magdeburg von einem aggressivem, übergriffigem Polizeiverhalten überschattet. Insbesondere das Auftreten von Einsatzkräften, welche durch Gewaltandrohung und Beleidigungen aufgefallen sind, ist völlig inakzeptabel. Die Vielzahl an polizeilichen Maßnahmen war von vornherein geplant. In unseren Augen bestand zu keiner Zeit eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit, die diese Eingriffe in die Grundrechte rechtfertigt.

Schon auf der Hinfahrt kam es zu Problemen mit der Polizei. Während des Umstiegs in Uelzen wurden die Clubfans von hochaufgerüsteten BFE-Einheiten der Bundespolizei begleitet. Der auf das Gleis ausgerichtete Kamera-Wagen, die enorm hohe Anzahl an eingesetzten Beamten sowie der über dem Bahnhof kreisende Hubschrauber lassen einen geplanten Einsatz vermuten. Im Laufe des Umstieges wurden dabei drei Fans aus der Gruppe gezogen und ED-Maßnahmen unterzogen. Trotz des besonnenen Verhaltens der mitgereisten Fans und Kommunikation mit den Polizisten, agierten diese aggressiv und provozierend gegenüber den Clubfans. Nach kurzer Wartezeit auf die kontrollierten Personen, ging die Fahrt weiter zum Hamburger Hauptbahnhof, inklusive der BFE-Einheit. Im Zug setzte sich das provozierende Verhalten fort, so patrouillierten einzelne behelmte Polizisten durch die Gänge.

Daraufhin kam es sowohl im Hauptbahnhof sowie vor dem St.-Pauli-Stadion zu weiteren Kontrollen und ED-Behandlungen von Fans. Begründet wurden diese Maßnahmen mit Vorkommnissen vom letzten Wochenende am Kieler Hauptbahnhof. Dort wurde bereits von allen auf dem Gleis anwesenden Clubfans die Identität festgestellt, sodass weitere Identitätsfeststellungen überflüssig waren. Die Begründungen rangierten von Tatverdacht bis hin zu der Annahme, dass die Betroffenen Zeuge einer Straftat gewesen sein könnten. Ein Clubfan wurde dabei bis zum Ende des Spiels auf der Wache festgehalten.

Nach ereignislosem Einlass reihten sich die Ordner vom FC St. Pauli in die Repressionswelle ein und alarmierten die Hamburger Landespolizei aufgrund vermeintlicher Sachbeschädigungen auf den sonst schon bunten Toiletten des Stadions. Dabei wurde rabiat in die Privatsphäre aller sich auf der Toilette befindlichen Personen eingegriffen und diese unverzüglich mitgenommen sowie einer ED-Behandlung unterzogen. Eine Rechtsbelehrung seitens der Polizei geschah mehr als mangelhaft. Ein Betreten, sowie Filmen des Staates in sanitäre Anlagen stellt einen potentiell tiefen Eingriff in die Intimsphäre der Fans dar - das kritisiert auch die Braun-Weiße Hilfe in ihrem aktuellen Statement: https://www.braunweissehilfe.de/news/2023/unangebracht-wenn-die-polizei-in-das-gaeste-wc-filmt/

Erwähnenswert war die teils mangelnde Rechtskenntnis der Beamten, die die Dokumentation ihrer Maßnahmen behinderten. In einzelnen Fällen erfolgte, unter Androhung von Zwangsmitteln, die Aufforderung an die Fans, sämtliche Fotos von dem Polizeieinsatz zu löschen, obwohl hier keine Gespräche aufgezeichnet wurden und die Persönlichkeitsrechte der Beamten durchweg gewahrt blieben.

Insgesamt waren über 30 Clubfans von polizeilichen Maßnahmen direkt betroffen. Das Auftreten der Polizei ließ bei nahezu allen Zugfahrern und Auswärtsfans ein ungutes Gefühl zurück. Einige Fans wurden sogar durch Polizeigewalt verletzt. Für die Fanhilfe Magdeburg stellt dieser Einsatz nach dem Auswärtsspiel in Kiel eine weitere, unverhältnismäßige Repression seitens der Polizei dar. Die massive Kontrolle von Fußballfans sowie das Einschneiden der Bewegungsfreiheit und Privatsphäre und damit den Grundrechten, kritisieren wir scharf. Zudem fordern wir unabhängige Ermittlungsstellen zur Strafverfolgung von Polizeigewalt, eine echte Kennzeichnungspflicht für Polizisten sowie das Abrüsten der Polizei.

Fanhilfe Magdeburg, 29. August 2023

Polizei in Kiel setzt Clubfans in Sippenhaft - Fanhilfe fordert Aufarbeitung

Der gestrige Einsatz der Polizei am Kieler Hauptbahnhof war vollkommen überzogen. Stundenlang wurden über 250 1. FCM-Fans festgehalten und wie Schwerkriminelle behandelt. Die Fanhilfe prüft rechtliche Schritte gegen die Polizeimaßnahme.

Am gestrigen Sonntag wurden knapp 250 Fans des 1. FC Magdeburg über drei Stunden lang am Kieler Hauptbahnhof festgehalten. Vorangegangen waren Probleme bei dem Transport der Clubfans vom Stadion zum Bahnhof. Viele Fans konnten, auf Grund der chaotischen Ausgabe der Taschen am Stadion, nicht rechtzeitig zur geplanten Abfahrt des Zugs den Bahnhof erreichen. Der Zug sollte mit der Abfahrt warten. Die Polizei sah das anders und wollte die Clubfans mit Gewalt in den Zug bringen. Als Folge des daraufhin entstandenen Konflikts zwischen Fans und Polizei wurden alle Zugfahrer einzeln kontrolliert und deren Personalien festgehalten, was vollkommen unverhältnismäßig ist.

Die Fanhilfe kritisiert diese Maßnahme. Obwohl Polizeieinsätze bei jedem Fußballspiel stabsmäßig geplant werden, setzt die Polizei bei aufkommenden Problemen auf Gewalt und Eskalation statt Kommunikation und Rücksichtnahme. Clubfans wurden wie Schwerkriminelle behandelt, ohne jede Begründung und Rechtsbelehrung festgehalten und kontrolliert. Das grenzt an Sippenhaft.

Ein entspannter Fußballnachmittag mit friedlicher Anreise und Auswärtssieg wurde so zu einem überzogenen Polizeieinsatz gegen Clubfans. Dem nicht genug, machten sich einige der Polizisten vor Ort einen Spaß aus der vollkommen überzogenen Maßnahme und fertigten Selfies im Gleisbett an, um dann den Clubfans die Schuld an der Sperrung des Bahnhofs zu geben. Mehr Kommunikation und Verständnis für Fankultur hätten diesen Einsatz und die Sperrung der Gleise im Vorhinein verhindert.

Fanhilfe Magdeburg, 21. August 2023

Polizeieinsätze bei Spielen des 1. FC Magdeburg weiter überdimensioniert - Fanhilfe fordert mehr Zurückhaltung

Die Fanhilfe Magdeburg hat über die Linksfraktion im Landtag eine parlamentarische Anfrage an die Landesregierung von Sachsen-Anhalt gestellt, um Statistiken über die Polizeieinsätze der zurückliegenden Spielzeit 2022/23 des 1. FCM zu erhalten. Demnach waren bei den 21 Liga-, Pokal- und Testspielen des 1. FCM insgesamt 7.345 Polizisten im Einsatz.

Die Polizeieinsätze im Rahmen von Fußballspielen sind weiterhin überdimensioniert. In Anbetracht der geringen Zahl an Verletzten im Rahmen von Heimspielen des 1. FC Magdeburg, muss sich kein Stadionbesucher davor fürchten, im Stadion zu Schaden zu kommen. Das oft gezeichnete Bild von Fußballfans als Gewalttäter entspricht nicht der Wahrheit. Fans wollen in erster Linie ihren Verein unterstützen, das belegt auch die aktuelle Statistik. Die Zahl der eingesetzten Polizisten ist leicht rückläufig, da lediglich bei einem Ligaspiel eine vierstellige Anzahl an Polizeikräften eingesetzt wurde. Diese Entwicklung ist positiv. An der Wirkung der oftmals martialisch anmutenden Einsätze auf die Fans hat sich aber defacto nichts geändert.

Die Erfahrungen zeigen, dass Wasserwerfer, Polizeihubschrauber, Drängelgitter und sogar Drohnen mittlerweile zum Standard-Repertoire der Polizei beim Fußball gehören. Die Statistik zeigt einerseits einen Rückgang an eingesetztem Personal, dies wird jedoch durch vermehrte Überwachungs- und Abschreckungstechnik kompensiert. Wir sehen ein gefestigtes Feindbild innerhalb der Polizei gegenüber Fans, was angesichts der geringen Anzahl an Straftaten nicht gerechtfertigt ist. Lediglich 69 Ermittlungsverfahren wurden im Rahmen der Heimspiele eingeleitet. Diese Zahl ist angesichts der Massen, welche jedes zweite Wochenende ins Stadion pilgern, verschwindend gering. In 18 Fällen wurden persönliche Daten von Fans an andere Landespolizeien weitergegeben, was aus datenschutzrechtlicher Sicht höchst bedenklich ist.

Fußballfans weiter zu kriminalisieren, lenkt von den wirklichen gesellschaftlichen Problemen ab. Der Ruf nach einer Ausdehnung polizeilicher Befugnisse ist reiner Populismus. Die öffentlicher Wahrnehmung über Fußballfans und statistische Erhebungen weichen weit voneinander ab. Schuld ist oftmals das martialische Auftreten der Polizei, welches eine Gefahr suggeriert, die nicht existiert. Die Polizei sollte sich stärker im Hintergrund halten und abrüsten.

Fanhilfe Magdeburg, 28. Juli 2023

Chatkontrolle stoppen – Fanhilfe Magdeburg wendet sich an Bundestagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt

Die Fanhilfe Magdeburg hat sich in einem Brief an die demokratischen Bundestagsabgeordneten aus Sachsen-Anhalt gewandt, um auf den Stopp der europaweiten sogenannten „Chatkontrolle“ zu drängen. Seit Jahren sehen sich Fußballfans mit illegalen Datensammlungen der Polizei konfrontiert und werden bei Spielen dauerhaft beobachtet sowie gefilmt. Daher sind Datenschutz und ein sensibler Umgang mit Persönlichkeitsrechten für Fußballfans von größter Bedeutung. Methoden zur Massenüberwachung lehnen Fanhilfen bundesweit kategorisch ab.

Bundestagsabgeordnete von SPD, Grüne, CDU, FDP und Linke aus Sachsen-Anhalt wurden heute durch die Fanhilfe aufgefordert, den Vorschlag zur Chatkontrolle abzulehnen. Dieses auf EU-Ebene geplante Gesetz, welches vorab im Bundestag verabschiedet werden muss, soll den Behörden ermöglichen, Gespräche von jedem beliebigen Menschen zu überwachen. Das Durchsuchen privater Chats ohne konkreten Verdacht ist ein Eingriff, der die Sicherheit und das Vertrauen in unsere Online-Kommunikation untergräbt.

Jüngste Umfrageergebnisse zeigen, dass 87 Prozent der Jugendlichen sich nicht wohl dabei fühlen würden, wenn die Behörden in der Lage wären, ihre digitale Kommunikation zu überwachen. Unter dem Vorwand des Kinderschutzes soll eine Überwachungsinfrastruktur etabliert werden, deren Einsatz mittelfristig auch auf Fußballfans ausgeweitet werden könnte. Chatnachrichten, E-Mails und in der Cloud gespeicherte Daten sollen ständig gescannt, mit polizeilichen Datenbanken abgeglichen und mit Hilfe von künstlicher Intelligenz analysiert werden. Auch Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kommunikation wäre betroffen.

Die Fanhilfe Magdeburg hat sich der Kampagne „Chatkontrolle stoppen!“ angeschlossen, um auf die drohende Überwachung hinzuweisen. Fußballfans sind schon heute enormen Polizeimaßnahmen und Grundrechtseinschränkungen ausgesetzt. Martialische Polizeieinsätze, Einschränkungen von Bewegungs- und Reisefreiheit, permanente Kameraüberwachung und Hausdurchsuchungen sind bereits heftige Maßnahmen gegen Fans. Mit der Chatkontrolle soll die Polizei noch mehr Befugnisse erhalten und damit noch weiter in das Alltagsleben auch von Fans eindringen. Wir befürchten einen starken Gebrauch der Chatkontrolle gegen die Sub- und Jugendkultur von Fußballfans, die angesichts abnehmender Straftaten in den Stadien einfach nicht vertretbar ist. Die freie und selbstbestimmte Fankultur ist dadurch direkt bedroht.

Die Bundesregierung muss die Bemühungen zur Einführung der Chatkontrolle umgehend stoppen. Dieses Instrument der Massenüberwachung darf nicht umgesetzt werden und widerspricht allen freiheitlichen Grundsätzen. Im EU-Rat fällt Deutschland als bevölkerungsreichstem Land eine entscheidende Rolle zu. Viele andere Länder orientieren sich an der deutschen Position. Und diese muss ein klares Stoppzeichen gegen die Chatkontrolle sein.

Magdeburg, 10. Juli 2023

Polizeidrohnen bei Fußballspielen – Fanhilfe legt Beschwerde beim Landesdatenschutzbeauftragten ein

Die Fanhilfe Magdeburg hat Beschwerde gegen die Drohnen-Einsätze der Polizei bei Fußballspielen im und am Magdeburger Heinz-Krügel-Stadion eingelegt. Der Landesdatenschutzbeauftragte ist nun gebeten, zu überprüfen, ob diese Drohnen-Einsätze rechtmäßig und datenschutzrechtlich unbedenklich sind.

Zuvor war über eine parlamentarische Anfrage im Landtag, die die Fanhilfe initiiert hatte, bekannt geworden, dass bei den Heimspielen gegen FC Hansa Rostock sowie Hamburger SV im April 2023 durch die Polizei Drohnen zur Überwachung der Fans eingesetzt wurden. Die Fanhilfe kritisiert diese Drohnen-Einsätze, da diese bereits mehrfach als rechtswidrig erklärt wurden – zuletzt sogar durch das Bundesverfassungsgericht. Mit dem Einsatz von Drohnen werden Fußballfans unter ständiger Beobachtung und Generalverdacht gesetzt. Die Fanhilfe lehnt diese Drohnen-Einsätze ab.

Die Beschwerde nimmt u. a. folgende Fragen in den Fokus: Auf welcher Rechtsgrundlage fanden die Drohne-Einsätze statt? Wer wurde gefilmt? An wen wurden die Bilder der Drohnen übertragen und wie werden die Aufnahmen gespeichert? Welche Löschfristen gelten? Liegt nach Auffassung des Landesdatenschutzbauftragten ein Grundrechtsverstoß vor? Die Beschwerde beim Landesdatenschutzbauftragten wurde am Donnerstagabend eingereicht.

Fanhilfe Magdeburg, 25. Juni 2023

Drohnen-Einsätze der Polizei bei Spielen des 1. FC Magdeburg – Persönlichkeitsrechte von Fußballfans stärker schützen

Die Fanhilfe Magdeburg hat über die Linksfraktion im Landtag eine parlamentarische Anfrage an die Landesregierung von Sachsen-Anhalt gestellt, um den Einsatz von Drohnen durch die Polizei Sachsen-Anhalt bei Fußballspielen zu untersuchen. Sowohl bei Heim- als auch Auswärtsspielen klagen zahlreiche Fans des 1. FC Magdeburg über zunehmende Überwachungsmaßnahmen.

Die Anfrage belegt, dass die Polizei Drohnen bei Spielen des 1. FC Magdeburg einsetzt. Die Fanhilfe kritisiert diese Drohnen-Einsätze, da diese bereits mehrfach als rechtswidrig erklärt wurden – zuletzt sogar durch das Bundesverfassungsgericht. Mit dem Einsatz von Drohnen werden Fußballfans unter ständiger Beobachtung und Generalverdacht gesetzt. Dadurch werden die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Fans unterlaufen, ohne dass sie die Möglichkeit haben, dies zu verhindern. Es gibt für die Fans im Stadion keinerlei Möglichkeiten zu erkennen, ob, wann, was oder wer genau von den Drohnen gefilmt wird. Der Datenschutz muss auch bei Fußballfans gewahrt werden.

Fußballfans sind keine Menschen, die auf Schritt und Tritt überwacht werden müssen. Die Fanhilfe fordert daher, willkürliche Einsätze von Drohnen zu beenden sowie angemessene Kontrollmechanismen und Richtlinien für den Einsatz von Drohnen festzulegen. Hier muss das Innenministerium dringend nachsteuern.

Die Drohnen der Polizei Sachsen-Anhalt wurden ursprünglich zur Verkehrsüberwachung und Erfassung von Tatorten schwerer Kriminalität angeschafft. Einsätze im Stadion gehören explizit nicht dazu.

Fanhilfe Magdeburg, 21. Juni 2023

Rechtswidriger Polizeieinsatz gegen Clubfans in Bochum – Einstellung im Strafverfahren zur Sonderzugfahrt 2019

Aktuell laufen Strafverfahren gegen Fans des 1. FC Magdeburg in Bezug auf den großangelegten Polizeieinsatz zum Auswärtsspiel 2019 in Bochum. Hier wurden knapp 700 Clubfans von der Polizei festgehalten. Das Verwaltungsgericht Köln hat im Dezember 2021 festgestellt, dass dieser Polizeieinsatz rechtswidrig war. Ein Strafverfahren im Rahmen des Polizeieinsatzes in Bochum am 4. Mai 2019 gegen ein Fanhilfe-Mitglied wurde am 27. Januar 2023 erfolgreich eingestellt. Der Richter folgte der Argumentation des Verwaltungsgerichts Köln und rügte die Polizei für den rechtswidrigen Einsatz sowie die darauffolgenden Ermittlungen gegen Fans des 1. FC Magdeburg.

Dazu betont Christian Oberthür, Vorstand der Fanhilfe Magdeburg: „Für uns ist die Einstellung des Strafverfahrens ein Erfolg und logische Konsequenz aus dem Urteil der Rechtswidrigkeit des Polizeieinsatzes. Das damalige Auswärtsspiel in Bochum ist vielen Clubfans sehr bitter aufgestoßen, weil die Polizei allen Magdeburgern eine friedliche Sonderzugfahrt nach Bochum verkorkst hatte. Die darauffolgende Kriminalisierung der Fans durch Strafanzeigen setzte hierbei noch einen drauf. Für den betroffenen Clubfan bedeutete das vier Jahre voller Stress und Vorverurteilung durch den Staat. In dem aktuellen Fall ist diese Vorverurteilung jetzt vorbei und das Verfahren zurecht eingestellt.“

Hintergrund:
Knapp 700 Fans des 1. FC Magdeburg wurden am 4. Mai 2019 am Bochumer Hauptbahnhof von der Polizei über mehrere Stunden festgesetzt. Alle Angereisten mussten sich ausgiebigen Kontrollen unterwerfen, die immer wieder durch überzogenes, eskalatives Verhalten der Polizistinnen und Polizisten verzögert wurden. Die knapp 700 Fans sahen das Spiel - trotz gültiger Eintrittskarten - auf Grund der langen Polizei-Maßnahme nicht oder nur noch für wenige Minuten. Nur deeskalierendes Verhalten der Fans sowie Vereinsvertreter, Fanhilfe und Fanprojekt konnten Auseinandersetzungen verhindern.

Das Verwaltungsgericht Köln hat im Dezember 2021 festgestellt, dass die Festsetzung durch die Bochumer Polizei rechtswidrig gewesen ist. Durch die Polizei angeführten Gründe für den Einsatz, das angebliche Zünden von Pyrotechnik, wurde während des Prozesses nicht konkretisiert. Der Richter hob hervor, dass die knapp 700 Fans wesentlich in ihren Freiheitsrechten beschnitten wurden. Außerdem fehlte dem Großeinsatz der Polizei jegliche richterliche Anordnung.



Fanhilfe Magdeburg, 30. Januar 2023

Eine lebendige Fankultur braucht starke Fanrechte

22 Fanhilfen aus ganz Deutschland haben einen gemeinsamen Forderungskatalog zum besseren Umgang mit Fußballfans entwickelt. Auf der jährlichen Mitgliederversammlung des Dachverbands der Fanhilfen e. V., die am gestrigen Sonntag in Hannover stattgefunden hat, blickten Vertreter der einzelnen Standorte gemeinsam auf den Neustart in den deutschen Stadien nach dem Ende der Corona-Beschränkungen. Viele Fanhilfen berichteten über anhaltend überzogene Polizeieinsätze.

Nach zwei Jahren Pandemie blüht die Fankultur in den Fußballstadien wieder vollends auf. Viel zu oft erleben Fans jedoch willkürliche und unverhältnismäßige Polizeimaßnahmen gegen sich. Die Polizei muss endlich ihre Feindbilder gegenüber den Fans abbauen. Wasserwerfer, Ganzkörperkontrollen und sogar Drohnenüberwachung gehören mittlerweile zum Standard-Repertoire der Polizei – selbst bei Fußballspielen in der 3. Liga. Das offenbart einen völlig übertriebenen Generalverdacht gegenüber allen Fans.

Der aktuelle Beschluss der Fanhilfen setzt genau dort an und fordert, das Feindbild “Fußballfan” systematisch abzubauen. Dies muss einhergehen mit dem Schutz von Bürgerrechten am Spieltag sowie der Abschaffung der Datei “Gewalttäter Sport”. Darüber hinaus wird die Forderung nach einer Kennzeichnungspflicht für die Polizei erneuert und die auf EU-Ebene geplante Chatkontrolle abgelehnt.

Kurz- und mittelfristige Verbesserungen für alle Fans müssen von der Politik zügig angegangen werden. Nach der Winterpause werden sich die Stadien wieder füllen und Fans werden erneut mit einem völlig aus dem Ruder gelaufenen Sicherheitsapparat konfrontiert sein. Einer echten Wertschätzung des vielfältigen Engagements der Fanszenen steht dieser Generalverdacht eindeutig entgegen. Dauerüberwachung, Freiheitsbeschränkungen, rechtswidrige Datensammlungen, fehlende Handhabe gegen Polizeigewalt und die geplante Kontrolle jeglicher digitaler Kommunikation beschränken Fanrechte massiv. Die Fanhilfen in Deutschland werden zu diesen Themen auch in Zukunft nicht schweigen und Missstände weiterhin eindeutig benennen.



Fanhilfe Magdeburg, 5. Dezember 2022

Riesen-Erfolg im Twitter-Prozess vor dem Oberverwaltungsgericht Münster

Ein Fan des 1. FC Magdeburg hat heute eine Klage um einen umstrittenen Twitter-Post der Polizei Duisburg gewonnen. Die Polizei muss die Rechte von Fußballfans und somit den Grundsatz der Neutralität auch im Internet wahren. Das Urteil hat bundesweite Signalwirkung.

Am heutigen Tag wurde mit großer Spannung die Urteilsverkündung im sogenannten Twitter-Prozess erwartet. Beim Auswärtsspiel des 1. FC Magdeburg in Duisburg im Februar 2017 hat die Polizei über Twitter ein Foto veröffentlicht, was mehrere Clubfans zeigt und den Fans grundsätzlich unterstellt, verbotene Handlungen vollziehen zu wollen. Das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen hat heute festgestellt, dass die Veröffentlichung von Bildaufnahmen mit Clubfans vor dem Gästeeingang, verbunden mit einem Generalverdacht, nicht den Anforderungen entspricht, die das Bundesverfassungsgericht an die Veröffentlichungen des Staates stellt, die Rechte Dritter - also die der Fußballfans - beeinträchtigen und damit rechtswidrig war.

Fast sechs Jahre hat es bis zur Urteilsverkündigung gebraucht, um dieses Urteil mit bundesweiter Signalwirkung zu erwirken und die tendenziöse Berichterstattung der Polizeibehörden in Bezug auf Fußballfans zu rügen. Durch das Urteil wurden die Persönlichkeitsrechte von Fußballfans gestärkt und die Pflicht zur Neutralität behördlicher Arbeit unterstrichen. Die Fanhilfe Magdeburg fordert, dass die Polizei ihre Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Medien endlich überarbeitet. Es ist nicht Aufgabe der Polizei, das öffentliche Meinungsbild zu prägen – dies obliegt der Presse und zivilgesellschaftlichen Akteuren.



Im Rahmen des Prozesses wies die Polizei Nordrhein-Westfalen darauf hin, die Tweets des Tages auf welchen Personen abgebildet waren, aus Wahrung der Persönlichkeitsrechte nachträglich entfernt zu haben. Wir fordern, dass keine Bilder von Personen ohne deren Einwilligung überhaupt erst aufgenommen und über Polizei-Profile in den Sozialen Medien veröffentlicht werden dürfen. Nur dies würde den Persönlichkeitsrechten von Bürgern gerecht werden. Schließlich möchte niemand unfreiwillig mit der Polizei in Verbindung gebracht werden.

Der die Klägerin in beiden Instanzen vertretende Rechtsanwalt Dr. Hüttl betont nach dem Urteil: „Das Oberverwaltungsgericht hat mit dem heutigen Urteil nicht alleine die Rechte von Fußballfans, sondern vielmehr die Rechte aller Bürger gestärkt. Die Abbildung von Personen und - so wie hier - die unrichtige Darstellung von Sachverhalten durch die Polizei in den Sozialen Medien ist grundsätzlich geeignet, in das allgemeine Persönlichkeitsrecht Betroffener einzugreifen. Das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen hat hierzu heute klare Regeln sowie Prüfmaßstäbe aufgestellt und ist zu dem Ergebnis gelangt, dass sich die beklagte Polizeidirektion Duisburg rechtswidrig verhalten hat. Ich hege die Hoffnung, dass dieser eindeutige Richterspruch nun zum Umdenken und reflektiertem Agieren der Polizeibehörden führt.“

Die Fanhilfe Magdeburg bedankt sich für den Einsatz der mutigen Klägerin, diesen fast sechs Jahre langen Weg stellvertretend für alle Fußballfans gegangen zu sein. Ein großer Dank gilt zudem Rechtsanwalt Dr. Andreas Hüttl für seinen hervorragenden Einsatz.


Fanhilfe Magdeburg, 28. November 2022

Twitter-Prozess gegen die Polizei Duisburg geht weiter - Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster erwartet

Ein Fan des 1. FC Magdeburg klagt in zweiter Instanz gegen einen Twitterpost der Polizei Duisburg. Die Betroffene fühlt sich von der Polizei in den sozialen Medien bloßgestellt und diffamiert. Am Montag entscheidet nun das Oberverwaltungsgericht Münster.

Wegen eines Tweets vor dem Spiel des MSV Duisburg gegen den 1. FC Magdeburg im Februar 2017 muss sich die Duisburger Polizei am Montag, den 28. November, vor dem Oberverwaltungsgericht Münster verantworten. Die Polizei machte vom Einlass am Duisburger Stadion ein Foto und verbreitete das Bild mit dem Text: „#MSVFCM Stau am Gästeeingang, einige Fans haben sich Regenponcho angezogen um die Durchsuchung zu verhindern.“ Ein Fan fühlte sich damit von der Polizei in den sozialen Medien diffamiert. In der ersten Instanz konnte der zuständige Richter den betroffenen Clubfan nicht erkennen. Dies rügte anschließend das Oberverwaltungsgericht Münster und ließ richtigerweise die zweite Verhandlung am 28. November zu.

Die Klägerin vertritt die Ansicht, dass sich die Polizei Duisburg rechtswidrig verhalten hat. Der Sachverhalt wurde falsch dargestellt. Kein Fan des 1. FC Magdeburg – und insbesondere nicht die Klägerin - hatte den Regenponcho an, um eine Durchsuchung zu verhindern. Daneben konnte in der mündlichen Verhandlung nachgewiesen werden, dass die Aufforderung der Polizei Duisburg zum Ablegen der Ponchos erst ca. 25 Minuten nach der Anfertigung des Fotos, auf der die Fans und die Klägerin abgebildet wurden, über den Lautsprecherwagen der Polizei vorgenommen wurde. Es war für die Klagende zudem nicht ersichtlich, dass sie Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Polizeibehörde Duisburg wurde.

Dazu betont Dr. Andreas Hüttl, Rechtsanwalt in dem Verfahren: "Die Öffentlichkeitsarbeit von Polizeibehörden unterliegt - wie jedes Staatshandeln - dem Neutralitäts- und Sachlichkeitsgebot. Äußerungen müssen einen sachgerechten und vertretbar gewürdigten Tatsachenkern beinhalten. Das staatliche Informationshandeln muss daher den Sachverhalt sorgsam und verlässlich aufklären, wobei die veröffentlichten Informationen sachlich und richtig sein müssen. Das Geschehen, an dem die Klägerin beteiligt war, wurde von der Beklagten jedoch grob falsch dargestellt. Es wurde suggeriert, dass sich die Fans - so auch die Klägerin - beim Gästeeingang Regenponchos angezogen haben, um die rechtmäßige Durchsuchung beim Einlass ins Stadion zu verhindern. Die Klägerin hat jedoch nichts dergleichen getan. Ich erwarte, dass das verwaltungsgerichtliche Urteil aufgehoben und festgestellt wird, dass sich die Polizei Duisburg rechtswidrig verhalten hat. Die Fanhilfe Magdeburg, welche der Betroffenen zur Seite steht, sieht das Verhalten der Polizeibehörden in den sozialen Medien grundsätzlich kritisch."

Christian Oberthür, Vorstand der Fanhilfe, betont: "Es ist nicht hinzunehmen, dass Fußballfans von der Polizei in den sozialen Netzwerken grundlos an den Pranger gestellt werden. Das gleicht einer Vorverurteilung, welche nicht mit dem Neutralitätsgrundsatz staatlicher Behörden vereinbar ist. Das öffentliche Meinungsbild wird so in einer unzulässigen Weise vorgeprägt und damit die objektive Berichterstattung beeinträchtigt. Aufgabe der Polizei ist es nicht, einen öffentlichen Diskurs zu prägen, dies gebietet das Rechtsstaatsprinzip. Da es bisher sehr wenige Urteile hierzu gibt und das Auftreten der Polizei in den sozialen Netzwerken erheblich zunimmt, kommt dem Verfahren eine erhebliche allgemeine Bedeutung zu."


Fanhilfe Magdeburg, 25. November 2022

Organisatorisches Fiasko durch Polizei und Bahn nach Heimspiel gegen Hannover 96

Nach dem Heimspiel des 1. FC Magdeburg gegen Hannover 96 am 19. August kam es zu chaotischen Szenen auf dem Magdeburger Hauptbahnhof sowie am Bahnhof Herrenkrug. Clubfans sowie auch Auswärtsfans wurden von der Polizei über mehrere Stunden im Hauptbahnhof festgehalten und drangsaliert.

Die Fanhilfe Magdeburg hatte Fans am Wochenende dazu aufgerufen, Augenzeugenberichte von der Situation vor Ort aufzuschreiben und einzuschicken. Den Berichten nach wurden zahlreiche Fans nach dem Spiel ohne ersichtlichen Grund und ohne Begründung durch die Polizei am Magdeburger Hauptbahnhof festgehalten. Bereits ab dem Haltepunkt Herrenkrug kam es zu Problemen. Die unter massiver Polizeipräsenz sehr schleppend verlaufende Rückführung der Fans aus Hannover zum Bahnhof Herrenkrug sorgte dafür, dass der Transfer zum Hauptbahnhof nicht mehr stattfinden konnte. Zudem stellte die Deutsche Bahn offensichtlich zu wenige Waggons bzw. Züge zur Verfügung. Dies führte dazu, dass Magdeburger Fans aus dem Umland die Fahrt in die umliegenden Regionen vom Hauptbahnhof aus verwehrt wurde.

Statt vernünftig und klar zu kommunizieren, setzte die Polizei auf Abschottung der beiden Fanlager, ohne die Probleme beim Abtransport der Fans mitzuteilen. Die Folge dieses Chaos war eine aufgeladene Stimmung unter den Fans, die die Polizei nur durch massive körperliche Gewalt zu beantworten wusste. Die Gründe für das stundenlange Festhalten der Fans ohne vernünftige Versorgungsmöglichkeiten sowie auch Toilettengänge wurden bis dato weder durch Polizei noch Bahn kommuniziert. Viele Fans erreichten ihren Heimatort erst in den frühen Morgenstunden.

Die Fanhilfe Magdeburg wertet derzeit die Zusendungen aus der Fanszene aus. Bisher ist völlig unklar, wieso die Polizei Fans mit gültigen Zugtickets nicht zu den Zügen gelassen hat und stattdessen mit körperlicher Gewalt gegen die Fans vorgegangen ist. Die Polizei war am Spieltag mit zahlreichen Hundertschaften, Hubschrauber, Kameraüberwachungen etc. im Einsatz, hat es aber nicht geschafft, Fans mit gültigen Fahrkarten nach dem Spiel zum Zug zu lassen.

Es muss in Magdeburg endlich ein fanfreundlicher Umgang Einzug halten – nicht die harte Hand mit körperlicher Gewalt gegen Fußballfans. Dieser Einsatz muss umgehend kritisch aufgearbeitet werden und die Polizei muss schneller auf fehlgelaufene Planungen im Einsatz reagieren.


Fanhilfe Magdeburg, 22. August 2022

Fanhilfe verteilt 10.000 Informationsbroschüren zum Umgang mit der Polizei

Die Fanhilfe Magdeburg hat zum Saisonstart des 1. FC Magdeburg eine umfangreiche Informationsbroschüre zum Umgang mit der Polizei neu aufgelegt. Die Broschüre soll zum ersten Heimspiel am morgigen Samstag großflächig im Stadion verteilt werden, um die Clubfans über ihre Rechte und Pflichten zu informieren. Vereinsaktivisten und Anwälte der Fanhilfe haben diese Broschüre zusammen erstellt.

Der 1. FCM startet in die neue 2. Liga-Saison und auch die Fanhilfe hat sich auf die kommende Saison besonders vorbereitet. Die Fanhilfe Magdeburg informiert, berät und hat ein offenes Ohr für rechtliche Angelegenheiten rund um den Fußball. Hierfür wurde eine neue Broschüre erstellt, welche über die Rechte und Pflichten im Umgang mit der Polizei informiert. Fußballfans sind oftmals Adressaten von polizeilichen Maßnahmen. Um in solchen Situationen die eigenen Rechte zu kennen, bietet die Fanhilfe zum ersten Heimspiel jedem interessierten Clubfan eine kostenlose Informationsbroschüre an. Dabei geht es etwa das richtige Verhalten bei einer Personalienfeststellung, einer Kofferraumdurchsuchung oder aber auch vor Gericht. Grundrechte gelten auch für Fußballfans, doch oftmals werden die Grenzen durch die Polizei überschritten. Um selbst auf rechtlich sicheren Beinen zustehen, bedarf es eines gewissen Grundwissens, was die Fanhilfe auf 28 Seiten in der Broschüre, aber auch in persönlichen Gesprächen im Stadion sowie Vorträgen vermittelt.

Fanhilfe Magdeburg, 15. Juli 2022

Fanhilfe legt Aufarbeitung des Polizeieinsatzes zur Aufstiegsfeier des 1. FC Magdeburg vor – Sammlung belegt unverhältnismäßigen Einsatz gegen friedlich feiernde Fans

Die Fanhilfe Magdeburg hat in den letzten Tagen eine Stoffsammlung zum Polizeieinsatz zu den Aufstiegsfeierlichkeiten des 1. FC Magdeburg angefertigt. Diese Sammlung zeichnet ein Bild des Polizeieinsatzes am Hasselbachplatz und in Stadtfeld, das höchst fragwürdig ist. Konkret gab es gewalttätige Übergriffe gegen friedlich feiernde Fans durch die Polizei. Auch einige Kneipenbetreiber am Hasselbachplatz erlebten einen verstörenden Polizeieinsatz.

Etliche Meldungen von geschädigten Clubfans, Gästefans sowie Kneipenbetreibern erreichten die Fanhilfe seit Montag, 25. April über Social Media, E-Mail und Telefon. Während am Stadion über 25.000 Menschen ausgiebig feierten und sich die Polizei im Hintergrund hielt, ließ die Polizei die Situation am Hasselbachplatz bewusst eskalieren. Das beweisen auch die der Fanhilfe zugesandten Schilderungen. Die Polizei nahm vereinzeltes Abbrennen von Pyrotechnik zum Anlass, um mit zwei Wasserwerfern sowie etlichen Hundertschaften den Hasselbachplatz am frühen Abend weiträumig von allen blau-weißen Fans zu räumen. Den Einsatz von Wasserwerfern, die sonst nur bei Großdemonstrationen aktiviert werden, kritisiert die Fanhilfe besonders. Ebenso verurteilt die Fanhilfe das mehr als rabiate Vorgehen der Polizisten - sowohl in körperlicher als auch verbaler Hinsicht - gegen Fans, die friedlich in den Kneipen am Hasselbachplatz feierten. Der Fanhilfe liegen zahlreiche Videos und Berichte vor, die belegen, dass vollkommen friedvolle Fans von der Polizei getrieben und zum Verlassen des Platzes gedrängt wurden, die geschoben und gestoßen, oder mit Pfefferspray und weitergehender körperliche Gewalt verdrängt wurden.

Wir fordern die Polizei auf, ihre Einsatztaktik grundlegend zu überdenken. Fußballfans dürfen nicht weiter wie Tiere behandelt werden. Es muss das Gebot der Verhältnismäßigkeit auch gegenüber Fußballfans gelten. Insgesamt sind der Fanhilfe Magdeburg sechs konkrete Fälle von Polizeigewalt bekannt geworden, die Fans zur Anzeige gebracht haben. Teilweise liegen hier schwere Vorwürfe wie gefährliche Körperverletzung durch den Einsatz von Pfefferspray, Knüppeln und Tritte gegen friedliche Fans durch die Polizei vor - ein Fan verlor gar das Bewusstsein.

Zur Stoffsammlung der Fanhilfe Magdeburg

Die Fanhilfe Magdeburg startete bereits am Folgetag des überzogenen Polizeieinsatzes einen öffentlichen Aufruf an alle Fans des 1. FC Magdeburg, Übergriffe durch die Polizei im Rahmen der Aufstiegsfeier zu melden. Auch eine telefonische Sprechstunde der Fanhilfe mit einem Anwalt wurde organisiert, um das weitere Vorgehen im einzelnen Fall mit den Fans zu beraten. Die Fanhilfe wird als Solidargemeinschaft weiterhin auf der Seite der Opfer von Polizeigewalt stehen und alles Mögliche tun, um Ihnen eine Stimme zu geben.

Fanhilfe Magdeburg, 4. Mai 2022

Fanhilfe kritisiert Polizeieinsatz gegen die Aufstiegsfeierlichkeiten

Wir haben gestern sehr ausgeglichene Aufstiegsfeierlichkeiten in der Stadt erlebt. Rund 25.000 Clubfans feierten im Stadion und den zentralen Plätzen friedlich den Aufstieg. Während die Polizei am Stadion auf Zurückhaltung und Deeskalation gesetzt hat, wurden Fans an verschiedenen Orten im Stadtgebiet mit einem martialischen Polizeiaufgebot drangsaliert.

Mit Wasserwerfern und Hundertschaften wurden am Hasselbachplatz selbst die Fans, die in den lokalen Kneipen feierten, verdrängt und mit Platzverweisen überzogen. Uns liegen Augenzeugen-Berichte vor, dass Fans vor Ort völlig wahllos und ohne erkennbaren Grund aus den Kneipen geworfen wurden. In einem Fall wurde ein Fan sogar durch die Polizei getreten und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Statt auch hier mit bürgernahen, zurückhaltenden Polizeikräften zu agieren, hat die Polizei wiederholt gegen Fans aufgerüstet und einer friedlichen Aufstiegsfeier einen bitteren Beigeschmack verliehen.

Wir haben nun einen öffentlichen Aufruf an alle 1. FCM-Fans gestartet, um zu sammeln, welche Übergriffe durch die Polizei passiert sind. Danach werden wir zusammen mit unseren Anwälten schauen, wie wir zusammen mit den Fans weiterverfahren können.

Fanhilfe Magdeburg, 25. April 2022

Veranstaltung am 15. März: 1 x 1 im Umgang mit der Polizei

Fußball geht immer – doch nicht selten wird der Stadionbesuch zum Graus. Immer mehr Überwachungs- und Sicherheitsmaßnahmen machen das Stadion – ob heim oder auswärts – zum Hochsicherheitstrakt. Die Magdeburger Fanszene sieht sich immer öfter repressiven Maßnahmen seitens der Polizei, dem DFB oder anderen Organen ausgesetzt.

Spätestens nach der Sonderzugfahrt nach Bochum wurde jedem Clubfan klar: Polizeikontrollen, Schikanen oder gar Festnahmen sind keine Einzelfälle beim Fußball. Bei Beschlagnahmungen durch die Polizei, Strafbefehlen, Hausdurchsuchungen und Gerichtsprozessen hilft die Fanhilfe Magdeburg – während die Polizei nicht selten massenweise persönliche Daten sammelt und dann Fußballfans mit Anzeigen und Strafbefehlen drangsaliert.
Was ist zu tun, wenn Fußballfans in Polizeikontrollen kommen oder Post von der Polizei oder Staatsanwaltschaft erhalten? Was sind bestehende Rechte, was sind Pflichten? Mit welchen Tricks arbeiten Polizei, Richter und Staatsanwaltschaft? Bei was kann die Fanhilfe konkret unterstützen? Alle diese Fragen möchten wir am internationalen Tag gegen Polizeigewalt, dem 15. März, ab 18 Uhr im Fanprojekt (Lemsdorfer Weg 25, 39112 Magdeburg) besprechen und auf praxisnahe Beispiele eingehen.

Wir bitten alle Teilnehmenden, vor Ort einen Schnelltest zu machen oder ein tagesaktuelles, negatives Testergebnis vorzuzeigen. Schnelltests liegen vor Ort bereit. Zur besseren Planung bitten wir um Voranmeldung an: pr@fanhilfe-magdeburg.de

Polizeieinsatz am Bochumer Hauptbahnhof 2019 war rechtswidrig

Das Verwaltungsgericht Köln hat gestern festgestellt, dass die Festsetzung von knapp 700 Fans des 1. FC Magdeburg durch die Bochumer Polizei am 4. Mai 2019 rechtswidrig war. Beim damaligen Auswärtsspiel des 1. FCM wurden hunderte Clubfans nach Ankunft eines Sonderzugs am Bochumer Hauptbahnhof festgehalten und stundenlang schikaniert. Ein betroffener Clubfan und Fanhilfe-Mitglied ging nun erfolgreich gegen den unverhältnismäßigen Polizeieinsatz vor.

Das Verwaltungsgericht Köln stellt in seiner Urteilsbegründung fest, dass der damalige Polizeieinsatz rechtswidrig war. Durch die Polizei angeführte Gründe für den Einsatz, das angebliche Zünden von Pyrotechnik, wurde während des Prozesses nicht konkretisiert. Der Richter hob hervor, dass die knapp 700 Fans wesentlich in ihren Freiheitsrechten beschnitten wurden. Außerdem fehlte diesem polizeilichen Großeinsatz jegliche richterliche Anordnung.

Christian Oberthür, Vorstand der Fanhilfe Magdeburg, ist zufrieden über den Ausgang des Verfahrens: "Das Gericht teilt unsere Sichtweise. Die deutlichen Worte des Richters in der Urteilsbegründung lassen aufhorchen. Wir haben endlich Klarheit, dass dieser Einsatz gegen Fußballfans rechtswidrig war und die Rechte von Fußballfans nicht weniger wert sind. In Zukunft werden wir uns weiter mit hoher Motivation dafür einsetzen, dass unverhältnismäßige Polizeieinsätze juristisch überprüft werden. Wir Fans sind nicht der Spielball der Polizei."

Knapp 700 Clubfans wurden am 4. Mai 2019 über mehrere Stunden die Freiheit geraubt. Die negativen Erfahrungen mit der Polizei, die die Fans gemacht haben, bleiben in den Köpfen bestehen. Wir fordern, dass die Innenminister endlich ihre Politik im Umgang mit Fußballfans ändern und Fans nicht als Kriminelle ansehen. Unser Dank gilt dem mutigen Clubfan, welcher den langen Weg der Justiz auf sich genommen hat. Unsere Solidarität gilt allen, die vom juristischen Nachspiel dieser Maßnahme bis heute betroffen sind.

Hintergrund:
Zum damaligen Spiel vom VfL Bochum gegen den 1. FC Magdeburg reisten ca. 700 Fans des 1. FCM per Sonderzug an. Am Bochumer Hauptbahnhof wurden die Fans von einem martialischen Polizeiaufgebot empfangen und stundenlang von der Polizei festgehalten. Alle Angereisten mussten sich ausgiebigen Kontrollen unterwerfen, die immer wieder durch überzogenes, eskalatives Verhalten der Polizistinnen und Polizisten verzögert wurden. Die knapp 700 Fans sahen das Spiel - trotz gültiger Eintrittskarten - auf Grund der langen Polizei-Maßnahme nicht oder nur noch für wenige Minuten. Nur deeskalierendes Verhalten der Fans sowie Vereinsvertreter, Fanhilfe und Fanprojekt konnten schlimme Auseinandersetzungen verhindern.

Die Taktik der Polizei in Nordrhein-Westfalen, Fußballfans unter fadenscheinigen Gründen am Besuch von Fußballspielen zu hindern, hat eine unrühmliche Historie. Allein 2018 wurden tausende Fans aus Dresden, Kaiserslautern, Rostock, St. Pauli und Aachen am Spielbesuch gehindert. Darüber hinaus kam es zu völlig unverhältnismäßigen Polizei-Einsätzen gegen Fans von Schalke 04, Fortuna Düsseldorf oder auch Bayer Leverkusen.


Fanhilfe Magdeburg, 1. Dezember 2021

Informationen an unsere Mitglieder

Hallo Clubfans, liebe Mitglieder,

nach einer längeren Pause melden wir uns wieder zu Wort und möchten euch mit den folgenden Zeilen zum aktuellen Stand in der Fanhilfe Magdeburg abholen.

Vereinsarbeit während der Pandemie

Natürlich sind und bleiben wir handlungsfähig. Habt ihr Probleme mit Vereinen, Behörden oder Verbänden, könnt ihr uns jederzeit kontaktieren. Lediglich das persönliche Gespräch, welches wir sonst vor allem aufgrund der Vertraulichkeit sehr schätzen, kommt dabei etwas zu kurz. Das sollten wir im Sinne unser aller Gesundheit respektieren und gemeinsam werden wir eine gute und individuelle Lösung finden.

Solltet ihr unsere Hilfe benötigen, kontaktiert uns am besten per Mail unter kontakt@fanhilfe-magdeburg.de und beschreibt kurz euer Anliegen. Beachtet dabei aber bitte unbedingt, was ihr in die Mail schreibt. Auf keinen Fall solltet ihr euch oder Freunde/ Bekannte auf diesem unsicheren Kommunikationskanal belasten.

Seit Juli bieten wir zudem auch unsere Sprechstunde im neuen Fanprojekt (Lemsdorfer Weg 25) wieder an. Wollt ihr ein vertrauliches Gespräch, so nehmt dieses Angebot gerne am ersten Donnerstag eines jeden Monats zwischen 18 und 19 Uhr wahr. Beachtet dabei jedoch bitte, dass sich maximal 20 Personen im Fanprojekt aufhalten dürfen. Eine kurze Voranmeldung wäre daher wünschenswert.

Rechtliche Aufarbeitung der Vorfälle in Duisburg, Bochum etc.

In diesen Fällen gibt es nicht allzu viel Neues zu berichten. Für das Spiel in Duisburg waren wir in der ersten Instanz nicht erfolgreich. Nachdem wir das Urteil nicht akzeptierten, warten wir nun gespannt auf einen Folgetermin am Oberlandesgericht.

Nachdem die 1:1-Betreuung der Betroffenen zunächst absolute Priorität hatte, wurde mittlerweile zur Feststellung der Rechtmäßigkeit des Polizeieinsatzes in Bochum nun ebenfalls Klage eingereicht. Der erste Antrag der Polizei, wonach die Klage abzuweisen sei, ging ebenfalls bereits ein. Das ist bis dato noch als „das übliche Vorgeplänkel" abzutun und wir gehen fest davon aus, dass es hier zu einer Verhandlung kommen wird. Die Argumente sind auf unserer Seite! Sobald es hier etwas zu berichten ist, werdet ihr davon erfahren.

Mitgliederversammlung

Dieses Thema haben wir lange vor uns her geschoben. Normalerweise hätte die Mitgliederversammlung im Februar stattgefunden, verschob sich dann aus organisatorischen Gründen etwas. Und dann kam Corona mit all seinen bekannten Begleiterscheinungen, die die Durchführung einer Mitgliederversammlung schlicht unmöglich machten.

Nun ist es mittlerweile so, dass eine Mitgliederversammlung durchaus realisierbar wäre, sofern die Anzahl der Teilnehmenden begrenzt ist und der Veranstalter die Einhaltung entsprechende Hygiene- und Abstandsregeln zusichert.

Nach derzeitigem Stand der Dinge, werden wir vor Oktober jedoch keine Mitgliederversammlung durchführen. Hierfür gibt es verschiedene Gründe, die wir kurz nennen wollen:

eine Beschlussfassung ist rechtlich angreifbar, sofern nicht allen Mitgliedern Zugang zur Mitgliederversammlung ermöglicht werden kann; der Zugang aller Mitglieder zur Mitgliederversammlung ist abseits der rechtlichen Situation auch das Selbstverständnis des Vorstands; der Aufwand, entsprechende Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten ist (zu) groß

Um noch einmal unseren Standpunkt zu verdeutlichen: Als Mitglieder habt ihr ein Recht auf eine Mitgliederversammlung. Die Mitgliederversammlung ist das wichtigste Organ in einem Verein. Wir, der Vorstand der Fanhilfe, haben überhaupt kein Interesse daran, die demokratischen Grundrechte unserer Vereinsmitglieder zu beschränken und daher haben uns mit der Entscheidung auch sehr schwer getan. Letztlich sind wir als Vorstand aber auch in der Verantwortung und im schlimmsten Fall persönlich haftbar, wenn etwas verrutscht. Wir hoffen, unsere Entscheidung ist nachvollziehbar, ihr habt dafür Verständnis und tragt diese mit. Eure und unsere Gesundheit hat absolute Priorität!

Wollt ihr in Zukunft immer „up to date" in der Fanhilfearbeit bleiben? Dann folgt uns online! Ihr findet uns unter:

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facebook.com/fanhilfemagdeburg
instagram.com/fanhilfemagdeburg

Genießt den Sommer, habt eine gute Zeit bis der Ball wieder vor Zuschauern rollt und bleibt gesund.


Fanhilfe Magdeburg e. V.
Der Vorstand

Ab Juli wieder monatliche Sprechstunden der Fanhilfe

Die Fanhilfe Magdeburg bietet ab Juli wieder monatliche Sprechstunden im Fanprojekt Magdeburg, Lemsdorfer Weg 25, an. Die erste Sprechstunde ist am 2. Juli um 18 Uhr.

Zu der Sprechstunde sind alle interessierten Fans des 1. FC Magdeburg herzlich eingeladen. Seit Ende letzten Jahres haben die regelmäßigen Sprechzeiten der Fanhilfe pausiert, zu Beginn wegen des Umzugs des Fanprojekts von Stadtfeld Ost nach Sudenburg, zuletzt wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen.

Ab Juli finden nun wieder die Sprechstunden am ersten Donnerstag im Monat statt (2. Juli, 6. August, 3. September usw.). Wir bitten um Beachtung der jeweils geltenden Hygiene-Regelungen.

Alle Anfragen aus der Fanszene können zudem jederzeit per Mail an kontakt@fanhilfe-magdeburg.de gerichtet werden. Hinweise zur Kontaktaufnahme finden sich hier: www.fanhilfe-magdeburg.de/daten


Fanhilfe Magdeburg am 29.06.2020

Letzte Sprechstunde 2019 und Umzug des Fanprojekts 2020

Die letzte Sprechstunde der Fanhilfe Magdeburg für 2019 wird am 5. Dezember in den Räumen des Fanprojekts Magdeburg sein. Ab Frühjahr 2020 werden die Sprechstunden in dem neuen Objekt des Fanprojekts im Lemsdorfer Weg 23-25 stattfinden.

Der Umzug des Fanprojekts bedeutet somit auch für die Fanhilfe eine räumliche Umstellung. Ab Frühjahr 2020 finden die monatlichen Sprechstunden der Fanhilfe in Magdeburg-Sudenburg, genauer im Lemsdorfer Weg 23-25, statt. Wann die erste Sprechstunde dort durchgeführt werden kann, wird über die Social-Media-Kanäle der Fanhilfe bekannt gegeben.
Alle Anfragen aus der Fanszene können in der Zwischenzeit am Info-Stand der Fanhilfe im Heinz-Krügel-Stadion besprochen oder per Mail an kontakt@fanhilfe-magdeburg.de gerichtet werden. Hinweise zur Kontaktaufnahme finden sich hier: www.fanhilfe-magdeburg.de/daten

Fanhilfe Magdeburg am 4.12.2019

Erfolgreiche Löschung aus Datenbank der Polizei erwirkt

Die Fanhilfe Magdeburg hat, zusammen mit der Rechtsanwältin Dr. Anna Luczak, die Löschung persönlicher Daten aus der polizeilichen Datenbank INPOL-neu erreicht. Ein Fan des 1. FC Magdeburg war dort über drei Jahre lang unrechtmäßig verzeichnet.

Über die Speicherung der persönlichen Daten erfuhr der Fan allerdings nur auf Nachfrage seiner Anwältin. Nach einer Informationsveranstaltung der Fanhilfe Magdeburg im Februar 2018 zu Datenspeicherungen der Polizei entschied sich der Fan zu einer Abfrage beim zuständigen Bundeskriminalamt (BKA). Anwältin Luczak fragte für ihren Mandanten nach, ob Daten über den Fan hinterlegt sind. Im April, über zwei Monate danach, meldete das BKA einen Eintrag. Gespeichert wurde eine Anzeige vom 10.09.2016 wegen sexueller Nötigung, Körperverletzung und Beleidigung. Der Fan, dem diese Dinge zur Last gelegt wurden, war darüber äußerst erschrocken.

Was war passiert? Der Fan besuchte an diesem Tag mit seinen Freunden ein Spiel bei der zweiten Mannschaft des 1. FSV Mainz 05. Mit einem Kleinbus fuhr der kleine Fanclub eine Raststätte an der Autobahn an. Ein Mitfahrer verrichtete seine Notdurft im Freien. Im Anschluss daran wurde Anzeige gegen den Mieter des Kleinbusses mit den genannten Vorwürfen erstattet. Nach einer schriftlichen Vorladung durch die Polizei stockten die Ermittlungen und der betroffene Fan erhielt keine weiteren Briefe der ermittelnden Polizisten.

Wochen später wurde der Fan von einem Bekannten kontaktiert, welcher ebenfalls rechtlichen Beistand aufgrund eines Ermittlungsverfahrens suchte. In der Ermittlungsakte des Bekannten tauchte ein Foto auf. Dort war der Fan nur abgebildet, allerdings weder als Zeuge noch als Beschuldigter benannt. Dennoch gab es einen Vermerk, dass der Fan einmal mit sexueller Belästigung auffiel. Eine schier undurchsichtige Kriminalisierung des Fans, obwohl eine Anzeige nie in ein rechtskräftiges Urteil mündete. Die Anwältin des Fans beantragte beim LKA Hessen umgehend die Löschung der Daten aus dem INPOL-Verzeichnis. Am 04.11.2019 wurden endlich die Daten gelöscht.

Derzeit ist eine zunehmende Kriminalisierung von Fußballfans feststellbar. Die Polizei sammelt massenweise Daten von Fans. Ob nach Polizeikontrollen Anzeigen eingestellt werden, ist dabei nicht von Relevanz. Vielmehr bedeutet ein Eintrag in diese Datenbanken erhebliche Einschränkungen, bspw. bei gängelnden Passkontrollen während einer Reise, die dann länger ausfallen als gewohnt.

Die Fanhilfe Magdeburg bewertet solche Datenspeicherungen als schweren Eingriff in die Grundrechte und setzt sich für die Rechte der Betroffenen ein. Fans des 1. FCM sind aufgerufen, über die Fanhilfe ihre Daten in den Polizeidatenbanken überprüfen zu lassen. Weitere Informationen sind unter www.polizeidatenbanken.de verfügbar.



Die bundesweite Datenbank INPOL-neu
Bei dieser Datenbank handelt es sich um ein länderübergreifendes Informationssystem. Zugriff auf diese Daten haben u. a. das Bundeskriminalamt (BKA), die Landespolizeien, die Bundespolizei und Zollbehörden. Neben dieser Datei gibt es viele weitere Verbunddateien, darunter die bekannte Datei Gewalttäter Sport. Betroffene Fans erfahren dabei nicht, dass Daten durch die Polizei gespeichert wurden.


Datenbanken der Polizei in Sachsen-Anhalt
Weiterhin wurde durch die Recherchen der Fanhilfe Magdeburg bekannt, dass es in Sachsen-Anhalt weiterführende Datenbanken gibt. Im März 2016 gab das Land Sachsen-Anhalt nach einer parlamentarischen Anfrage der Linken zu: „Im Jahr 2006 hatte das Land Sachsen-Anhalt die Datei Erkenntnisgewinnung für Szenekundige Beamte (EfSKB) eingerichtet, da die Verbunddatei Gewalttäter Sport aufgrund eingeschränkter Recherchemöglichkeiten insbesondere für die Erstellung von Gefahrenprognosen im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen nicht ausreichend war.“

Fanhilfe Magdeburg am 29.11.2019

Fanhilfen kritisieren Beschlussvorlage für Innenministerkonferenz

Auf der anstehenden Innenministerkonferenz (IMK) vom 4. bis 6. Dezember in Lübeck sind erneut Gesetzesverschärfungen gegen Fußballfans auf der Tagesordnung. Die IMK soll eine härtere Bestrafung von Pyrotechnik, eine Reformierung des Landfriedensbruchs sowie den Entzug der Fahrerlaubnis bei Vergehen im Zusammenhang mit Fußballspielen beschließen. Die deutschen Fanhilfen kritisieren diese Maßnahmen als realitätsfremd, unverhältnismäßig und rechtswidrig.

Erst kürzlich wurde im aktuellen Jahresbericht der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) der Rückgang von Strafverfahren und verletzten Personen bei Fußballspielen festgestellt. Der Trend ist seit Jahren rückläufig. Weshalb erneut Gesetze verschärft werden sollen, um Fußballfans weiter zu kriminalisieren, ist nicht nachvollziehbar. Vielmehr sehen die Fanhilfen hier erneut einen Versuch, dass sich Politiker über plakative Maßnahmen in der Öffentlichkeit profilieren wollen.

Die Erfahrung der Fanhilfen zeigt, dass die bereits existierenden Gesetze und Strafverfolgung bei Fußballfans, im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Gruppen, bis zum letzten ausgereizt werden. Das Prinzip der Verhältnismäßigkeit wird durch die Polizei kaum beachtet. Ähnliches gilt für die Speicherung in illegalen Polizeidateien, ohne als Fan darüber auch nur ansatzweise informiert zu werden. Inwieweit der Entzug der Fahrerlaubnis zu sichereren Fußballspielen beitragen soll, erscheint schleierhaft.

Aus Sicht der Fanhilfen handelt es sich hierbei schlichtweg um Populismus und das auf Kosten von Freiheitsrechten eines jeden Einzelnen.

Insbesondere im Hinblick auf negative Beispiele in eben jenen Strafverfolgungsbehörden in der jüngsten Vergangenheit sowie eine mangelnde transparente Fehlerkultur und die daraus resultierenden Folgen sollten die Vorhaben der IMK gestoppt werden.

Fanhilfe Magdeburg am 25.11.2019

Vorstand der Fanhilfe mit dem Engagementpreis der Landeshauptstadt ausgezeichnet

Am Mittwoch, 16.10.2019, wurde der Fanhilfe Magdeburg e. V. für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper sprach sich für die Ziele der Fanhilfe aus und überreichte dem Vorstandsmitglied Christian Oberthür die Auszeichnung „FreiwilligenPass 2019“.

Christian Oberthür, Vorstand der Fanhilfe Magdeburg, bedankt sich für die besondere Ehrung: „Die Auszeichnung nehme ich im Namen aller Mitglieder der Fanhilfe entgegen. Ich freue mich, dass die Arbeit der Fanhilfe auf eine besondere Weise gewürdigt wird. Diese Ehrung motiviert uns, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen und unser Engagement für den Erhalt der Bürgerrechte von Fußballfans weiter auszubauen.“

Bei der Festveranstaltung im Magdeburger Gesellschaftshaus wurden über 30 weitere Ehrenamtliche aus der Landeshauptstadt geehrt. Die Würdigung wurde 2006 nach einem Beschluss des Stadtrates ins Leben gerufen. Voraussetzung für die Auszeichnung ist ein Engagement von mindestens 20 Stunden im Monat.

Fanhilfe Magdeburg am 20.10.2019

Lesung in der Stadtbibliothek über Hooligans

Am 10. Oktober um 19:30 Uhr liest der Autor Robert Claus in der Magdeburger Stadtbibliothek aus seinem Buch „Hooligans – Eine Welt zwischen Fußball, Gewalt und Politik“. In dem Buch beleuchtet der Autor zentrale Entwicklungen der Hooliganszene in Europa.

Am Beispiel der russischen und auch polnischen Hooligans, die stark mit Regierungsorganisationen zusammenarbeiten, zeigt der Autor verschiedene gesellschaftliche Verbindungen der sogenannten Hools. Besonders in Osteuropa ist das Klischee der randalierenden Fußballfans lange überholt. Stattdessen haben sich die Fanszenen politisiert. Auch Verknüpfungen zur Rockerszene, die berüchtigten Ackermatches und Kampfsportaktivitäten werden thematisiert.



In dem 2018 erschienen Buch kommen ehemalige und aktive Hooligans, Kenner des osteuropäischen Hooliganismus sowie Fanarbeiter, Wissenschaftler und Fußballfans gleichermaßen zu Wort. In den fundierten Analysen werden Verflechtungen beleuchtet, über die bisher nur wenig bekannt ist. Der Autor Robert Claus wurde 1983 in Rostock geboren und forscht zu den Themen Fankulturen, Hooligans und Rechtsextremismus. Derzeit arbeit er bei der Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit in Hannover.

Die Veranstaltung ist durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt, das Fanprojekt Magdeburg und die Fanhilfe Magdeburg organisiert. Der Eintritt ist frei.

Fanhilfe Magdeburg am 06.10.2019

Rechtsanwalt der Fanhilfe Magdeburg neuer Vorsitzender des Magdeburger Anwaltvereins

Der für die Fanhilfe Magdeburg e.V. aktive Rechtsanwalt Dr. Maik Barthel ist neuer Vorsitzender des Magdeburger Anwaltvereins e.V. Maik Barthel engagiert sich bereits seit Jahren in der Fanhilfe Magdeburg und betreut u.a. die Notfallhotline für Fans des 1. FC Magdeburg.

Der Magdeburger Anwaltverein repräsentiert und fördert die Belange der Anwaltschaft in Magdeburg und den umliegenden Landkreisen. Er ist mit seinen über 200 Anwältinnen und Anwälten der mitgliederstärkste von neun örtlichen Anwaltvereinen in Sachsen-Anhalt. Etliche Mitglieder mit strafrechtlichem Tätigkeitsschwerpunkt sind im Strafverteidigernotdienst organisiert, der rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0170 6556158 erreichbar ist.

Maik Barthel kümmert sich als Mitglied der Fanhilfe Magdeburg um die Belange der Fans des 1. FC Magdeburg. Seit Gründung der Fanhilfe im Jahr 2015 ist Maik Barthel in dem gemeinnützigen Verein aktiv. An den Spieltagen betreut er das Notfalltelefon der Fanhilfe unter der Telefonnummer 0152 19349273. Seine Kanzlei betreibt Maik Barthel in Burg, Jacobistr. 25. Weitere Informationen und seine Kontaktdaten sind unter www.anwalt-barthel.de abrufbar.

Fanhilfe Magdeburg am 20.06.2019

Urteil im Verfahren gegen die Polizei Duisburg über die Rechtmäßigkeit eines Tweets wird erwartet

Im Verfahren gegen die Polizei Duisburg erwartet der Rechtsanwalt Dr. Andreas Hüttl ein Urteil. Am 6. Juni hatte vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf ein Fan des 1. FC Magdeburg die Rechtmäßigkeit eines Tweets der Polizei bemängelt. Die Klage wurde von der zuständigen Richterin für zulässig erachtet. Ein Urteil ergeht nun schriftlich.

Dr. Hüttl, Anwalt der Fanhilfe Magdeburg und Vertreter des 1. FCM-Fan, begrüßt die Entscheidung des Gerichts. Ein Magdeburger Fan beklagt in dem Verfahren die Rechtmäßigkeit eines Tweets der Polizei. Am 24. Februar 2017 spielte der 1. FC Magdeburg beim MSV Duisburg. Fans bereiteten für dieses Spiel eine Choreografie vor. Regenjacken, sogenannte Ponchos, wurde hierfür herausgegeben.

Die Polizei machte vom Einlass am Duisburger Stadion ein Foto und verbreitete das Bild mit dem Text: „#MSVFCM Stau am Gästeeingang, einige Fans haben sich Regencapes angezogen um die Durchsuchung zu verhindern.“ Ein Fan fühlte sich damit von der Polizei in den öffentlichen Medien bloßgestellt und diffamiert. Am 6. Juni kam es zu einer mündlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf. Ein Urteil soll schriftlich ergehen.

Die Klagenden vertreten die Ansicht, dass sich die Polizei Duisburg rechtswidrig verhalten hat. Der Sachverhalt wurde falsch dargestellt. Kein Fan des 1. FC Magdeburg hatte die Regenjacke an, um eine Durchsuchung zu verhindern. Daneben konnte in der mündlichen Verhandlung nachgewiesen werden, dass die Aufforderung der Polizei Duisburg zum Ablegen der Ponchos erst ca. 25 Minuten nach der Anfertigung des Fotos, auf der die Fans und die Klägerin abgebildet wurden, über den Lautsprecherwagen der Polizei vorgenommen wurde.

Es ist nicht hinzunehmen, dass Fußballfans von der Polizei in den sozialen Netzwerken grundlos an den Pranger gestellt werden. Da es bisher sehr wenige Urteile hierzu gibt, kommt dem Verfahren eine erhebliche allgemeine Bedeutung zu. Der bundesweit aktive Fanrechtefonds sowie die Fanhilfe Magdeburg unterstützen die Klage.




Fanhilfe Magdeburg am 14.06.2019

Gerichtsverhandlung wegen eines Tweets der Polizei Duisburg

Am 6. Juni kommt es am Verwaltungsgericht Düsseldorf zu einer Gerichtsverhandlung gegen die Polizei Duisburg. Der Rechtsanwalt der Fanhilfe Magdeburg, Dr. Andreas Hüttl, stuft einen Tweet der Polizei aus dem Jahr 2017, auf dem ein Fan des 1. FC Magdeburg zu sehen ist, als rechtswidrig ein.

Am 24. Februar 2017 spielte der 1. FC Magdeburg in der 3. Liga beim MSV Duisburg. Die Fans bereiteten extra für dieses Spiel eine Choreografie vor. Dafür nutzen sie Regenjacken, sogenannte Ponchos, um eine farbliche Geschlossenheit herzustellen. Die Polizei machte vom Einlass der Gästefans am Duisburger Stadion ein Foto und verbreitete das Bild mit dem Text: „#MSVFCM Stau am Gästeeingang, einige Fans haben sich Regencapes angezogen um die Durchsuchung zu verhindern.“

Ein weiblicher Fan beklagte daraufhin, dass ihre Person widerrechtlich von der Polizei dargestellt wurde. Sie fühlte sich von der Polizei in den öffentlichen Medien bloßgestellt und diffamiert. Zusammen mit dem Anwalt der Fanhilfe Magdeburg, Dr. Andreas Hüttl, hat sie deswegen eine Dienstaufsichtsbeschwerde erhoben und ein Schmerzensgeld von 150 € verlangt.

Die Polizeidirektion Duisburg wies diese Forderung ab. Daraufhin wurde durch die Fanhilfe Magdeburg Klage am Verwaltungsgericht Düsseldorf erhoben. Am 6. Juni um 14.00 Uhr kommt es deswegen zu einer mündlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf.

Der bundesweit aktive Fanrechtefonds sowie die Fanhilfe Magdeburg unterstützen die Klage. Christian Oberthür, Vorstand der Fanhilfe, betont: „Wir haben sehr lange auf diese Verhandlung gewartet. Wir erwarten nun ein deutliches Urteil zur Stärkung der Bürgerrechte unter Fußballfans. Die Aktivität der Polizei in den sozialen Netzwerken überschreitet viel zu oft die neutrale Begleitung des Einsatzgeschehens.“

Die Klagenden vertreten die Ansicht, dass sich die Polizei Duisburg rechtswidrig verhalten hat. Der Sachverhalt wurde falsch dargestellt. Kein Fan des 1. FC Magdeburg hatte die Regenjacke an, um eine Durchsuchung zu verhindern. Es ist nicht hinzunehmen, dass Fußballfans in den sozialen Netzwerken an den Pranger gestellt werden. Da es bisher nur sehr wenige Urteile hierzu gibt, kommt dem Verfahren eine gewisse allgemeine Bedeutung zu.





Hintergrund
Der Einsatz von sozialen Medien durch die Polizei bei Großeinsätzen ist nicht neu. Woche für Woche werden von der Polizei hunderte Postings in den sozialen Medien veröffentlicht. Die Polizei bewertet in den sozialen Medial das Handeln von Bürgerinnen und Bürgern. Nicht selten kommt es dabei zu falschen Anschuldigungen.

Fanhilfe Magdeburg am 03.06.2019

Soli-Grillen vor dem Heinz-Krügel-Stadion

Am Sonntag plant die Fanszene des 1. FC Magdeburg ein Grillfest vor dem Magdeburger Stadion. Aus Anlass des letzten Spiels in der 2. Bundesliga gegen den Traditionsverein 1. FC Köln soll die Saison angemessen abgeschlossen werden.

Vor dem Hintergrund der letzten Vorfälle zwischen Fans und Polizei am Bochumer Hauptbahnhof steht das Grillen unter einem Solidaritätsgedanken. Der Erlös soll den von Repression betroffenen Fans zukommen. Die Fanhilfe Magdeburg begrüßt diese Aktion, die aus der Fanszene heraus organisiert wurde und unterstützt die Veranstaltung finanziell.




Alle Clubfans sind recht herzlich zu diesem Grillen eingeladen. Um 11:00 Uhr beginnt das Grillen auf der Wiese am Heinz-Krügel-Platz. Nach Ende des Spiels wird das Grillen fortgesetzt. Der letzte Spieltag steht zudem unter dem Motto „Fahnentag“, der mittlerweile eine feste Tradition geworden ist. Alle Blau-Weißen sind aufgerufen, ihre Fahnen mit in das Stadion zu bringen.

Fanhilfe Magdeburg am 16.05.2019

Gesonderte Sprechstunde der Fanhilfe Magdeburg am 9. Mai auf Grund der Ereignisse in Bochum

Die Fanhilfe Magdeburg lädt am Donnerstag, 9. Mai von 18 bis 19 Uhr in das Fanprojekt Magdeburg (Klaus-Miesner-Platz 4) zu einer gesonderten Sprechstunde ein. Die Fanhilfe reagiert damit auf das unrechtmäßige Vorgehen der Polizei beim Auswärtsspiel des 1. FC Magdeburg in Bochum. Etwa 700 wurde nach der Zugfahrt nach Bochum von der Polizei über drei Stunden festgesetzt und schikaniert.

Zu der Sprechstunde sind alle interessierten Fans des 1. FC Magdeburg herzlich eingeladen. Vertreterinnen und Vertreter der Fanhilfe beraten am 9. Mai über Unterstützungsmöglichkeiten der betroffenen Fans sowie rechtliche Schritte gegen die Polizeimaßnahmen in Bochum. Wer noch kein Mitglied in der Fanhilfe ist, kann vor Ort einen Mitgliedsantrag ausfüllen.




Alle Fans sind aufgerufen, Verfehlungen der Polizei zu dokumentieren und Gedächtnisprotokolle anzufertigen. Verletzungen durch die Polizei sollten von Ärzten attestiert werden. Die Mitgliedschaft in der Fanhilfe kostet monatlich 3 Euro und unterstützt die Arbeit der Solidargemeinschaft.

Hintergrund
Die Polizeimaßnahmen in Bochum machten auf Grund der enormen Zahl an Polizeikräften vor Ort einen lang geplanten Eindruck. Die Fanhilfe Magdeburg verurteilt die Aktion der Polizei und beklagt die fehlende Verhältnismäßigkeit der Einsatzleitung.

Alle betroffenen Fans konnten das Spiel des VfL Bochum gegen 1. FC Magdeburg trotz gültiger Eintrittskarten nur ab der zweiten Halbzeit im Stadion verfolgen.

Die Polizei unternimmt immer wieder solche kollektiven Festsetzungen von Fans, um sie am Besuch von Fußballspielen zu hindern. Die Magdeburger Fanszene erlebte etwa beim Spiel gegen FC Union Berlin II im Dezember 2014 solche Maßnahmen. Damals wurden über 250 Fans von der Berliner Polizei rechtswidrig festgehalten. Daraufhin wurde die Fanhilfe Magdeburg ins Leben gerufen, um betroffene Fans zu unterstützen.

Fanhilfe Magdeburg am 05.05.2019

Sonderzug der Fanszene Magdeburg am Bochumer Bahnhof grundlos kontrolliert – Über 700 Fans des 1. FC Magdeburg festgesetzt

Der Sonderzug der Magdeburger Fanszene wird aktuell am Bochumer Bahnhof ohne Angaben von Gründen von der Polizei kontrolliert. Etwa 700 bis 1.000 Fans des 1. FC Magdeburg, die mit einen selbstorganisierten Sonderzug und zahlreichen weiteren Zügen zum Zweitliga-Duell nach Bochum reisten, wurden am Bahnhof von der Polizei festgesetzt.

Aktuell macht die Polizei keine Angabe zu den Gründen der Maßnahme. Betroffene Fans, die vor Ort nach der Rechtsgrundlage und Durchsuchungsbeschlüsse fragten, erhielten zunächst keine Antwort von der Polizeikräften. Später hieß es, dass einige wenige gezündete Pyro-Fackeln zu der Maßnahme geführt hätten.

Ein Rechtsanwalt aus der Magdeburger Fanszene versucht vor Ort zu vermitteln und einen Überblick über die komplizierte Lage zu gewinnen. Der Zugang zu seinen Mandanten wurde ihm dabei bereits mehrmals von der Polizei verwehrt. Betroffene Fans erhielten keine sonst übliche Rechtsbelehrung durch die Polizei.



Die Aktion macht auf Grund der enormen Zahl an Polizeikräften vor Ort einen lang geplanten Eindruck. Die Hinfahrt nach Bochum verlief friedlich und ohne besondere Vorkommnisse. Die Fanhilfe Magdeburg verurteilt die Aktion der Polizei und beklagt die fehlende Verhältnismäßigkeit der Einsatzleitung.

Alle betroffenen Fans werden das Spiel des VfL Bochum gegen 1. FC Magdeburg trotz gültiger Eintrittskarten nicht mehr in voller Länge im Stadion verfolgen können. Auch im Stadion berichten Fans von zahlreichen Schikanen wie etwa doppelte Körperkontrollen sowie fehlende Sanitäranlagen.

Bereits in den Wochen vor dem Spiel wurde in der Magdeburger Fanszene auf die besondere Fahrt hingewiesen. Die Organisatorinnen und Organisatoren des Sonderzuges riefen zu Besonnenheit auf und appellierten an die Eigenverantwortung der mitfahrenden Fans.

Die Polizei unternimmt immer wieder solche kollektiven Festsetzungen von Fans, um sie am Besuch von Fußballspielen zu hindern. Die Magdeburger Fanszene erlebte etwa beim Spiel gegen FC Union Berlin II im Dezember 2014 solche Maßnahmen. Damals wurden über 250 Fans von der Berliner Polizei rechtswidrig festgehalten. Daraufhin wurde die Fanhilfe Magdeburg ins Leben gerufen, um betroffene Fans zu unterstützen.

Fanhilfe Magdeburg am 04.05.2019

Erneut Landtagsabgeordnete als Beobachterin bei einem Heimspiel

Bei dem kommenden Heimspiel des 1. FC Magdeburg gegen den 1. FC Union Berlin wird erneut eine Abgeordnete aus dem Landtag Sachsen-Anhalt, Eva von Angern, die Einlasssituation rund um das Stadion beobachten. Dabei geht es um eine neutrale Sicht auf die Arbeit der Polizei sowie der Sicherheitskräfte mit den Fans.

Diese Maßnahme ist notwendig geworden, nachdem zahlreiche Fans aus unterschiedlichen Städten den Umgang mit Gästefans im Magdeburger Stadion sowie die Einsatztaktik der örtlichen Polizeikräfte kritisierten. Die Fanhilfe Magdeburg steht im ständigen Austausch mit den Fans, die als Gäste nach Magdeburg kommen und setzt sich deshalb stellvertretend und solidarisch für die Belange dieser Fans ein. Hintergrund ist, dass viele Fans aus Magdeburg ähnliche Probleme mit der Polizei und dem Ordnungsdienst von ihren eigenen Auswärtsfahrten kennen.

Bereits bei dem zurückliegenden Heimspiel des 1. FCM gegen die SG Dynamo Dresden wurde eine parlamentarische Beobachterin seitens der Fanhilfen beider Vereine eingesetzt. Es soll ein Umdenken im Umgang mit Fußballfans im Stadion stattfinden und die Kriminalisierung von Fans aufhören.

Eva von Angern, die als Juristin seit 2002 im Landtag von Sachsen-Anhalt sitzt, bringt dabei als Beobachterin ihre breite fachliche Expertise ein. Sie unterstützt die Fanhilfe Magdeburg bereits seit ihrer Gründung im Jahr 2015 durch Parlamentarische Anfragen.

Wir fordern alle Fans auf, sich von der Polizei nicht provozieren zu lassen und sich mit den von Repression betroffenen Fans zu solidarisieren. Alle Stadionbesucherinnen und -besucher können sich über die Notfallnummern der jeweiligen Fanhilfen ihrer Vereine Rat einholen, sollten sie in Polizeikontrollen geraten.

Die Nummer für Blau-Weiße lautet 015219349273. Union-Fans erreichen ihre Fanhilfe über die Nummer 01791719000. Auch Anwälte der Fanszene werden vor Ort sein.

Fanhilfe Magdeburg und Eiserne Hilfe am 07.12.2018

Expertenrunde zu Fußballfans als „Versuchsobjekte“

Am 15. November veranstaltet die Fanhilfe eine Expertenrunde zur Zukunft von Fußballfans. Die neuen Polizeiaufgabengesetze sowie die in diesem Jahr in Magdeburg stattfindende Innenministerkonferenz bieten dabei zahlreiche Anlässe zur Diskussion.

Neben der Personalisierung von Eintrittskarten soll auch die Umlegung von Verbandsstrafen auf Fans während der Konferenz der Innenminister besprochen werden. Rechtsanwälte, Vertreter von Amensty International und Fußballfans aus Sachsen wurden bereits mit diesen Maßnahmen konfrontiert.




Ziel der Veranstaltung ist es, eine öffentlichkeitswirksame Debatte zur aktuellen Sicherheitspolitik zu führen sowie Empathie und Solidarität mit Betroffenen herzustellen. Die Gäste des Abends sind René Lau (Rechtsanwalt und Mitglied der AG Fananwälte), Andreas Lohner (Amnesty International, Gruppe Polizei und Menschenrechte) sowie Vertreter verschiedener Fanszenen.

Die Expertenrunde startet um 19:00 Uhr in der Hellwigs Sportgaststätte (Post SV Magdeburg), Spielhagenstraße 31, 39110 Magdeburg. Der Eintritt ist frei. Die Fanhilfe freut sich über zahlreiche interessierte Teilnehmende.

Fanhilfe Magdeburg am 08.11.2018

Fanhilfe Magdeburg setzt erstmals eine Parlamentarische Beobachterin beim Heimspiel ein

Beim kommenden Duell des 1. FC Magdeburg gegen SG Dynamo Dresden wird die Fanhilfe erstmals eine Landtagsabgeordnete zur Beurteilung der Einlasssituation am Stadion einladen. Die Abgeordnete im Landtag Sachsen-Anhalt, Kristin Heiß, begleitet Fußballfans aus Magdeburg und Dresden am 6. Oktober im Heinz-Krügel-Stadion.

Diese Maßnahme, die bisher in keinem anderen deutschen Stadion angewendet wurde, ist nötig geworden, nachdem zahlreiche Fans aus unterschiedlichen Städten den Umgang mit Gästefans im Magdeburger Stadion sowie die Einsatztaktik der örtlichen Polizeikräfte kritisierten. Abgeordnete Kristin Heiß wird deshalb besonders aufmerksam die Einlasskontrollen sowie den Umgang der Sicherheitskräfte mit den Fans verfolgen.

Das letzte Heimspiel des 1. FCM gegen SG Dynamo Dresden liegt bereits zwei Jahre zurück. Im April 2016 reisten über 2.000 Dresdener nach Magdeburg. Der Sicherheitsdienst im Stadion sowie die Polizei waren zu diesem Zeitpunkt mit dem Andrang auf den unübersichtlichen und engen Gästeeinlass überfordert. Die Stadiontore wurden daraufhin geschlossen und zahlreichen Dynamo-Fans, trotz Besitz einer Eintrittskarte, der Zugang zum Stadion verwehrt. Dem Unmut der Fans begegnete die Polizei mit massiven Übergriffen und den Einsatz von Pfefferspray sowie Tränengas.




Im Nachgang wurde eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des 1. FCM und der Fanszene gebildet, die einen Leitfaden zur Verbesserung des Zugangs zum Gästeblock formulierten. Der Leitfaden wurde jedoch bisher lediglich in Teilen von der Polizei übernommen, weswegen es fortwährend zu Problemen beim Einlass der Gästefans kommt.

Wir fordern alle Fans auf, sich von der Polizei nicht provozieren zu lassen und sich mit den von Repression betroffenen Fans zu solidarisieren. Alle Stadionbesucherinnen und -besucher können sich über die Notfallnummer Rat einholen, sollten sie in Polizeikontrollen geraten. Die Nummer lautet 015219349273. Auch Anwälte der Fanszene werden bei diesem Spiel vor Ort sein.

Fanhilfe Magdeburg am 02.10.2018

Rechenspiele bei der „Mitteldeutschen Zeitung“ mit freundlicher Unterstützung des Innenministeriums

Ein Leitartikel der MZ unter der reißerischen Überschrift „Fluch des Erfolgs? Sachsen-Anhalt hat mehr gewalttätige Fußballfans“ sorgte zu Beginn dieser Woche für Aufregung. Die Redakteurin des Artikels jonglierte hierin mit Zahlen der Polizei, die in der vergangenen Spielzeit 630 Fußballfans in Sachsen-Anhalt als gewaltbereit eingestuft haben. Was genau das bedeutet, wäre nur interessant, wenn die Umstände der Einstufung als gewaltbereit ebenfalls transparent gemacht würden. Eine Einordnung der Zahlen durch Fanvertreter, wie es etwa Fanprojekte oder auch Fanhilfen sind, fehlt indes komplett.

Bei einem Anstieg um das „Dreifache auf 330000 Heimfans“ beim 1. FC Magdeburg, die das Innenministerium gezählt haben möchte, machen 450 (71% der 630 als gewaltbereit eingestuften Fans) als gewaltbereit eingeschätzte Personen 0,13 % aus. Sofern die Parität der anteiligen Personen konstant bei circa 70 angenommen wird, entspricht das der Compound Annual Growth Rate von 7,81 %. Über eine sehr komplizierte Gleichung, würde sich nun ermitteln lassen – gemäß dem Fall, dass die Stadionkapazität begrenzt ist, ein durchschnittlicher Faktor für potenzielle Heimfans ermittelt wird, sowie die aktuelle jährliche Wachstumsrate inflationäre durch Sterbe- und Geburtenraten bereinigt wird –, dass in circa 274 Jahren 99,9 % der Magdeburger Fußallfans gewaltbereit wären. Sind sie verwirrt?! Wir auch.

Zahlenspiele wie sie im besagtem Artikel begangen werden, sind keine journalistische Glanzleistung und dienen nur als Erfüllungsgehilfe für (innen-)ministeriale Medienkampagnen für z. B. aktuell umstrittene Polizeigesetze. Wie bereits erwähnt, ist die Kategorisierung von Fußballfans intransparent und zum Teil werden Daten zentral, also bundesweit, erfasst, aber auch lokal erhoben, wie Anfragen in den Landesparlamenten bzgl. der Affären zu ungerechtfertigten 129a Verfahren in Leipzig oder der Datengrundlage für Betretungsverbote in Sachsen-Anhalt ergaben. Eine aktuelle Anfrage an die Bundesregierung zur Datenübermittlung von Informationen aus der sogenannten Datei „Gewalttäter Sport“ anlässlich der WM veranlasst die AG Fananwälte erneut zu kritisieren, dass in der Datei „entgegen aller Verlautbarungen […] in einer hohen Zahl Vorkommnisse eingetragen sind, die nicht im Entferntesten mit Gewalt zu tun haben“. Dazu kommt, dass die Gewalt in den und um Stadien messbar abnimmt, wie der Jahresbericht der ZIS zeigt.




Zahlenspiele hin oder her, am Ende sollte ausschlaggebend sein, was für ein Sicherheitsgefühl die Menschen beim Fußballspiel sowie auf den Ab- und Anreisewegen haben. Das lässt sich freilich schwer messen, aber eine Zunahme der Zuschauer um das Dreifache spricht für sich. Die zunehmenden Sicherheitsmaßnahmen werden von Fans eher als störend und teilweise beängstigend wahrgenommen. Es ist bedauerlich, dass es so viele ungehörte und unkommentierte lesens- und wahrnehmungswerte Arbeiten zum Thema Fans und Sicherheit gibt, die nicht polizeilich eingefärbt sind, mit denen sich die MZ-Redakteurin jedoch nicht befasst hat. Journalistische Qualität ließ der Artikel vermissen. Wenn die Vereine und sozialpädagogischen Fanprojekte im Text aufgefordert werden zu handeln, sollten diese eventuell auch zu den Zahlen befragt und gehört werden.

Fanhilfe Magdeburg am 25.07.2018

Fanausschuss zum Thema (Gäste-)Fanrechte in Magdeburg

In den letzten Tagen verschickte der 1. FC Magdeburg eine Umfrage zur Zufriedenheitsanalyse an seine Fans. Wir wissen zwar nicht wie Heimfans ihren Besuch im Heinz-Krügel-Stadion bewerten. Dass eine solche Analyse unter Gästefans vermutlich eher negativ ausfallen würde, kann man nach den Berichten vieler Chemnitzer Fans nach dem letzten Heimspiel des 1. FC Magdeburg gegen eben den Chemnitzer FC jedoch annehmen (siehe Pressebeitrag unten).

Während die Fanhilfe Magdeburg im Kampf um Fanrechte für Heimfans in Zusammenarbeit mit dem 1. FCM immer wieder Fortschritte erzielen kann, haben die drei Jahre in der 3. Liga ebenso immer wieder bewiesen, dass Magdeburg für Gästefans ein eher schlechter Gastgeber ist. Die Kritik, die Gästefans auch an uns herantragen, klingt dabei oftmals sehr ähnlich:

- eine schlechte Versorgungslage für bahnanreisende Gästefans am Bahnhof Herrenkrug kombiniert mit einem langen Fußmarsch, obwohl Gästefans ebenso wie Heimfans mit jeder Karte eine Gebühr an die lokalen Nahverkehrsunternehmen abtreten
- unsinnige Umleitungen für Autofahrer sowie nicht verständliche Verzögerungen der Anreise busreisender Gästefans durch begleitende Polizeieinheiten
- langanhaltende Einlasskontrollen mit mehreren Vorkontrollen
- geschlossene Gästekassen, auch wenn der Gästeblock nicht ausgelastet ist
- komplizierte Gepäckabgabe, welche die Wartezeit zusätzlich erhöht
Zu diesen alltäglichen Problemen kamen in drei Jahren Drittklassigkeit zudem immer wieder Diskussionen um das Gästekontingent, die erst auf Druck aus der Fanszene hoffentlich endgültig beendet werden konnten.

Während anfangs noch mangelnde Erfahrungswerte ob jahrelanger Spiele mit nur wenigen Gästefans als Begründung für solche Vorfälle in Frage kamen, kann man nunmehr nach drei Jahren 3. Liga nur wenig Lernbereitschaft bei den Vereinsoffiziellen feststellen.

Nach den Vorfällen am Gästeblock im Zuge der Partie 1. FCM vs. CFC, die den Schilderungen von Augenzeugen sowohl auf Magdeburger wie auf Chemnitzer Seite zufolge in ihrer ganzen Art mit den Vorfällen rund um das Spiel 1. FCM vs. Dynamo Dresden vergleichbar sind, kann angesichts der uns bekannten und oben benannten Kritiken davon ausgegangen werden, dass die Probleme für Gästefans struktureller Art sind und somit immer wieder auftreten werden.

Angesichts des Zweitligaaufstiegs unseres 1. FCM und den damit abermals steigenden Zahlen an Gästefans, ist dies ein Zustand, den wir nicht länger hinnehmen wollen. Der Kampf um Fanrechte kann und darf nicht bei der eigenen Zielgruppe, den eigenen Fans aufhören.
Aus diesem Grund wird sich die Fanhilfe Magdeburg zusammen mit weiteren Vertretern der Fanszene für einen durch den Fanrat Magdeburg e.V. einzuberufenen Fanausschuss einsetzen, auf dem die oben benannten Kritikpunkte nicht nur diskutiert werden, sondern klare Verbesserungen auch für Gästefans erzielt und festgeschrieben werden.

Fanhilfe Magdeburg e.V. am 09.05.2018

Solidarität ist für uns keine Phrase, sondern gelebtes Selbstverständnis

Heute möchten wir über eine weitere beantwortete kleine Anfrage an die Landesregierung berichten, welche wir in Zusammenarbeit mit „ProFans Hertha BSC“ initiiert haben.

Viele können sich sicherlich nicht mehr daran erinnern, dass es im Februar 2018 zu unschönen Ereignissen im Süden Sachsen-Anhalts kam. Zur Erinnerung noch einmal die Meldung von „ProFans Hertha BSC“:

Am 17.02.2018 kam es in Halle zu der Begegnung zwischen dem heimischen Halleschen FC und dem Karlsruher SC im Rahmen eines Pflichtspiels der 3. Liga. Dieses Spiel nahmen rund 200 Herthaner zum Anlass, gemeinsam mit der Regionalbahn in Richtung Sachsen-Anhalt zu reisen, um die befreundeten Fans des KSC zu unterstützen.

Am Hauptbahnhof in Halle traute man jedoch seinen Augen nicht, denn dieser glich, aufgrund seiner hermetischen Abriegelung, eher dem Veranstaltungsort des G-20 Gipfels als einem Bahnhof. Auf dem Weg zum Stadion wurden die Herthaner dann durch ein enormes Polizeiaufgebot, sowie durch zwei Wasserwerfer und einen Polizeihubschrauber begleitet. Am Stadion angekommen begrüßte sie sogar ein dritter Wasserwerfer. Mindestens eines dieser Geräte wurde sogar aus dem benachbarten Thüringen herangekarrt. Ausschreitungen gab es bis zu diesem Zeitpunkt, sowie generell an diesem Tag, überhaupt keine.

ProFans Hertha BSC kritisiert diesen maßlos überzogenen Polizeieinsatz. Es ist für uns unerklärlich, warum in manchen Bundesländern allein die Ankündigung zu einem Spiel anzureisen ein derartiges Aufgebot an Polizeikräften und –gerät nach sich zieht. Diese Taktik der pauschalen Kriminalisierung von Fußballfans ist in einem Rechtsstaat mindestens fragwürdig. Hierbei ist zu betonen, dass es weder auf der Anreise, noch in den letzten Jahren zu irgendwelchen Problemen zwischen Hallensern und Herthanern gekommen ist, die ein derartiges Aufgebot auch nur im Entferntesten rechtfertigen könnten.

Immer wenn es passt (und auch meistens, wenn nicht) echauffieren sich die Vertreter der Polizeigewerkschaften über eine zu hohe Belastung ihrer Kräfte. Am 17.02.2018 wurde ein weiteres Beispiel dafür gegeben, dass dieses Problem hausgemacht ist und nichts mit einer angeblich zunehmenden Kriminalität zu tun hat. Der zurückliegende Samstag beweist eher das Gegenteil. Bei dieser Bewertung ist zusätzlich auch die unglaubliche Verschwendung von Steuergeldern in den Blick zu nehmen, denn neben den zu bezahlenden Einsatzstunden fallen auch für den Einsatz von insgesamt drei Wasserwerfern und einem Hubschrauber enorme Kosten an. Diese Kosten werden dann in der Öffentlichkeit den Fußballfans zugeschrieben, was zu einer weiteren Stigmatisierung führt.

ProFans Hertha BSC fordert, dass dieser Einsatz umfassend aufgeklärt wird, sowie dass die angefallenen Kosten offengelegt werden. Darüber hinaus fordern wir ein radikales Umdenken bei den zuständigen Behörden. Fußballfans dürfen nicht ausschließlich als Sicherheitsrisiko wahrgenommen und so behandelt werden. Dadurch gewinnt am Ende keiner.

ProFans Hertha BSC, im Februar 2018

Über Eva von Angern (DIE LINKE) befragten wir unsere Landesregierung, u.a. zur Menge und Herkunft der eingesetzten PolizeibeamtInnen, zur Einsatztechnik und zu den Einsatzkosten.

Die wichtigsten Fakten im Überblick:

  • Eingesetzte BeamtInnen: 440, davon 20 in zivil

  • Einsatzstunden: 3173

  • Einsatzkosten: 162.292,77 Euro

  • Anzahl der eingeleiteten Strafverfahren: 5 (3 x HFC, 1 x KSC, 1 x unbekannt)

  • kein vorheriger Austausch von Datensätze mit personenbezogenen Daten



Die komplette Antwort der Landesregierung

Fanhilfe Magdeburg e.V. am 26.04.2018

Aufruf zum Schreiben von Erlebnisprotokollen

Als Fanhilfe Magdeburg e. V. distanzieren wir uns ausdrücklich von jeder Form des Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.
Trotzdem mahnen wir die aktuelle undifferenzierte Darstellung der Ereignisse in der Samstagnacht an. Regionale wie auch überregionale Medien berichteten teilweise sehr reißerisch von einer noch nie dagewesenen Randale nach dem Aufstieg des 1. FC Magdeburg in die 2. Bundesliga.
Selbst vor Ort gewesen, haben wir keine Beobachtungen rassistischer Übergriffe verbaler oder non-verbaler Art wahrgenommen. Ebenso halten wir es für nicht vertretbar, eine komplexe Gemengelage auf die Formel „Hooligans und Nazis“ herunter zu brechen und damit die Kräfte zu schwächen, die sich innerhalb der Fanszene seit Jahren für ein gesellschaftlichen Miteinander engagieren. Der Profilierungsdruck einiger Weniger sollte eine differenzierte Betrachtung der Ereignisse nicht verunmöglichen.
Daher bitten wir euch Erlebnisprotokolle anzufertigen. Diese dienen dazu, den Einsatz der Polizei zu dokumentieren und eventuelle Falschdarstellungen zu identifizieren. Wir möchten versuchen, den Verlauf des Abends in der Magdeburger Innenstadt so gut wie möglich zu rekonstruieren.




Wir werden die Protokolle zeitnah auswerten und versuchen, eine sachliche Rekonstruktion der Ereignisse zu realisieren. Wenn ihr Beobachtungen gemacht habt, die z.B. Übergriffe auf Menschen von 1. FCM-Anhängern dokumentieren, ist leider auch das Teil der Wahrheit. Bitte verfasst keine politischen Statements und beschuldigt keine Personen direkt. Achtet auf die genaue Wiedergabe von Orten, entsprechenden Uhrzeiten, beteiligte Polizeieinheiten und deren Aussehen und die korrekte Reihenfolge der Abhandlung.

In Zeiten von Fakenews ist eine verlässliche und objektive Gegenöffentlichkeit wichtiger denn je. Unterstützt uns dabei!
Wenn ihr persönlich durch den Polizeieinsatz geschädigt wurden seid, dann fertigt bitte ein Gedächtnisprotokoll an.

Sendet eure Erlebnisprotokolle per Post an:
Fanhilfe Magdeburg e.V.
Klaus-Miesner-Platz 4
39108 Magdeburg


Fanhilfe Magdeburg e.V. am 24.04.2018

Fans berichten über provozierende Polizeibeamte und „agent provocateur“

Vor einiger Zeit sprachen wir mit Nur03, der Fanhilfe für Fans des SV Babelsberg, die im solidarischen bundesweiten Netzwerk aller Fanhilfe auf einen besonderen Fall aufmerksam machten. Sie berichteten über massive Polizeieinsätze in der Regionalliga. Dabei soll es zum Einsatz von einem sogenannten agent provocateur gekommen sein. Dieser zivile Lockspitzel der Polizei wird eigentlich bei Demonstrationen eingesetzt, um strafbare Handlungen unter den Protestierenden provozieren. Dieser besondere verdeckte Einsatz von Beamten ist bisher im Fußballkontext nur von einem Spiel zwischen Ingolstadt und Regensburg bekannt. Wie die Babelsberger Fans den Einsatz wahrgenommen haben und dieses Vorkommen aufarbeiten, kann im Folgenden nachgelesen werden:


  1. Am 12. November 2017 fand das Viertelfinale im Brandenburger Landespokal zwischen Optik Rathenow und SV Babelsberg 03 statt. Ihr als Netzwerk zur Unterstützung repressionsbetroffener Nulldreier*innen wart mit vor Ort. Schildert uns doch mal kurz den Tag aus eurer Sicht.

    Für uns Nulldrei-Fans war es eines der wichtigsten, wenn nicht sogar das wichtigste Spiel der laufenden Spielzeit. Denn die Saison verlief bislang eher durchwachsen. Nach oben ist nicht mehr viel zu holen. Weiter runter dürfte es aber auch nicht mehr gehen. Hoffen wir mal. Der Pokal ist deshalb die einzige Möglichkeit etwas zu holen.

    Der Tag begann relativ ereignisarm. Die gemeinsame Anreise verlief entspannt. Erst in Rathenow änderte sich die Atmosphäre. Unabhängig vom großen Polizeiaufgebot kam es das erste Mal am Einlass ins Stadion Vogelsang zu komischen Reaktionen der eingesetzten Bereitschaftspolizist*innen. Uns wurde berichtet, dass die Beamt*innen versuchten einer Person den Zutritt zum Stadion aufgrund eines mutmaßlichen Stadionverbots zu verwehren. Die Rechtfertigung war die falsche Interpretation von Eintragungen in die sogenannten Datei „Gewalttäter Sport“. Die Polizei hatte offenbar zwei Listen dabei – auf einer waren Namen, auf der anderen Fotos. Dies ist nicht unüblich und ein solches Hantieren der Beamt*innen mit Listen, gab es auch zuvor. Für uns ist ein solches Vorgehen oft mit Ermittlungen und der Suche nach bestimmten Personen verknüpft. Deshalb waren alle Fans sensibilisiert. Denn sie hatten mehrere Beamt*innen mit diesen Listen gesehen. Offenbar handelte es sich aber bei dieser Interpretation der Liste(n) um ein Missverständnis. Dies konnte aber erst nach Rücksprache mit dem gastgebenden Verein ausgeräumt werden. Erst nach der Intervention konnten deshalb alle Nulldrei-Fans den Gästeblock betreten.
    Hierzu ist wichtig zu wissen, dass die Eintragung in diese Datei höchst umstritten ist und Betroffene nicht informiert werden, ob sie auf diesen Listen stehen und warum. Zum Teil landen Fans schon aufgrund einer Personalienfeststellung- beziehungsweise -aufnahme am Spieltag in dieser Datei. Die Konsequenzen können im schlimmsten Fall die Einschränkung der Bewegungs- und Reisefreiheit sein. Deshalb sollten diese und ähnliche regionale Dateien abgeschafft sowie sämtliche Eintragungen im Besten Fall gelöscht werden. Mindestens ist aber mit den Angaben äußerst sensibel umzugehen. Dies ist in Rathenow nicht passiert und hat zu großer Verunsicherung geführt. Glücklicherweise konnte das Missverständnis auch Dank der funktionierenden Strukturen zwischen Verein und Fans sowie der Besonnenheit der Beteiligten ausgeräumt werden.



    Auffällig war neben dieser bemerkenswerten Auslegung der problematischen Datei „Gewalttäter Sport“, dass die anwesenden circa 60-80 Bereitschaftspolizist*innen sichtbar den Ordnungsdienst nicht nur außerhalb des Stadions, sondern auch im Gästeblock ausgeübt haben. Auffällig war auch, dass für die Nulldrei-Fans nicht einmal eine Handvoll Ordner*innen des gastgebenden Vereins abgestellt wurden. Wir gehen davon aus, dass diese Praxis Geld für den Ordnungsdienst einsparen soll. Damit wird ein fatales Zeichen an Gästefans gegeben, die bei Konflikten schnell mit der Polizei beziehungsweise mit repressiven Maßnahmen zu tun hat. Wie so eine Entscheidung mussten wir Nulldrei-Fans leider schmerzhaft am eigenen Leib beim Pokalfinale in Luckenwalde erleben, als es zu exzessiver Polizeigewalt im Gästeblock und einem sogenannten Massenanfall an Verletzten (MANV) kam.
    Erwähnenswert ist außerdem, dass Fans nach Abpfiff beim Verlassen des Gästeblocks und am Bahnhof Rathenow von der Polizei bedrängt und geschubst wurden. Eine weitere unnötige Aktion war die Sperrung eines Ausgangs am Bahnhof. Obwohl noch 45 Minuten bis zur Abfahrt der nächsten Bahn blieben und sich die Fans im nahegelegenen Netto mit Getränken versorgen wollten, sperrte die Polizei äußerst aggressiv einen der zwei Ausgänge ohne jeden Hinweis oder eine Erklärung dieser Aktion. Diese Situation konnte nur gelöst werden, weil sich die Fans besonnen verhielten und einfach den zweiten, gegenüberliegenden Aufgang nutzten, der nicht gesperrt wurde bzw. war. Dies zog glücklicherweise keinen Einsatz nach sich.
    Insgesamt entstand bei uns der Eindruck, dass die Polizei mit Gewalt versuchte, die Fans schnell los zu werden. Hierbei wurde weder auf die Bedürfnisse der Fans eingegangen, noch wurde respektvoll mit ihnen kommuniziert. Im Gegenteil, die Polizei hat eskalativ und gewaltvoll lediglich ihr eigenes Interesse, vielleicht nach einem frühen Feierabend, versucht durchzuboxen. Leider kommt ein solches Verhalten – damit meine ich, die willkürliche Sperrung eines Bahnhofs, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, bei kleineren Vereinen zunehmen auch die Übernahme des Ordnungsdienstes durch die Polizei – immer wieder vor allem bei Auswärtsfahrten vor.


  2. Was ist denn ein agent provocateur? Wie habt ihr diesen bemerkt und was glaubt ihr, war das Ziel?

    Ein sogenannter agent provocateur, ein Lockspitzel ist ein*e Beamt*in in zivil, die andere Personen zum Beispiel bei Kundgebungen, Demonstrationen, Blockaden und anderen politischen Aktionen auf der Straße zu strafbaren Handlungen provozieren soll. Das heißt, eine derartige Person steht im Sold des Staates und soll entweder zur Legitimierung der eigenen Spitzeltätigkeit im verdeckten Einsatz oder auch zur Rechtfertigung massiver und oft gewaltvoller repressiver Maßnahmen zu ungesetzlichen Aktionen auffordern.
    Ein nachgewiesenes Vorfall im Fußballumfeld war der Einsatz zweier ziviler Beamt*innen des bayrischen Unterstützungskommandos (USK) beim Spiel zwischen Ingolstadt und Regensburg. Diese polizeilichen Provokateure forderten die Schanzer-Fans zu einer Schlägerei auf. Die örtliche Polizei soll nach Angaben der Supporters Ingolstadt deshalb nach ihnen zunächst als „aggressive Regensburg-Fans“ gesucht haben. Das Ergebnis der Provokationen war, dass die Fans von uniformierte USK-Kräften verprügelt, gekesselt und stundenlang festgehalten worden sein sollen. Dies passiert im August diesen Jahres, also vor wenigen Monaten, und soll der erste Einsatz von Lockspitzeln womöglich im Rahmen eines Versuchsexperiment der kasernierten Spezialeinheiten der bayrischen Polizei gewesen sein.
    In unserem Fall ist die Einordnung nicht so eindeutig. Grundsätzlich passierte folgendes: Eine Person beschimpfte aus einer Gruppe heraus einen Spieler von Optik Rathenow rassistisch. Bei uns wird ein solches menschenfeindliches Verhalten nicht geduldet. Dementsprechend reagierten Nulldrei-Fans und forderten die Person zum Verlassen des Gästeblock auf, was diese nach einigen Diskussionen ala „Ich bin kein Rassist, aber...“ auch tat. Damit war die Situation leider nicht erledigt. Denn wir haben Zeug*innen, die festgestellt haben wollen, dass diese Person, die gerade noch im Gästeblock rassistisch rumgepöbelt hat, in einem Fahrzeug der Bereitschaftspolizei verschwand. Aus welchem Grund, ist uns nicht bekannt. Ob diese Person irgendeine Beziehung zur Bereitschaftspolizei hat, selbst Polizist*in ist oder nicht, eine Anzeige erstatten wollte oder wir uns vielleicht einfach getäuscht haben, bleibt leider unklar. Wir bleiben an dieser Sache aber auf jeden Fall dran.


  3. Was für Schlüsse zieht ihr als Rechtshilfe daraus?

    Zunächst sehen wir uns nicht ausschließlich und in erster Linie als Rechtshilfe. Da wir als Netzwerk nicht besonders groß sind und nur marginale Mittel haben, ist echte Unterstützung bei Verfahren schwierig. Wir beobachten, bewerten und begleiten die Spieltage des SVB. Während die in der ersten Frage beschriebenen Situationen bis auf die Fehlinterpretation der Datei „Gewalttäter Sport“ nicht ungewöhnlich sind, wäre der Einsatz eines agent provocateur eine skandalöse Eskalation im Umgang mit Fußballfans. Deshalb müssen wir diesbezüglich besonders aufmerksam sein, aber gleichzeitig nicht in Paranoia verfallen. Denn Misstrauen und Entsolidarisierung in den ohnehin schon komplexen und komplizierten Fanstrukturen einer Fanszene könnte auch ein Ziel solcher Lockspitzel sein.


  4. Habt ihr Möglichkeiten, z.B. durch eine parlamentarische Anfrage, mehr über diesen Vorfall in Erfahrung zu bringen?

    Wir sind sehr gut mit den verschiedenen Vereinsgremien vernetzt. Glücklicherweise gibt es in Brandenburg auch sensible Politiker*innen, die Fußballfans nicht grundsätzlich als Verbrecher betrachten und durchaus progressive Ansätze in Fanstrukturen entdecken können. Deshalb sind parlamentarische Anfragen zur Prüfung der eigenen Vermutungen, aber noch mehr um Fanbelange auf die politische Agenda zu setzen sehr wichtig. Auch zum Vorfall in Rathenow soll es eine Anfrage geben. Wobei wir uns von der Antwort wenig erwarten. Denn selbstverständlich wissen wir alle, dass Spitzel-Tätigkeiten und quasi-geheimdienstliche Überwachung durch die Behörden von den Regierenden gar nicht, ausweichend oder sogar falsch beantwortet werden. Diesbezüglich sollten wir uns als Fans nichts vormachen. Umso wichtiger ist aber die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, um Druck auf die Politik und am Ende auch auf die Polizei ausüben zu können.


  5. Wie ist dieser Vorfall hinsichtlich gesamtgesellschaftlicher Verhältnisse einzuordnen?

    Puh. Das ist eine schwierige Frage. Auffällig ist in jedem Fall, dass wir zunehmend in einer Präventivgesellschaft leben, in der Grundrechte und Freiheiten der Einzelnen zu Gunsten einer imaginierten Sicherheit aller beschnitten werden. Es entsteht der Eindruck, dass die Bürger*innen solange sie sich konformistisch verhalten, dass heißt, so lange sie still und artig konsumieren, immer brav die vermeintlich alternativlose Politik unterstützen und ansonsten die Fresse halten, in den seltensten Fällen zum Ziel staatlichen Überwachung und Repression werden. Sobald sie sich aber mündig und kritisch geben, sich vor allem für emanzipatorische und progressive Alternativen einsetzen, werden sie zum Feind. Wenn sie dann auch noch staatliches Handeln in Form polizeilicher Maßnahmen anfangen zu befragen – es geht tatsächlich nicht um das Hinterfragen, sondern lediglich um die Frage nach der Rechtfertigung bzw. Rechtgrundlage – werden sie vollends zum Feind, der keinerlei Rechte zu haben scheint. Wir Babelsberg-Fans zum Beispiel sind unter Polizist*innen als die permanente Frager*innen verschrien. Wir fragen ständig, was dieses und jenes soll, ob es sich um eine präventive oder eine repressive Maßnahme handelt, wie die Dienstnummer ist usw. Diese völlig legitimen Fragen mögen die Beamt*innen gar nicht. Worauf wir hinaus wollen ist, dass sich unsere Gesellschaft vor allem bezüglich des Einsatz seiner repressiven Organe zunehmend zum präventiven Feindstrafrecht verwandelt. Nicht die Freiheit des Einzelnen, die zu schützen ist, steht im Mittelpunkt. Das Mantra „Wir haben doch nix zu verbergen“ wird zum totalen Offenbarungszwang und die zu Recht den Eingriff Verbergenden, die Nachfragenden, die Ungehorsamen werden zum Feind. Das ist äußerst gefährlich, weil es in der Konsequenz den Weg in ein totalitäres Regime ebnet.


  6. Vielen Dank für das Interview!

    Wir haben zu danken, dass ihr uns zu Wort kommen lasst und so in gewisser Weise auch unterstützt.

    Fanhilfe Magdeburg e.V. und Nur03 am 20.04.2018

Wie umgehen mit Stadionverboten?

Hierzu hat der 1. FC Magdeburg nun unter der Kategorie „Fans" die Rubrik „Stadionverbote" auf seiner Homepage eingerichtet. Dort sind die neuen Modalitäten noch einmal beschrieben. Zudem sind auch konkrete Kontaktdaten abrufbereit.

Link: Hinweise für Stadionverbote

Stand heute gibt es 7 Verfahren gegen Clubfans. Vier Betroffene haben noch das alte Schreiben bekommen, drei weitere schon das neue. Die Verfahren gegen Anhänger der SG Dynamo Dresden wurden an den Bezugsverein abgegeben.

Der 1. FC Magdeburg und die Fanhilfe Magdeburg sind im ständigen Austausch zu laufenden Stadionverboten. Hinweise zum Umgang mit SVs auf der Homepage des Vereins sind dabei nicht die Regel. Wir bedanken uns deshalb an dieser Stelle für den professionellen Umgang der Vereinsvertreter und die gute Zusammenarbeit.

Fanhilfe Magdeburg e.V. am 14.02.2018

Stadionverbotsrichtlinien des 1. FC Magdeburg

Liebe Clubfans und Fanhilfe-Mitglieder,

bereits seit einiger Zeit arbeitet die Fanhilfe Magdeburg zusammen mit dem Stadionverbots-Beauftragten des 1. FC Magdeburg an einer Richtlinie zur Vereinheitlichung der Vergabe von Stadionverboten, wobei wir als Fanhilfe natürlich die Fan-Perspektive vertreten. Hierbei stand zuletzt eine Stärkung des Anhörungsrechts für Betroffene im Vordergrund der Diskussionen. Bereits bisher räumte der Verein im Rahmen eines Stadionverbots-Verfahrens diese Möglichkeit ein, jedoch konnten Betroffene erst nach Aussprache des Stadionverbots beim Verein vorsprechen und ggf. auf eine Rücknahme oder Reduzierung der Stadionverbotsdauer hoffen. Nunmehr können wir mitteilen, dass der 1. FC Magdeburg ab sofort erst dann über Notwendigkeit oder Dauer eines Stadionverbots entscheiden wird, nachdem Betroffene sich zu den zu einem möglichen Stadionverbot führenden Gründen schriftlich oder persönlich äußern konnten.

Die Fanhilfe hofft zusammen mit dem 1. FC Magdeburg, dass durch diese Maßnahme zukünftig Härtefälle und Ungerechtigkeiten bei der Vergabe von Stadionverboten minimiert werden. Für Rückmeldungen an den Verein wird der 1. FC Magdeburg zeitnah einen Ansprechpartner samt Kontaktdaten auf der Vereinshomepage veröffentlichen.

Um von vornherein Unklarheiten auszuschließen: diese Vorgehensweise betrifft ausschließlich Stadionverbote, die durch den 1. FC Magdeburg ausgesprochen werden sollen. Von anderen Vereinen oder Institutionen ausgesprochene Verbote unterliegen den Regelungen der jeweils aussprechenden Einrichtung. Solltet ihr also von einem Stadionverbot betroffen sein und nicht genau wissen, wer eure Fragen dazu beantworten kann, dann wendet euch an uns. Wir versuchen weiterzuhelfen!

Fanhilfe Magdeburg e.V. am 31.01.2018

Reisehinweise zum Trainingslager in Großbritannien

Zum neuen Jahr hat uns unser Club mit einer von vielen lang erwarteten Testspielreise nach England beschert. Das Echo in der Fanszene war enorm und so wie es im Moment aussieht, werden einige hunderte Magdeburger die Reise über den Kanal antreten. Da es für manche doch Neuland sein wird versuchen wir als Fanhilfe hier auf spezielle Gegebenheiten hinzuweisen, die wichtig sein können.

Ausreise:
Lasst euch nicht stressen, wenn Fragen zu Einträgen im Computer der Bundespolizei kommen. Höfliches und sachliches Auftreten hilft. Bedenkt, dass ihr nicht alleine seid und eventuell von eurem Verhalten die Ausreise der kompletten Gruppe abhängt.

Einreise:
Großbritannien ist nicht Teil des Schengen-Raums, das bedeutet: Für die Einreise wird ein gültiger Personalausweis benötigt. Besonders ist darauf zu achten, dass der Ausweis / Pass nie als verloren gemeldet war! Es kommt immer wieder vor, dass Personaldokumente deswegen bei Interpol zur Fahndung ausgeschrieben sind und deswegen bei der Einreise eingezogen werden und diese deswegen verwehrt wird. Die englischen Grenzer haben durch die geltenden Terrorgesetze das Recht, Handys und Laptops auszulesen (Kontakte, Bilder, Chatverläufe) und machen davon auch Gebrauch. Lasst Laptops zu Hause, räumt Handys auf!!
Logischerweise ist es verboten, Waffen jeglicher Art einzuführen. CS-Gas oder ein Messer dabei zu haben, beendet eure Reise spätestens am Flughafen und führt in Großbritannien zu empfindlichen Geldstrafen.

Im Land:
Der öffentliche Raum in Großbritannien, also Stadien, Pubs, Clubs, Einkaufszentren bis hin zu kompletten Innenstädten, ist großflächig videoüberwacht. Geht grundsätzlich davon aus, dass ihr beobachtet werdet, wenn ihr in Gruppen unterwegs seid und richtet euer Verhalten danach.
Sollte dennoch etwas schief gehen, sprich ihr werdet verhaftet, sind Botschaft oder Konsulat die ersten Ansprechpartner. Ihr habt laut Wiener Konventionen ein Recht darauf, dass diese kontaktiert werden. Erwartet jedoch grundsätzlich nicht zu viel Hilfe, der Handlungsspielraum hängt auch immer vom jeweiligen Tatvorwurf, der Anzahl der zu Betreuenden sowie der allgemeinen politischen Grundstimmungslage ab. Letztlich liegt es also im Ermessen der Botschaft bzw. des Konsulats, was für euch getan wird. Immerhin sollten sie über eine Liste an Anwälten verfügen, die ihr kontaktieren könnt. Da Großbritannien noch ein EU-Mitglied ist, habt ihr zudem das Recht von einem/ eurem Anwalt aus dem Heimatland vertreten zu werden. Grundsätzlich empfiehlt es sich natürlich auch, Bekannte in Deutschland zu informieren. Diese können dann von eurem Heimatort aus ihrerseits Hilfe organisieren.

Bei Verlust oder Diebstahl von Ausweisdokumenten ist die örtliche Polizei zu informieren und eine Verlustmeldung aufzugeben. Lasst euch diese Meldung in Kopie aushändigen. Neue Reisedokumente stellen dann die deutsche Botschaft bzw. entsprechende Konsulate zu den gängigen Öffnungszeiten aus. Hierfür bzw. für den oben genannten Fall ist die Deutsche Botschaft in Großbritannien wie folgt zu erreichen:
Deutsche Botschaft London
23 Belgrave Square
London, SW1X 8PZ
Tel.: 0044 20 78241300

Neben der Deutschen Botschaft ist für den Großraum Manchester das Generalkonsulat in Leeds zuständig.
Dies erreicht ihr wie folgt:
Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland
Gateley PLC, Minerva
29 East Parade
Leeds, LS1 5PS
Tel: 0044 113 204 11 73

Die Fanhilfe Magdeburg wünscht allen England-Reisenden eine gute und stressfreie Fahrt!

Fanhilfe Magdeburg e.V. am 03.01.2018

Anreiseinformationen zum Spiel beim Karlsruher SC

Liebe Clubfans,

heute wenden wir uns mit einem auf den ersten Blick womöglich seltsam anmutenden Aufruf an euch, der beim zweiten Blick über den eigenen Tellerrand hinaus jedoch seine Berechtigung erhält. Erst an diesem Mittwoch mussten Teile der Anhängerschaft, Fanprojekt- sowie Vereinsmitarbeiter der SG Dynamo Dresden die Erfahrung machen, dass die Polizei in Baden-Württemberg eine ganz besondere Form der Willkommenskultur pflegt und Schikanen bis an die äußersten Grenzen der Rechtsstaatlichkeit (und womöglich darüber hinaus) zu ihrem Arbeitsrepertoire zählt (siehe dazu unseren verlinkten Facebook-Beitrag von Donnerstagnachmittag). Da wir uns am kommenden Sonntag mit eben genau dieser Polizei wortwörtlich konfrontiert sehen, wollen wir euch einige Anreisetipps geben sowie um eure Mithilfe bei der Information an alle Clubfans bitten.

Hauptstrategie der Polizei zur Behinderung der reibungslosen Anreise von Gästeanhängern am Mittwoch war es, Gästefans an Autobahnraststätten sowie speziell eingerichteten Zonen über Stunden in polizeiliche Maßnahmen zu verwickeln. Dazu wurden Autos und Busse mit Gästefans auf der Autobahn von der Polizei abgefangen und zu den eingerichteten Zonen geleitet. Ausgehend davon, dass die Polizei auch am Sonntag eine ähnliche Strategie fahren wird, empfehlen wir euch folgendes:

  1. Reist frühzeitig an!

  2. Nutzt nicht die direkten Anreisewege und auf keinen Fall die von der Polizei empfohlene Route! Es ist wahrscheinlich, dass auf dieser Strecke am ehesten Fans abgefangen werden. Also frühzeitig von den Autobahnen abfahren und Landstraßen oder ggf. für die letzten Kilometer gar den ÖPNV nutzen. Gebt bei allen Anreisewegen keine Anlässe für eine Personalienkontrolle!

  3. Informiert andere Clubfans, wenn euch auf den Anreisewegen, insbesondere auf den Raststätten rund um Karlsruhe, größere Ansammlungen der Polizei oder gar Kontrollen von Clubfans auffallen. Nutzt dazu die bekannten Foren sowie die Hashtags #KSCFCM und #AnreiseKSC ! Ebenso solltet ihr unter den Kürzeln Anreisestrecken ohne Polizeikontrollen melden.

  4. Bei Problemen könnt ihr euch an unsere Notfallnummer (015219349273) wenden. Hier erhaltet ihr erste Tipps zum weiteren Verhalten und wir können eure Infos zusätzlich streuen.


Trotz dieser Umstände wünschen wir allen hoffentlich mehr als 2.000 anreisenden Clubfans ein spannendes und erfolgreiches Spiel in Karlsruhe.

Fanhilfe Magdeburg e.V. am 27.10.2017

Fanhilfe Magdeburg lässt Rechtswidrigkeit von Tweets der Polizei Duisburg prüfen

Das Auswärtsspiel des 1. FC Magdeburg beim MSV Duisburg liegt bereits einige Monate zurück. Dennoch sind die Anwälte und aktiven Mitglieder der Fanhilfe immer noch mit der Aufarbeitung der Abläufe am Einlass beschäftigt. Zur Erinnerung: Die Polizei Duisburg verwehrte einigen Gästefans den Zuritt zum Stadion, weil sie Regenponchos trugen, die jedoch an diesem Tage wesentlicher Bestandteil einer Choreografie waren. Entgegen der Tatsache, dass seitens der Magdeburger keinerlei Aggressionen ausgingen, verbreitete die Polizei Duisburg über ihren Account beim Kurznachrichtendienst Twitter, dass die Regenjacken angezogen wurden, um polizeiliche Maßnahmen, wie etwa Durchsuchungen, zu behindern. Die Fanhilfe Magdeburg hat sich diesbezüglich mit dem Hannoveraner Rechtsanwalt Dr. Andreas Hüttl von der „AG Fananwälte“ zusammengetan, um die Rechtswidrigkeit dieses Tweets feststellen zu lassen. Hierfür wurde eine Dienstaufsichtsbeschwerde erhoben und für Betroffene Schadensersatz gefordert. Die Fanhilfe Magdeburg und Fananwalt Dr. Hüttl erwarten einen aus ihrer Sicht positiven Ausgang der Beschwerde. Es wäre an diesem beispielhaften Fall sehr wichtig zu erörtern, wie weit Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Polizei generell gehen kann. Unabhängige Beschwerde- und Reglementierungsstellen für die Arbeit der Polizei wären ein wichtiges staatliches Mittel, um die Arbeit der staatlichen Gewaltmonopols auf Rechtsstaatlichkeit zu prüfen und endlich (nicht nur) die Rechte von Fans wieder zu stärken.

Fanhilfe Magdeburg e.V. am 26.08.2017

Auswertung zum Spiel 1. FC Magdeburg – FC Rot-Weiß Erfurt

Vorspiel

In der Woche vor dem Spiel veröffentliche die Landesregierung ihre Antwort auf eine kleine Anfrage der Fraktion der LINKEN „Polizeilichen Maßnahmen im Zusammenhang mit Dritt-Liga Spielen“, auf Initiative der Fanhilfe Magdeburg. Eine durchaus interessante Anfrage, da Hintergrundinformationen abseits der offensichtlichen Maßnahmen, die uns Fans des 1. FC Magdeburg betreffen, oft verborgen bleiben. Die Fanhilfe Magdeburg bemühte sich in Abstimmung mit einem ihrer Anwälte um eine Einordnung. Mitten hinein in dieses Vorhaben stieß ein Kommentar des Volksstimme Chefredakteurs Alois Kösters. Dieser erklärte, dass im „Schattenreich zwischen nackter Gewalt und noch tolerierbarer Fankultur“ eine klare und harte Linie der Vereine fehle und dass Fanbeauftragte nur der „primitiven Kultur der Fußballfeindschaft“ angehörten. Des Weiteren gab er zum Besten, dass es keine Stadionverbote bei bloßer Vermutung geben würde, was, für jeden der die Arbeit der Fanhilfe verfolgt, schlicht nicht stimmt, sondern gängige Praxis ist. Als Rechtshilfekollektiv verstehen wir uns in der Verantwortung eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen und können den Kommentar daher nicht ignorieren. Es sind die gleichen Argumente die in das Feld geführt werden, wenn härtere Strafen, mehr Kontrolle und größere Datensammelwut unser Fußballerlebnis eintrüben. In der letzten Saison wurden gegen 0,02 % der Stadionbesucher bei Heimspielen des 1. FC Magdeburg Verfahren eingeleitet. Das steht nach dem Dafürhalten der Fanhilfe Magdeburg in keinem Verhältnis zum Bild das Herr Köster und allzu gerne die Polizei und ihre Gewerkschaft selbst zeichnen. Leider wurde ein daran anschließender Leserbrief unseres Rechtsanwalts nicht in der Volksstimme gedruckt, in der Ausgabe vom 3. August 2017 erschien jedoch ein zustimmender Leserbrief. „Unser“ Leserbrief wurde mittlerweile auf den Kanälen der Fanhilfe veröffentlicht.

Wasserwerfer und weiträumige Sperrungen:

Am Spieltag kam es, gemessen am Gast aus Erfurt, zu einem ungewöhnlich martialischen Stelldichein der Polizei. Zur Erinnerung: Beim letzten Aufeinandertreffen gab es eine Kranzübergabe und in den Jahren davor keine nennenswerten Vorfälle. Drei Wasserwerfer sorgten nicht nur nach dem Spiel für ein gehöriges Verkehrschaos, sie provozierten während des Spiels hinter der Nordtribüne ebenfalls mit laufendem Motor und mit der Frontscheibe zum Block stehend. Eine Spontan-Umfrage bei Fans ergab, dass sich durch die Anwesenheit des Aufstandsbekämpfungsmittels keine Person wirklich sicherer fühlte. Das Gegenteil war der Fall.
Die Fanhilfe Magdeburg versteht die Intention dieses Einsatzentwurfs als reine Machtpräsentation. Das Auffahren von sogenannter „schwerer Technik“ soll den Status Quo einer weitergehenden Militarisierung der Sicherheitsapparate normalisieren.
Des Weiteren ist nicht nachvollziehbar, dass die Tagesblätter der Bundesrepublik sich aktuell mit Mitleid für Polizeibeamte, die ihren normalen Job in Hamburg beim G20 gemacht haben (wir kommentieren an dieser Stelle nicht wie), überschlagen und gleichzeitig für diesen Rahmen eine solche polizeiliche Maßnahme gerechtfertigt sein soll.



Geschlossene Tageskassen:

Ausdrücklich abzulehnen ist die Praxis der geschlossenen Tageskassen! Weder haben solche Maßnahmen einen sicherheitsrelevanten Effekt, noch tragen sie zu einer gastfreundlichen Kultur bei. Auf Nachfrage bei den Verantwortlichen des 1. FC Magdeburg erhielten wir die Antwort, dass dieses Verfahren mit dem FC Rot-Weiß Erfurt abgestimmt war. Spontan Anreisende hätten an Karten kommen können, da dies über den Fanbeauftragten möglich gewesen sein soll. Wie praxisnah diese Vorstellung ist, können wir im Nachhinein nicht sagen. Fakt ist: Die Mischung aus geschlossener Tageskasse und dem nicht vorweisen können einer gültigen Zugangsberechtigung kann bei polizeilichen Kontrollen schnell zu Problemen führen. Des Weiteren behalten wir uns vor, auf eine strikte Regelung des Zugangsbetriebs, die es allen Auswärtsfans möglich macht am Spieltag eine Karte zu erwerben, zu beharren.

Sektorentrennung:

Dauerthema, aber nicht vergessen. Laut Protokoll wurde 3 Minuten nach Spielende die Sektorentrennung aufgehoben. Das entspricht nicht unserer Beobachtung. Wir betrachten die Sektorentrennung weiterhin als schwere Beeinträchtigung das Stadionerlebnis. Der Faktor Sicherheit rechtfertigt keine Logik der Selektion im Stadioninnenraum.

Rechtshilfe ist keine Einbahnstraße:

Die Fanhilfe Magdeburg hat sich entschlossen, in regelmäßigen Abständen Einschätzungen und Meinungen zum Umgang mit Auswärtsfans in Magdeburg einzuholen.

Update:

Mittlerweile hat uns eine Einschätzung der Erfurter Fanszene erreicht, welche wir an dieser Stelle der Vollständigkeit halber nicht unerwähnt lassen möchten. In Bezug auf die Gästekasse teilten die Erfurter mit, dass ihnen diese Maßnahme nicht unbekannt und wohl auf die eigene Fanbetreuung zurückzuführen ist. Die Thüringer monieren jedoch, dass die Möglichkeit zum Kartenerwerb am Spieltag bei der RWE-Fanbetreuung zu kurzfristig kommuniziert worden sei und sich potentielle Kurzentschlossene somit eben nicht mehr auf den Weg nach Magdeburg machten. Zufrieden waren die Rot-Weißen mit dem Ordnungsdienst, welcher durch den RWE gestellt wurde und in der Fanszene akzeptiert ist. Neben der Teilung unserer Kritik am massiven Polizeiaufgebot und nicht näher beschriebener Schikanen von Polizeibeamten gegen Einzelpersonen während des Fußmarsches zum Stadion, wurden die im Ligaschnitt sehr hohen Preise für die gastronomische Versorgung im Heinz-Krügel-Stadion kritisiert.

Link zur Anfrage im Landtag Sachsen-Anhalt

Fanhilfe Magdeburg e.V. am 14.08.2017

Parlamentarische Anfragen legen Schwachstellen beim Polizeieinsatz während des Spiels des 1. FC Magdeburg gegen die SG Dynamo Dresden offen

Gemeinsame Presseerklärung der Fanhilfe Magdeburg und der Schwarz-Gelben-Hilfe:

Im Nachgang der Drittliga-Partie des 1. FC Magdeburg gegen die SG Dynamo Dresden am 16. April 2016 (Auswertung aus Sicht der Schwarz-Gelben Hilfe: www.schwarz-gelbe-hilfe.de/aufarbeitung-der-ereignisse-vom-16-april-aus-der-sicht-der-schwarz-gelben-hilfe) stellte sowohl die Fanhilfe Magdeburg zusammen mit der Abgeordneten Eva von Anger, als auch die Schwarz-Gelbe Hilfe Dresden mit Valentin Lippmann zwei Kleine Anfragen in den Landtagen von Sachsen-Anhalt und Sachsen.

Sechswöchige Vorbereitung mit chaotischem Endergebnis

Aus der Anfrage im sachsen-anhaltinischen Landtag geht hervor, dass bereits sechs Wochen vor dem Spiel mit den Einsatzplanungen begonnen wurde. Bei diesen wurde ein besonderer Schwerpunkt auf die Trennung der über 1.000 erwarteten Fans aus Dresden von den Magdeburger Fans gelegt. Die Einsatzführung formulierte außerdem eine Leitlinie für den Einsatz, die ein besonders hohes Maß an Transparenz und Gelassenheit aller eingesetzten Kräfte in allen Einsatzphasen vorsah, welches durch Kooperations- und Gesprächsbereitschaft besonders deeskalierend auf die Besucher des Spiel wirken sollte. Entgegen der Meldungen in der Presse (DPA-Meldung vom 16.04.2016 und Artikel in der Volksstimme Magdeburg vom 19.04.2016) wurden nicht nur knapp 1.000 Beamte eingesetzt, sondern, wie eine Kleine Anfrage offenlegte, genau 1.365 Einsatzkräfte aus mehreren Bundesländern. Hier machte die Polizei im April 2016 bewusst oder unbewusst keine genauen Angaben. Auffällig ist auch die große Zahl der eingesetzten Polizisten in zivil. Mit 90 zivilen Kräften, von denen eine geringe Anzahl Szenekundige Beamte (SKB) der beiden Fanszenen waren, ein Fußballspiel abzusichern, lässt bei den Ereignissen rund um dieses Spiel einen großen Spielraum an Spekulationen, welche Rolle 79 Zivilbeamte der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord eingenommen haben. Der chaotische Ausgang des Einsatzes ist hinlänglich bekannt. Angesichts der dargelegten Fakten muss die damalige Einsatzführung und Polizeitaktik stark kritisiert werden.


Weniger als 0,3 % aller Zuschauer waren tatsächlich gewalttätig

Wie die Kleinen Anfragen darlegen, führt die Staatsanwaltschaft Magdeburg aktuell 51 (26 Verfahren gegen 1. FCM-Fans, 25 Verfahren gegen SGD-Fans) Ermittlungsverfahren, die durch Anzeigen im Rahmen des Spiel angefallen sind. Sechs weitere Ermittlungen wurden mittlerweile sogar eingestellt. Angesichts dieser Zahlen sind die Stellungnahmen des Heimvereins sowie die reißerischen Presseberichte zu hinterfragen. Ein Verfahren gegen einen Polizeibeamten wegen Körperverletzung im Amt, welches aus einer Dienstaufsichtsbeschwerde des Fanprojekt Dresdens (www.fanprojekt-dresden.de/fanprojekt-reicht-dienstaufsichtbeschwerde-beim-innenministerium-sachsen-anhalt-ein) resultierte, wurde ohne Ergebnis eingestellt.

Enorm hohe Anzahl von Stadionverboten gegen Dresdner Fans steht in keinem Verhältnis zu den laufenden Ermittlungen

Die Zahlen der Ermittlungsverfahren aus der Anfrage weist im Vergleich mit der Anzahl der wegen diesem Spiel ausgesprochenen Stadionverbote gegen Anhänger der SG Dynamo Dresden eine enorm hohe Differenz auf. Im Sommer 2016 wurden 67 Dresdner Fans ein bundesweites Stadionverbot ausgesprochen, da deren Personalien am Spieltag aufgenommen, sowie Ermittlungsverfahren gegen sie eingeleitet wurden. Da aber die Polizei scheinbar schon im Vorfeld der Ermittlungen von der Schuld aller Fußballfans überzeugt war, reichte man die Daten der Betroffenen zeitgleich an den 1. FC Magdeburg weiter, sodass dieser gegen die genannten Personen Stadionverbote aussprach. Eine Vergabe von bundesweiten Stadionverboten ohne rechtsstaatliches Ermittlungsergebnis verurteilen wir. Hier bedarf es aus unserer Sicht eine Überarbeitung der DFB-Regularien, um den Rechtsgrundsatz der Unschuldsvermutung zu wahren. Erst im Januar 2017 konnten diese Stadionverbote auf den eigenen Verein, die SG Dynamo Dresden, übertragen werden. Dort erhielten die Betroffenen eine Chance auf Anhörung bei der Stadionverbotskommission (SVAK), welche über den Fortbestand oder die Aufhebung der Stadionverbote entschied.

Abschließend lässt sich bewerten, dass der Polizeieinsatz während des Spiels am 16. April 2016 samt den im Anschluss eröffneten Ermittlungsverfahren unter Einbezug der Fakten aus den Kleinen Anfragen ein ganz anderes Bild abgibt, als es bisher in der Öffentlichkeit bekannt ist. Besonders dominant ist die große Zahl von zivilen Einsatzkräften in einem Spiel, bei welchem im Vorfeld Transparenz und Deeskalation höchste Priorität eingeräumt wurde. Zudem zeigt die Zahl der Ermittlungsverfahren und die vergleichsweise große Anzahl an Stadionverboten erhebliche Missstände in den polizeilichen Ermittlungen auf.

Link zur Anfrage im Landtag Sachsen-Anhalt
Link zur Anfrage im Landtag Sachsen

Fanhilfe Magdeburg e.V. und Schwarz-Gelbe-Hilfe e.V. am 19.05.2017

Topspiel der 3. Liga wirft dunkle Schatten voraus

Das absolute Spitzenspiel der bisherigen Drittligasaison zwischen dem Tabellenführer MSV Duisburg und dem direkten Verfolger 1. FC Magdeburg wirft bereits seit Tagen seine Schatten voraus. Leider sind diese Schatten nicht so positiv besetzt wie es ein sportliches Topduell verdienen würde. Vielmehr macht sich bereits im Vorfeld eine Debatte bemerkbar, die mit fragwürdigen Maßnahmen vor allem Handlungsfähigkeit der Sicherheitsorgane suggerieren soll und dabei paradoxer Weise eine eigentlich kaum zur Diskussion stehende Sicherheit torpediert. Die Fanhilfe Magdeburg kommentiert diese Maßnahmen daher wie folgt:

Am 17. Februar 2017 gab der MSV Duisburg in einer Pressemitteilung den Verzicht auf den Verkauf von Tageskarten für das Spiel gegen den 1. FC Magdeburg bekannt. Die Begründung dafür sind vermeintliche „Hooligans auch aus anderen Vereinen“ die zum Karneval wollen. Weiter heißt es, dass der MSV Duisburg „gewappnet für den Freitag sei“ und mit nicht weiter zu benennenden „umfangreichen Maßnahmen“ glaubt ein friedliches Fußballspiel gewährleisten zu können.

Das Vorgehen des MSV Duisburg und die Beratungskompetenzen der Sicherheitsbehörden stellen wir in diesem Fall grundsätzlich in Frage. Im Kern geht es nicht um die tatsächliche Anwesenheit sogenannter Hooligans, sondern darum im Vorfeld sämtliche Maßnahmen gegen Auswärtsfans zu legitimieren. Mutmaßungen und öffentlichkeitswirksame Schnellschüsse wie dem Schließen von Tageskassen dienen im Fall einer späteren von den Sicherheitsbehörden ausgelösten Eskalation als Begründungsmuster.

Im Fall des Aufeinandertreffens des MSV Duisburg und dem 1. FC Magdeburg herrscht eine sportliche Rivalität aufgrund der Tabellensituation beider Vereine. Eine besondere Rivalität beider Fanlager ist nicht gegeben. Daher ist zu fragen, mit welchem Verständnis von rheinländischer Gastfreundschaft zu rechnen ist. Die Erfahrungen mit „umfangreichen Maßnahmen“ zeigen, dass diese oft in entgegengesetzt Richtung wirken. Die Anhänger mit dieser Botschaft auf die Reise zu schicken, ist insofern eine erste Eskalationsstufe.

Des Weiteren ist fraglich, in welchem Zusammenhang der rheinländische Karneval mit dem Fußballspiel steht. Nach unserer Einschätzung gibt es keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen, die ein gesteigertes Gefahrenpotenzial annehmen lassen. Reisefreudige Karnevalenthusiasten werden sich durch geschlossene Tageskarten ihren Besuch nicht nehmen lassen. Die Legitimation von Repressionsmaßnahmen gegen Fußballfans, nichts anderes sind geschlossene Tageskassen, durch die Verbindung beliebiger raumnaher Veranstaltungen, eröffnen Sicherheitsbehörden willkürlich Repressionsmöglichkeiten. Diskursverschiebungen dieser Art, die weg vom eigentlichen Fußballspiel und die daraus resultierenden Maßnahmen gehen, sollten eigentlich auch die betroffenen Fußballvereine aus ihrem eigenen Interesse kritisieren. Unter diesen Maßnahmen leiden schlussendlich alle Fans und damit auch die Vereine. In diesem konkreten Fall der MSV Duisburg und seine Fans, ebenso wie die 1. FCM-Anhänger.

Fraglich bleibt außerdem, ob die angekündigten Maßnahmen tatsächlich die versprochene Entspannung in den Zuschauerbereichen des Duisburger Stadions bringen? Es scheint schwer vorstellbar, dass Fußballfans, auch anderer Vereine, zwar langfristig die von der Polizei befürchteten Störungen planen können, aber nicht über den Organisationsgrad verfügen, um bis zum Ende des Vorverkaufs entsprechende Eintrittskarten zu erwerben. Stattdessen führt die Maßnahme von geschlossenen Tageskassen dazu, dass insbesondere Fußballfans, die nicht über den notwendigen Organisationgrad zur Nutzung des Vorverkaufs verfügen und kurzfristig Interessierte dem Spiel fernbleiben müssen. Die geschlossenen Gästekassen führen eher zu einem Ausweichverhalten von gut vernetzten Gästefans in die Heimbereiche. Entsprechende Aufrufe sind in den sozialen Netzwerken zu finden und werden ihre Wirkung nicht verfehlen. Im Ergebnis werden etliche Gästefans in den Heimbereichen anzutreffen sein, obwohl auch auf der Gästetribüne ausreichend Platz für sie vorhanden wäre. Darin sehen wir keinen vernünftigen Beitrag zur Fantrennung der Duisburger Polizei.

Es entsteht der Eindruck, dass die Sicherheitsbehörden in Zusammenarbeit mit dem MSV Duisburg der Anhängerschaft des 1. FC Magdeburg eine Vorverurteilung aussprechen. Dies dient nicht nur der Legitimation fanunfreundlicher Behandlung durch Sicherheitskräfte und Polizei, sondern einer abermaligen Diskursverschiebung zu Gunsten der Sichtweisen der exekutiven Kräfte. Der Fanbrief der Polizei Duisburg unterstreicht diese Wahrnehmung. Wie beinahe immer werden Stillmittel der Fankultur mit Gewalt und menschenverachtenden Einstellungen wie Rassismus in Verbindung gebracht.

Da der 1. FC Magdeburg es versäumte einen Vereins- und Interessenvertreter zur maßgeblichen Sicherheitskonferenz dieses sportlich brisanten Freitagabendspiels zu entsenden, kann das Ergebnis leider nicht nur den Sicherheitsbehörden und dem MSV Duisburg zugeschrieben werden. Gerade deshalb erscheint es nun mindestens unglücklich, dass man sich seitens des 1. FCM nicht nachhaltiger für zumindest die anfangs angedachten 3.000 Gästekarten einsetzte. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Interessen der Fans seitens des 1. FC Magdeburg besser vertreten worden wären.

Als Fanhilfe Magdeburg e.V. haben wir dementsprechend große Bedenken was den Polizeieinsatz am kommenden Freitag betrifft. Aus diesem Grund wird die Fanhilfe erstmalig zu einem Fußballspiel durch zwei Rechtsanwälte begleitet, die nicht nur die Situation vor Ort aufmerksam beobachten werden, sondern im Notfall auch über unser Spieltagtelefon erste Tipps zum richtigen Verhalten geben können.

Magdeburg, der 23. Februar 2017
Fanhilfe Magdeburg e.V.

Auswertung Heimspiel gegen Fortuna Köln

Neue Saison, neues Glück heißt es so schön. Und Neuigkeiten erwarteten den geneigten Clubfan zur Heimpremiere am letzten Sonntag so einige. Das alle davon und damit auch glücklich waren, kann man mit Stand nach dem ersten Heimspiel verneinen.

Normalerweise gehören die Themen „Stadionkomfort“ und „Stadionerlebnis“ nicht zu den wichtigsten Arbeitsfeldern der Fanhilfe. Da sich aber bereits vor dem Spiel gegen Fortuna Köln bei uns am Fanhilfe-Stand die Anfragen mehrten, ob denn die neuen Regelungen und Erneuerungen rund um die Heimspiele des 1. FC Magdeburg nicht auch ein Thema für die Fanhilfe wären und da im Austausch mit den verschiedenen Fanorganisationen nach dem Spiel eine Vielzahl von Problemen und Beschwerden an uns bzw. untereinander herangetragen wurden, möchten wir an dieser Stelle das Spiel kurz auswerten und dabei insbesondere auf die im Vorfeld von Vereinsseite auch angekündigten Änderungen eingehen. In der Hoffnung und festen Erwartung, dass man von Vereinsseite aus gewillt ist aus den Fehlern des ersten Spiels zu lernen und Verbesserungen anzustreben.

Thema neues Bezahlsystem
Wir möchten an dieser Stelle das Thema Bezahlsystem nicht grundsätzlich hinterfragen, die Pros und Contras hierzu sind an anderen Stellen schon hinlänglich ausgetauscht wurden und halten sich die Waage. Es ist auch nachvollziehbar, dass Mitarbeiter und wartende Fans sich auf dieses System einstellen müssen und es deshalb beim ersten Versuch zu Verzögerungen kommen kann. Viele Fans haben uns aber darauf hingewiesen, dass die Buchung und die zugehörige Abrechnung einzelner Beträge von der Karte nicht nachvollzogen werden kann. Hier empfehlen wir dem Verein bzw. dessen Stadionversorger das zusätzliche Aufstellen von Lesegeräten, auf denen die Karteninhaber ihr Guthaben vor dem Kauf ablesen können. Eine Ausgabe von Kassenzetteln, auf denen die einzelnen Abbuchungen nachvollzogen werden können, wäre ebenfalls denkbar.

Thema Blocktrennung
Seit dem ersten Heimspiel ist unser HKS bekanntlich in drei verschiedene Heimsektoren unterteilt, welche untereinander nicht mehr betreten werden können. Einen maßgeblichen Anteil an der Begründung für diese Maßnahme hatte das Thema Statik und das Argument der Vereinsführung, dass eine Vielzahl von Personen mit Karten für andere Blöcke die Nordtribüne aufsuchen und so zusätzlich belasten würden. Unser Eindruck während des ersten Spiels mit Sektorentrennung war allerdings der, dass es keine merkliche Änderung hinsichtlich der Besucher in den einzelnen Bereichen der Nordtribünen gegeben hat. Soll hier die Ansicht verschiedener Kritiker, die hinter dieser Maßnahmen andere Gründe vermuten und das Thema Statik als vorgeschoben empfinden, nicht weitere Nahrung erhalten erwarten wir von der Vereinsführung, dass das Thema Statik offensiv behandelt und die Ergebnisse der eigenen Maßnahmen ebenfalls offen und belegbar gegenüber den betroffenen Fans dargestellt werden!

Thema Taschenabgabe
Die wohl größten Probleme am ersten Spieltag gab es bezüglich der Mitnahme von Taschen in das HKS. Bereits im Vorfeld hatte der Verein über seinen Sprecher Norman Seidler kommunizieren lassen, dass man keine konkreten Angaben dazu machen können, ab wann eine Tasche als zu groß gelten würde. Dies führte vor dem Spiel zu uneinheitlichem Handeln des Ordnungspersonals. Taschen, die Ordnern an einem Eingang als zu groß erschienen, konnten an anderen Eingängen mit in das Stadion eingebracht werden und umgekehrt. Hier erwarten wir in Zukunft im Sinne der Fans eine Nachbesserung durch die Vereinsführung und des von ihr engagierten Ordnungsdienstes sowie konkrete und verlässliche Informationen, welche Taschengrößen zukünftig mit in das HKS gebracht werden können.

Angesichts dieser Punkte stellen wir fest, dass sich der bisherige Charakter des Stadionbesuchs beim 1. FCM mit den Neuerungen maßgeblich geändert hat und unter Bedingungen wie beim ersten Heimspiels leidet. Nachbesserungen sind im Sinne der großen Fanszene dringend notwendig und sollten unter Berücksichtigung der kritisierten Punkte angegangen werden.

Sollte es beim Spiel gegen Fortuna Köln weitere Probleme gegeben haben, die berichtens- und auswertungswert sind, so könnt ihr uns eine Schilderung mittels Mail an kontakt@fanhilfe-magdeburg.de mit dem Betreff „Stadionerlebnis“ gern zukommen lassen. Wir werden diese dann gesammelt an die zuständigen Stellen des Vereins weiterleiten in der Hoffnung, dass schon bei den nächsten Spielen Besserungen eintreten.

Fanhilfe Magdeburg e.V. am 02.08.2016

Auswertung Münster - der nächste Teil - Kleine Anfrage bei der Landesregierung Sachsen-Anhalt

Ja, wir müssen erneut über das Auswärtsspiel des 1. FC Magdeburg im April in Münster reden. Denn nachdem wir bereits kurz nach diesem Spiel den dortigen Polizeieinsatz sowie die allgemeine Informationspolitik von beteiligten Behörden, Vereinen sowie berichtenden Medien kritisierten, etwas später eine kleine Anfrage an die nordrhein-westfälische Landesregierung ebenfalls mehr kritisch als überraschend informativ werten mussten, liegt uns nun auch die Antwort der Landesregierung Sachsen-Anhalts zu einer ebenfalls durch uns initiierten Kleinen Anfrage bezüglich der Informationsübermittlung der sachsen-anhaltinischen Behörden an die Kollegen in Münster vor.

Münster - ihr erinnert euch vielleicht? Nach einem Pyroeinsatz der Heimfans bei einem vorangegangenen Heimspiel verbot der Heimverein allen Fans, auch den Gästen, das Mitbringen von Fahnen und Anbringen von Zaunfahnen. Gleichzeitig sorgte ein enormer Polizeieinsatz mit massiven Kontrollen der Gästefans bei Anreise sowie auf dem Gästeparkplatz dafür, dass viele Magdeburger Fußballfans von der Polizei eher genervt waren als sich geschützt zu fühlen. Zusätzlich sorgte hinterher ein mehr als fragwürdiger und leider von vielen Presseorganen unhinterfragt übernommener Polizeibericht dafür, dass man als reisender Fußballfan grundsätzlich eher weniger als mehr Vertrauen in polizeiliche Arbeit haben dürfte. Doch wie man es auch drehte und wendete, die Polizei sowie die beteiligten Vereine stützten ihre Aussagen auf vorliegende polizeiliche Erkenntnisse über den Einsatz von Pyrotechnik, der solcherlei Aktionen rechtfertigen würde (beispielhaft für viele sei an diesen Artikel der MZ erinnert: http://www.mz-web.de/sport/fussball/1-fc-magdeburg/-nicht-nachvollziehbar--fcm-kritisiert-fahnenverbot-in-muenster-23935188). Und an dieser Stelle kommt unsere kleine Anfrage ins Spiel. Denn tatsächlich wurde der Polizei in Münster mitgeteilt, dass Magdeburger Fußballfans gelegentlich (!) und anlassbezogen (!) Pyrotechnik zünden würden. Weiterhin sei nicht auszuschließen, dass gewaltbereite und gewaltsuchende Fans bei geschlossener Anreise die Eingänge überrennen würden.
Im Ergebnis reichen solch allgemeinen Informationen also aus, um aus dem gelegentlichen Einsatz von Pyrotechnik seitens der Clubfans einen massiven Einsatz dieser zu konstruieren und mehrere hundert Fußballfans massiv zu gängeln oder das Ansammeln von Fans auf dem Parkplatz als den möglichen Versuch eines Kassensturms zu interpretieren und diese im gleichen Atemzug allesamt als gewaltbereit bzw. gewaltsuchend zu stigmatisieren.
Auch wenn uns dieses Ergebnis letztlich nicht überrascht, lässt es erneut einen interessanten Einblick in die Psyche der Institution Polizei zu. Fußballfans werden hier zweifelsohne als Gegner gesehen. Für eine Entspannung des schwierigen Polizei-Fan-Verhältnisses sind solche Erkenntnisse auf jeden Fall nicht förderlich....

Die Antwort der Landesregierung Sachsen-Anhalt zum Download:
Kleine Anfrage - Übermittlung von Daten im Zusammenhang mit dem Dritt-Liga-Spiel SC Preußen Münster II

Wir danken ganz herzlich der Antragstellerin Eva von Angern.

Fanhilfe Magdeburg e.V. am 14.07.2016

Antwort der Landesregierung NRW stützt Einschätzung eines martialischen und überdimensionierten Polizeieinsatzes

Kleine Anfrage an die Regierung des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen bezüglich der Vorfälle rund um das Fußballspiel Preußen Münster - 1. FC Magdeburg

Nach den Vorfällen rund um das Spiel des 1. FC Magdeburg in Münster kündigte die Fanhilfe Magdeburg an, den Polizeieinsatz rund um diese Partie genauer auszuwerten umso einerseits polizeiliches Handeln Fußballfans inhaltlich näher zu bringen und gleichzeitig die Vielzahl an Fragen, die sich rund um den Einsatz in Münster ergaben, zu klären. Aus diesem Grund lancierte die Fanhilfe Magdeburg eine kleine Anfrage bei der Landesregierung des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, deren Innenministerium für die Polizeikräfte im Bundesland zuständig ist. An dieser Stelle ein ganz herzliches „Danke!“ an den fraktionslosen Abgeordneten Daniel Schwerd für die Unterstützung.

Auch wenn kleine Anfragen jeweils nur auf den Fakten beruhen, welche der Landesregierung zum Zeitpunkt der Anfrage vorliegen und nicht zwingend intensive Recherchen auslösen, so sind die Antworten der Landesregierung auf unsere konkrete Anfrage ernüchternd und werfen kein gutes Licht auf die verantwortlichen Stellen.

Zum einen konnte (oder wollte?) die Landesregierung nur zwei der fünf gestellten Fragen beantworten. Das insbesondere die Fragen zur Informationsbeschaffung zur Vorplanung von Fußballspielen und zum Thema Datenweitergabe und Datenschutz von betroffenen Fußballanhängern nicht beantwortet werden konnten lässt den wenig beruhigenden Schluss zu, dass die Polizei in NRW relativ autonom und ohne Rechtfertigungsdruck gegenüber dem zuständigen Ministerium arbeiten und auch massive repressive Maßnahmen gegen Bürger durchführen kann, deren Verhältnismäßigkeiten nur mit einigem Wohlwollen noch rechtsstaatliche Prinzipien erfüllen.

Zum anderen erhärten die beiden gegebenen Antworten unseren bereits in unserer ersten Stellungnahme formulierten Vorwurf, dass die Polizei Münster am Abend des 22. April 2016 sprichwörtlich mit Kanonen auf Spatzen schoss. Insgesamt sieben (!!) Gegenstände, die den Tatbestand der passiven Bewaffnung erfüllen sollen, konnten festgestellt werden. Dennoch erhielten mehr als drei Mal so viele Personen, genau genommen 22, bei solcherlei Kontrollen Platzverweise. Leider sind weitere Angaben in diesen Antworten, so zur Zahl aller kontrollierten Anhänger oder über die Gründe der Platzverweise von mindestens 15 (=22-7) der 22 Anhänger nicht enthalten, da mehr als fünf Fragen bei einer solchen Anfrage nicht gestellt werden können.

Auch wenn die Erkenntnisse, die die Fanhilfe Magdeburg aus den Antworten der Landesregierung NRW erlangen konnte, gering sind und weil die wenigen Antworten eher die Sichtweise der Magdeburger Fußballanhänger über einen unnötig martialischen und überdimensionierten Polizeieinsatz stützt, dessen Ausmaß nur über jegliche Realität widersprechende Pressemeldungen noch zu rechtfertigen schien, wird die Fanhilfe Magdeburg weiterhin alle ihr zur Verfügung stehenden Kontrollmittel ausnutzen um der Reputation ihrer Mitglieder sowie aller zu Unrecht kriminalisierten Magdeburger Fußballanhänger genüge zu leisten.

Fanhilfe Magdeburg e.V. am 08.06.2016

Kleine Anfrage - Übermittlung von Daten im Zusammenhang mit dem Dritt-Liga-Spiel SC Preußen Münster.pdf

Auswertung SC Preußen Münster – 1. FC Magdeburg
35. Spieltag der Saison 2015/ 16

„Ist das noch Fußball oder kann das weg?“, fragte am vergangenen Wochenende ein FCM-naher Blog zum Dynamo-Dresden-Spiel und erfuhr mit dem dazugehörigen Artikel so viel Aufmerksamkeit, dass man es gar bis zu einer Veröffentlichung beim mdr brachte. Diese natürlich rein rhetorisch gemeinte Frage könnten wir an dieser Stelle bezüglich des Spiels des 1. FCM in Münster gleich in doppelter, leicht abgewandelter Form erneut stellen, nämlich: „Ist das noch Polizeitaktik oder kann das weg?“ sowie „Ist das noch Pressearbeit oder kann das weg?“

Es gäbe am Rande einige Dinge, die es wert wären intensiver aufgearbeitet zu werden. Aber allein die Schlagzahl an Kuriositäten, Meldungen, Berichten, zweifelhaften Maßnahmen oder ebenso zweifelhaften Presseberichten, die die Magdeburger Fanszene spätestens seit dem Bekanntwerden eines kompletten Materialverbotes für das Münsterspiel am Donnerstagabend erreichten, verhindern eine lückenlose und umfassende Aufarbeitung aller Dinge. So müssen wir an dieser Stelle bezüglich der Auswertung die Relevanz von Ereignissen wichten und uns auf die dringlichsten Dinge konzentrieren. Wir werden deshalb an dieser Stelle nicht darüber debattieren, welchen Sinn ein Materialverbot haben soll und ob eine solche Maßnahme tatsächlich deeskalierend wirkt, also die Situation vor Ort entspannend beeinflusst. Wir werden ebenso wenig thematisieren können, warum unser 1. FCM zwar in löblicher Weise dieses Materialverbotes öffentlich kritisiert, jedoch nicht dazu in der Lage ist zur entscheidenden Sicherheitsberatung in Münster seinen Sicherheits- und/oder Fanbeauftragten zu entsenden. Wir werden noch nicht einmal darüber reden, mit welch eiskalter Logik lokale Sicherheitsbeauftragte, die örtliche Polizei und Magdeburger sogenannte szenekundige Beamte die Verantwortung für diese Entscheidung auf die jeweils Anderen schieben um so eine Eigenverantwortung von sich weisen zu können. Schuld sind nach dieser Logik stets eben diese Anderen, als intervenierender Verein oder Fan steht man solch Geschacher in der Regel machtlos gegenüber. Worüber aber zu reden sein wird, ist a) eine in weiten Teilen zumindest in Bezug auf die Gästefans schlichtweg gelogene Pressemittelung der Münsteraner Polizei und b) die abermals kritik- und anstandslose Übernahme dieser durch verschiedene Presseorgane. Dies jedoch nicht weil wir diese Pressemitteilung für wichtiger halten als die Geschehnisse vor Ort, sondern vielmehr weil die Darstellung dieser Geschehnisse einer Aufarbeitung bedarf, die verdeutlicht, wie sehr insbesondere die Polizei in Münster und mit ihr der gastgebende Verein ein strukturelles Problem im Umgang mit Fußballanhängern haben. Aus diesem Grund werden wir abschließend weiterhin kurz thematisieren, was aus unserer Sicht zu tun wäre, um solche Szenen zukünftig vermeiden zu helfen.

Da wir uns im Folgenden auf die Meldung der Polizei Münster zum Gastspiel des 1. FC Magdeburg beziehen, möchten wir diese an dieser Stelle im Originalwortlaut wiedergeben:

„Durch den polizeilichen Einsatz von Pfefferspray konnten am Freitagabend (22.04.) Durchbrüche von Anhägern beider Vereine unterbunden werden.

In der Mitte der ersten Halbzeit versuchten etwa 300, teilweise vermummte, Magdeburger die Einlasskontrollen durch einen Sturm zu umgehen. Gleichzeitig bedrängten Personen aus dem Gästeblock die Ordner, um den unkontrollierten Zustrom zu ermöglichen. Die Chaoten griffen die zur Unterstützung der Ordner eingesetzten Polizeibeamten an und bewarfen sie mit vollen Bierbechern.

Nach dem Spiel attackierten etwa 200 Sympathisanten von Preußen Münster Polizisten an der Absperrung zu den Gästeparkplätzen. Hier mussten die Beamten neben Pfefferspray auch Schlagstock und Diensthunde einsetzen, um ein unkontrolliertes Aufeinandertreffen der
Gruppierungen zu unterbinden.

"Nur durch das starke Polizeiaufgebot konnten Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern beider Vereine und ein Kassensturm unterbunden werden", erläuterte der Einsatzleiter Polizeidirektor Martin Mönnighoff. "Das notwendige Einschreiten der Beamten zeigt erneut, dass Unbelehrbare den Fußball immer wieder für ihre kriminellen Zwecke missbrauchen."

Vor dem Spiel versuchten vier Magdeburger einen Fan-Schal auf der Hammer Straße zu rauben. Polizisten nahmen die Täter fest. Einer von ihnen hatte eine Sturmhaube und einen Zahnschutz dabei.

Bei Fahrzeugkontrollen von anreisenden Magdeburgern fanden Polizisten Quarzhandschuhe, Sturmhauben und weitere Passivbewaffnung. Die Beamten nahmen diesen 21 Personen die Eintrittskarten ab, erteilten ihnen Platzverweise und schickten sie direkt auf die Heimreise.

Kurz vor Spielende brannten Münsteraner Ultras sechs Rauchtöpfe im Block ab. Zeitgleich zündeten Unbekannte in Stadionnähe Feuerwerksraketen.

Nach dem Spiel raubte ein Münsteraner einem Magdeburger einen Fan-Schal. Bei dem Gerangel stürzte der Geschädigte in seine Bierflasche, verletzte sich an der Hand und wurde durch Rettungskräfte in ein Krankenhaus gebracht.

Insgesamt fertigten die Einsatzkräfte 28 Anzeigen wegen Raub, Widerstand, Beleidigung, Bedrohung und sonstiger Verstöße.“


Eine solche Darstellung seitens der Polizei suggeriert dem nicht beteiligten Leser durch eine Vielzahl von Schlagworten (Vermummte, Kassensturm, Pfefferspray, Quarzhandschuhe, Schlagstockeinsatz, Chaoten und einige mehr) nicht nur, dass es vermutlich zu chaotischen Szenen am Rande des Spiels gekommen sein muss. Sie versucht zusätzlich das massive polizeiliche Vorgehen vor Ort zu legitimieren, was ihr dank unkritischer Übernahme und damit Weiterverbreitung dieser Meldung durch Presseorgane leider einmal mehr zu gelingen scheint. Jedoch ordnet die Polizei Münster ihr Verhalten nicht nur nicht in gegebene Kontexte ein. Sie verbreitet zumindest in Bezug auf die Gästefans, die durch die Polizei bereits im Vorfeld des Spiels eine Stigmatisierung als potentielle Gewalttäter erfahren durften, zudem auch Unwahrheiten.

Wahr ist: die Polizei stellte vor dem Spiel Personalien bei Gästefans fest und zog dabei vereinzelt (!) Gegenstände ein, die aus ihrer Sicht den Tatbestand der Passivbewaffnung erfüllen. Dies ist jedoch nicht dem zielgerichteten Eingreifen seitens der Polizei gedankt, sondern massiver und langwieriger Kontrolle einer Vielzahl von Fahrzeugen mit Gästefans auf den Autobahnrastplätzen rund um Münster, den Zufahrtstraßen zum Stadion sowie auf dem Gästeparkplatz selbst. An dieser Stelle darf schon die Frage nach der Verhältnismäßigkeit gestellt werden, insbesondere wenn bei diesen massiven Kontrollen zudem keine pyrotechnischen Artikel sichergestellt werden konnten, welche aus Sicht der Polizei diesen Einsatz erst notwendig werden ließen.

Wahr ist ebenfalls, dass vier Magdeburger Anhänger wegen einem angeblichen Raubversuch (ob dieser auch stattfand, wird durch die Justizbehörden festzustellen sein) während des Spiels in Gewahrsam genommen worden sind.

Wahr ist weiterhin, dass es vereinzelte Becherwürfe auf Polizisten im Gästeblock gegeben hat, als eine größere Gruppe Fans das Stadion betrat und die Polizei dabei in Vollausrüstung mitten durch die Gästeanhängerschaft zog.




Unwahr ist jedoch, dass 300 Gästefans versuchten den Einlass durch einen Sturm zu umgehen. Unwahr wäre es im Übrigen auch, wenn die Polizei anstelle von 300 Fans an dieser Stelle von 30 oder drei Fans sprechen würde. Eine solche Situation gab es schlichtweg zu keinem Zeitpunkt am Gästeeingang, der Einlass lief vielmehr zu jeder Zeit geordnet und gesittet ab. Dies werden mit Sicherheit auch die vor Ort eingesetzten Ordner bestätigen können oder die polizeilichen Videoaufnahmen, die aus verschiedenen Kameras durchgehend angefertigt wurden. Wahrheitsgemäß wiedergegeben hätte es vielmehr heißen müssen, dass eine größere Gruppe an Fans aufgrund der Vielzahl an polizeilichen Kontrollen auf dem Gästeparkplatz auf Betroffene dieser Maßnahmen wartete und deshalb erst mit Beendigung dieser - nach Anpfiff des Spiels - das Stadion betrat. Ebenso hätte man berichten können, dass sich eine Vielzahl an Fans, die sich bereits im Stadion befanden, mit den von Polizeimaßnahmen betroffenen Fans solidarisierte und den eigentlichen Gästeblock verließ, um im Zwischenraum zwischen Eingang und Gästeblock auf die vor dem Stadion stehenden Anhänger zu warten.

Die Zusammenhänge sind also zusammengefasst wie folgt: erst eine massive Polizeipräsenz kombiniert mit einer Vielzahl von Personenkontrollen führte überhaupt dazu, dass ein nicht unerheblicher Teil der Gästefans erst kurz vor oder gar nach dem Anpfiff den Weg in Richtung Gästeeingang bestreiten durften. Das solidarische Warten anderer Fans vor dem Eingang auf die von Maßnahmen betroffenen Fans reicht der Polizei aus, um einen Sturm des Einlasses zu vermuten. Obwohl dieser zu keinem Zeitpunkt stattfand, vermeldet die Polizei Münster diesen dennoch.

Das weitere Spielgeschehen lief daraufhin im Rahmen der noch gegebenen Möglichkeiten stimmungsvoll ab, wofür auch der im Gegensatz zum Polizeieinsatz zu jedem Zeitpunkt deeskalierende Einsatz der Vereinsordner des Gastgebers und auch des 1. FCM maßgeblich mitverantwortlich ist. Auch nach dem Spiel gab es seitens der Anhänger des 1. FCM keinerlei Versuche Auseinandersetzungen mit den Heimfans zu initiieren, sondern einen durchweg gesitteten und friedlichen Abmarsch von den Gästeparkplätzen. Ohne zu wissen, welche polizeilichen Maßnahmen im Bereich des Heimbereichs erfolgten, ist es deshalb wichtig festzuhalten, dass anders als in der Polizeimeldung suggeriert, es zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Konfrontationen zwischen Anhänger von Preußen Münster und des 1. FCM kam und aus diesem Grund auch kein Pfeffersprayeinsatz und dergleichen gegen Anhänger des 1. FCM notwendig war oder überhaupt stattgefunden hat!

Im Nachgang musste die Fanhilfe Magdeburg dann leider abermals zur Kenntnis nehmen, wie unreflektiert solche Darstellungen auch von eigentlich seriösen Medien teils wortwörtlich übernommen werden. Auch wir wissen, unter welchem Kosten- und Informationsdruck Medien heutzutage stehen und wie schnell man dazu verleitet werden kann, von vermeintlich seriösen Quellen Meldungen unhinterfragt zu übernehmen. Allein: auch diese Zwänge können keine Entschuldigung dafür sein, Mindeststandards journalistischer Arbeit nicht zu erfüllen. Grundsätze wie exakte Recherche, Prüfung des Wahrheitsgehaltes von Meldungen, insbesondere wenn man selbst keinen Journalisten vor Ort hatte, und der Sichtbarmachung unbestätigter Meldungen sichern die eigene Glaubwürdigkeit, die nunmehr einmal mehr Schaden genommen haben dürfte.




Die Fanhilfe Magdeburg vertritt nach Auswertung aller Ereignisse in Münster, aufgrund des eigenem Erlebten sowie durch die Einschätzungen von Fans anderer Vereine, die bereits in Münster gastierten, die Ansicht, dass die Polizei vor Ort über den notwendigen Rahmen zur Absicherung von Drittligafußball hinaus einen Kleinkrieg gegen Fußballfans führt - unabhängig davon, ob es sich um Heim- oder Gästefans handelt. Zu dieser Erkenntnis tragen eine ungenügende Informationskette im Vorfeld des Spiels, ein massives und aus Sicht der Fanhilfe Magdeburg keiner irgendwie gearteten Relation entsprechendes Polizeiaufgebot inklusiver massiver Kontrollen von Gästefans ebenso bei wie eine durchgehend fehlerhafte Darstellung der Ereignisse im Nachgang des Spiels, welche wir in der Vielzahl der Fehler als bewusste Desinformation der Öffentlichkeit werten.

Aus diesem Grunde empfehlen wir nicht nur den Verantwortlichen des 1. FC Magdeburg, sondern aller Gästeteams in Münster, sich zukünftig durch konsequente Teilnahme an Sicherheitsberatungen und Dokumentation dieser (!) und durch konsequentes Einsetzen für fanrelevante Dinge den eigenen Anhängern einen Weg zu einem normalen Fußballerlebnis zu ermöglichen. Fanvertretungen und Fanprojekte zukünftiger Gäste in Münster sollten ihre Rechte durch den Einsatz von Fananwälten sowie der Dokumentation und Veröffentlichung verfänglicher Situationen absichern. Presseorganen empfehlen wir die Prüfung von Polizeimeldungen im Fußballzusammenhang im Allgemeinen und im Fall der Polizei Münster im Speziellen. Dem SC Preußen Münster wünschen wir, dass sich der Druck seitens Polizei irgendwann in dem Maße legt, dass man offensichtliche Probleme im eigenen Anhang dann auch konstruktiv und nachhaltig und vor allem ohne Druck von außen angehen kann. Unter den gegebenen Umständen halten wir dies jedoch für nahezu unmöglich.

Fanhilfe Magdeburg e.V. am 24.04.2016

Auswertung 1. FC Magdeburg – SG Dynamo Dresden
34. Spieltag der Saison 2015/ 16

An dieser Stelle möchte die Fanhilfe Magdeburg die Geschehnisse rund um das Drittligaspiel 1. FCM gegen Dynamo Dresden aus ihrer Sicht wiedergeben. Die Bewertung der Geschehnisse beruht dabei aus der Sicht der Fans, sie ist also subjektiv und hat nicht den Vorsatz oder Aufgabe objektiv alle Geschehnisse zu bewerten. Sehr wohl möchten wir aber versuchen, verschiedene Verhaltensweisen zu reflektieren und in einen größeren Sinnzusammenhang zu setzen um Geschehnisse wie die am Spieltag besser einordnen zu können. Hierzu verlinken wir Hintergrundberichte, die das Gesagte besser verständlich machen sollen. Dies ist aus Sicht der Fanhilfe Magdeburg insbesondere deshalb notwendig, weil mit der Berichterstattung der verschiedenen Presse- und Medienorgane wie auch seitens der Polizei u.a. über ihren Twitter-Account eine Deutungshoheit über die Realität erzeugt und durch stete wechselseitige Weitergabe als wahr reproduziert wird, der Fans selten etwas entgegen zu stellen haben. Die Problematik der Deutungsmacht der Polizei wird in Zusammenhang mit verschiedenen Demonstrationen u.a. in diesem (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-07/polizei-twitter-verstoss-gegen-recht) und diesem (http://www.fr-online.de/frankfurt/twitter-polizei-wegen-twitter-in-kritik,1472798,31184268.html) Artikel näher beleuchtet.

Für die Fanhilfe Magdeburg begann die Partie des 1. FC Magdeburg gegen Dynamo Dresden bereits rund eine Woche vor Spielanpfiff, als die Schwarz-Gelbe Hilfe Dresden e.V. uns darüber informierte, dass ein Teil der Dresdener Fans mit Betretungsverboten durch die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord belegt worden sind. Betretungsverbote werden vornehmlich dann gegen unliebsame Personen ausgesprochen, wenn diese nicht durch bspw. ein Stadionverbot sowieso vom Besuch eines Fußballspiels ausgeschlossen sind. Die Grundlagen dieser Betretungsverbote sind oftmals strittig, für Betroffene aber nur in einem meist mühsamen und kostenintensiven Verfahren vor dem Verwaltungsgericht zu klären. Welcher Personenkreis seitens der Polizei für solcherlei Maßnahmen vorgesehen ist, ist ebenso schwierig nachzuvollziehen. Es ist jedoch nicht vollends absurd anzunehmen, dass insbesondere solche Personen in Betracht kommen die in extra dafür eingerichteten Datenbanken gespeichert sind. Die Rechtmäßigkeit oder gar bloße Existenz solcher Datenbanken hatte auch die Fanhilfe Magdeburg zuletzt mehrfach thematisiert, eine gute Zusammenfassung dieser Thematik mit Erklärung wie schnell Fans in solcher Datei landen können und wie schwer es ist, ein Mal gespeichert auch wieder aus solchen Dateien gelöscht zu werden liefern u.a. dieser (https://netzpolitik.org/2016/mehr-daten-als-tore-polizei-sammelt-fleissig-aber-oft-unrechtmaessig/) und dieser (http://fcpoppe-blog.pageflow.io/geheime-datensammlungen-uber-fussball-fans#44382) Beitrag. Wie dort nachzulesen ist, verfügt bereits allein die Polizei Dresden über eine interne Datenbank mit weit über 700 gespeicherten Fans von Dynamo Dresden, die ohne Verurteilung vor einem Gericht oder ohne Stadionverbot dank dieser Datei weiterhin sanktioniert werden können.

Auf eine weitere Episode zum Thema Wahrheitsgehalt von Meldungen, deren Deutungshoheit und unreflektierter Weitergabe durch verschiedene Presseorgane, die vor den Ereignissen am Samstag auch den Kern dieser Mitteilung bilden sollte, wurden wir bereits am Freitag von einem Mitglied der organisierten Fanszene hingewiesen. Denn Ende letzter Woche gab die Magdeburger Polizei nicht nur bekannt, dass es aufgrund eines Fanmarsches vor dem Spiel zu Verkehrsstörungen in der Stadt kommen kann, sie nannte sogar Treffpunkt, Treffzeit und erwartete Fanzahl. Unter anderem die Volksstimme Magdeburg (http://www.volksstimme.de/lokal/magdeburg/fussball-magdeburger-stadion-bereit-fuer-fans) aber auch ein bekanntes Fanportal (http://www.faszination-fankurve.de/index.php?head=Fanmaersche-vor-Ostduell&folder=sites&site=news_detail&news_id=12538) griffen diese Meldung auf und setzten somit einen Prozess in Gang, der spätestens am Spieltag durch entsprechende Meldungen bei Radio SAW oder im MDR seine Krönung fand. Leider hielt es keine der genannten Quellen für nötig, die durch die Polizei gestreute Information auf Nachhaltigkeit hin zu überprüfen, sonst hätte auffallen können, dass keine der für die organisierte Magdeburger Fanszene bekannten Quellen (u.a. block-u.de bzw. fcmfans.de) einen solchen Marsch ankündigte. Und so passierte das, was man gemeinhin wohl als sich selbst erfüllende Prophezeiung bezeichnet: weil die PD Nord einen Fanmarsch vermutet, aus welchen Quellen diese Vermutung gerade in Bezug auf die konkreten Angaben auch immer gespeist wird, tritt diese Vermutung dank Unterstützung vieler Medien bei der Verbreitung dieser Meldung auch ein. Denn tatsächlich versammeln sich bis um 11:00 Uhr einige hundert Clubfans, vornehmlich aus der nicht organisierten Fanszene, die erst durch die verbreiteten Meldungen überhaupt von einem Marsch in Kenntnis gesetzt wurden, um dann unter Polizeibegleitung zum Stadion geführt zu werden.

Die Auswertung der weiteren Vorkommnisse rund um dieses Spiel möchten wir nur vorsichtig angehen. Zu viel liegt noch im Unklaren und zu wenig wissen wir gerade in Bezug auf die Einlasssituation bei den Anhängern der Gäste von diesen selbst. Während von Polizei und Presse jedoch vordergründig Fotos und Meldungen von vermeintlich randalierenden Dynamo-Fans weiterverbreitet werden, sind die Fotos von einem geschlossenen Tor und der dahinter drängelnden Masse sowie einem kaum mehr als 150 Zentimeter breiten Zugang zum Gästeblock eher selten zu finden.



Weiß man nun zusätzlich von einer deutlich verspäteten Ankunft des Sonderzuges der Gäste, so kann sich mit logischem Menschenverstand bereits vor dem Eintreten der Eskalation am Gästeeingang ausmalen, dass a) eine hohe Anzahl an Fans in sehr kurzem Zeitabstand an diesem engen Eingang stehen werden und b) diese wegen des zeitnahen Beginns des vermutlich wichtigsten Spiels der Saison auch schnellstmöglich in das Stadion gelangen wollen würden. Dass das Schließen des Tores vor den Nebenplätzen des Stadions zur Regulierung des Zugangs der Fans nicht eine kurzfristige Entscheidung, sondern Teil des Sicherheitskonzeptes war, erscheint dabei nicht nur den Fanhilfe-Mitgliedern als logisch, die am Vorabend des Dresden-Spiels am Rande der auf diesem Nebenplatz 1 ausgetragenen U19-Partie des 1. FCM beobachten konnten, wie Sicherheitsdienst und Polizei nahezu die gesamte erste Spielhälfte über Schließmechanismus und vorhandene Übersteigemöglichkeiten an diesem Tor inspizierten und testeten. Es erschließt uns als Fanhilfe Magdeburg daher nicht, warum ganz offensichtlich eine Verschiebung des Anpfiffs als Maßnahme zur Entschärfung der Einlasssituation nicht durchgeführt wurde? Sind die Sendezeiten der geldgebenden Sender und mit ihnen die Bequemlichkeit der Zuschauer an den TV-Geräten so viel wichtiger wie die Sicherheit der tatsächlich auch bei den Spielen anwesenden Fans? Es erscheint uns als zu eindimensionale Erklärung auch seitens der Vereinsverantwortlichen des 1. FC Magdeburg, die Schuld für die Eskalation am Gästeeingang ausschließlich auf das Verhalten der Gästefans zurückzuführen, zumal die Zahlen der in den verschiedenen von Polizei, Presse und auch Verein publizierten Meldungen nun garantiert nicht dafür sprechen, dass sich tatsächlich mehrere hundert Fans ohne Karte Zutritt zum Stadion verschaffen wollten. Jedenfalls entsprechen die angegebenen Zahlen von 800 - 1.200 Gästefans im Stadion und ca. 700 nicht ins Stadion gelassene Fans so ziemlich exakt der Zahl an verkauften Gästetickets und eben nicht deutlich mehr. Und schon gar nicht lassen sich hier die durch unseren 1. FCM kolportierten 300 Gästefans ohne Karte herausrechnen (http://1.fc-magdeburg.de/saison/aktuelles/1-fc-magdeburg-gegen-sg-dynamo-dresden/5911/). Dass sich unter den anreisenden Dynamo-Fans auch solche Personen befunden haben können, die trotz gültiger Eintrittskarte mit Betretungsverbot für den Gästebereich belegt waren und das diese sich auf diesem Wege Einlass verschaffen wollte, können wir nicht nur nicht ausschließen, wir gehen sogar davon aus. Die Art und Weise wie solche Verbote entstehen und wie wenige rechtliche Möglichkeiten Fans haben dagegen vorzugehen haben wir jedoch bereits beschrieben. Es erscheint uns gerade deshalb als fraglich, ob die mögliche Anwesenheit dieser Personen eine ideale Grundlage für die Lageeinschätzung der Polizei und die Maßnahme des 1. FC Magdeburg darstellen.

Die Bewertung der Ereignisse im Gästeblock möchte die Fanhilfe MD den Gästen überlassen, jedoch fiel es uns auf, dass die Maßnahmen im Umlauf des Stadions ganz offensichtlich nicht zu einer Beruhigung der Situation beigetragen haben, mithin also nicht deeskalierend wirkten. Dennoch ist es auch der Fanhilfe MD wichtig zu bemerken, dass unabhängig jedweder Umstände das Abfeuern von Leuchtstiften in eng besetzte Zuschauerränge niemals eine Option eines irgendwie gearteten legitimen Handelns sein kann und darf. Mit solchen Aktionen erschweren die Verursacher Einrichtungen wie den Fanhilfen die Aufarbeitung solcher Ereignisse auch aus Fansicht gegenüber Vereinen, Medien oder Sicherheitseinrichtungen nachvollziehbar zu machen!

Gleiches gilt ausdrücklich für die Angriffe auf den Gästeblock seitens Magdeburger Fans nach Spielende. Dennoch muss es auch an dieser Stelle erlaubt sein zu hinterfragen, wieso die Polizei mit wochenlang ausgeklügeltem Sicherheitskonzept und mehreren hundert Kräften im Einsatz ist, wenn sie sich dann bereits kurz nach Abpfiff von dem neuralgischen Punkt zwischen Fantribüne des 1. FCM und Gästeparkplatz zurückzieht und somit erst die Möglichkeit für einen Sturm seitens der Heimfans eröffnet? Es muss die Frage erlaubt sein, warum die Polizei als Reaktion darauf mit massivem Wasserwerfereinsatz und auch rigidem Vorgehen von sofort nachrückenden BFE-Einheiten unabhängig vom Verursacherprinzip auf alles und jeden eindrischt, was sich in diesem Bereich befindet? Und es muss an dieser Stelle auch hinterfragt werden, warum es nach dem Einsatz der BFE erst der Landespolizei durch kommunikatives Handeln wieder gelingt, die Situation vor dem Stadion zu beruhigen? Durch solche Maßnahmen sehen sich letztlich wieder diejenigen bestätigt, die annehmen, dass es zumindest bestimmten Polizeieinheiten gar nicht darum geht, einen eskalationsfreien Ablauf zu garantieren. Und das insbesondere Fußballfans ohne Lobby und auch aufgrund ihres oftmals selbstverursachten Verhaltens ein gerngesehenes Übungsobjekt gerade für Eliteeinheiten der Polizei sind. Dass also auch bei den Ereignissen am Samstag sich ausgerechnet BFE-Einheiten negativ in den Vordergrund spielten, scheint aus dieser Sicht kein Zufall und bestätigt in gewisser Weise auch eine Studie über das Verhalten von BFE-Einheiten, die in der letzten Woche von der „Grüne Jugend Göttingen“ vorgestellt wurde (http://gj-goettingen.de/wp-content/uploads/2016/04/BFE_Broschu%CC%88re_10.04.16_o.pdf)




Was bleibt ist ein Derby, in der die Zahl der Verlierer die Zahl der Gewinner deutlich übersteigt. Statt der Berichte über ein wahrlich begeisterndes Spiel oder über eine stimmungsvolle Kulisse, dominieren die Negativ-Schlagzeilen seitdem die Presselandschaft. Neben verschiedenen Fangruppierungen, die zweifelsfrei und maßgeblich (!) ihre Aktie an den Geschehnissen rund um das Heinz-Krügel-Stadion haben, sollten sich jedoch auch weitere Akteure hinsichtlich ihres Handelns hinterfragen. Hierzu gehört der 1. FC Magdeburg, der offensichtlich nicht in der Lage oder Willens war auf eine Verspätung des Dresdener Sonderzuges entsprechend zu reagieren und somit abermals seine Führungsschwäche bezüglich fanrelevanten Themen untermauerte. Hierzu gilt der übertragende Sender, dem die Sendezeit offensichtlich wichtiger als die Sicherheit der Fans vor Ort am Stadion war. Hier sind alle in dieser Bewertung genannten Medien zu nennen welche unreflektiert und teilweise unkorrekt wertend Meldungen verbreiteten. Und hierzu zählt die Polizei, die bereits bei der Kommunikation im Vorfeld des Spiels einen dicken Bock schoss und deren Sicherheitskonzept weder vor, noch während noch nach dem Spiel Eskalationen verhinderte, sondern sie vielmehr zu fördern schien.

Fanhilfe Magdeburg e.V. am 18.04.2016

Geheime Datensammlung über Fußballfans auch in Sachsen-Anhalt entdeckt

Die bekannte und bundesweit geführte Datei „Gewalttäter Sport“ ist nur die Spitze des Eisberges. Bereits 2015 kam an die Öffentlichkeit, dass die Datensammelwut auf Länderebene eine neue Dimension erreicht hat. So hat die Polizei in mittlerweile mehr als der Hälfte aller Bundesländer systematisch viel weitergehende Datensammlungen angelegt und darüber hinaus dessen Existenz verschleiert. Zwei so genannte „Arbeitsdateien für szenekundigen Beamten“ hat nun auch das Land Sachsen-Anhalt zugegeben.

Bereits über 20 Jahre ist es her, da wurde die Datei „Gewalttäter Sport“ eingerichtet. In der Errichtungsanordnung heißt es zum Zweck der Datei u. a.: „Die Datei dient der Verhinderung gewalttätiger Auseinandersetzungen und sonstiger Straftaten im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen, insbesondere von Fußballspielen, durch recherchefähige Erfassung […], soweit diese im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen festgestellt wurden.“ Weiterhin heißt es in dem Dokument: „Die Datei ermöglicht das Gewinnen von Anhaltspunkten für das sachgerechte und wirksame Treffen von Eingriffsmaßnahmen und liefert der Polizei Erkenntnisse für organisatorische und taktische Maßnahmen.“

Zu einer Datenspeicherung bedarf es nicht viel, oftmals reicht schon eine bloße Identitätsfeststellung. Ein Eintrag in der Datei bringt oft erhebliche Einschränkungen im täglichen Leben, z. B. bei Urlaubsreisen, für die Betroffenen mit sich. Der Betroffene selbst erfährt nicht, dass seine Daten gespeichert wurden und eine Löschung der Datei ist äußerst schwierig. Weiterführende Informationen zur Datei Gewalttäter Sport sind unter anderen unter auf http://www.profans.de/gewalttater-sport oder auf den Homepages anderer Fanhilfen zu finden.

Nun könnte man annehmen, dass diese bundesweit vom BKA geführte Datei ausreichend ist, um die Erkenntnisse der so genannten „szenekundigen Beamten“ zu führen. Dem ist offenbar nicht so bzw. bietet die GWS-Datei offenbar nicht ausreichend Möglichkeiten all das zu „archivieren“, was der Freund und Helfer gern gespeichert wissen möchte. Und so führen viele Bundesländer parallel weitere Dateien – und das zumeist geheim. Und offenbar sind in diesen Dateien mittlerweile deutlich mehr Personen gespeichert als in der bundesweit geführten Datei.

Mittlerweile mussten die Länder Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Berlin, Schleswig-Holstein, Hamburg und zuletzt auch Mecklenburg Vorpommern nicht ganz freiwillig die Existenz (teilweise auch im Unwissen des Landesdatenschutzbeauftragten!) einer solchen Datei zugeben. Sachsen hingegen führt seine Geheimdatei seit 2014 nicht mehr. Nicht ganz unerwartet gesellt sich nun auch das Land Sachsen-Anhalt dazu.

Datei „Erkenntnisgewinnung für szenekundige Beamte“

Aufgrund der Erkenntnisse in den anderen Bundesländern initiierte die Fanhilfe Magdeburg Anfang 2016 eine kleine Anfrage bei der Landesregierung. Auf offene Ohren stießen wir dabei auf Dennis Jannack, Mitglied im Stadtrat und der Fanhilfe Magdeburg sowie Uwe Loos, Landtagsabgeordneter und Sprecher für Sportpolitik von „DIE LINKE“. Wir wollten von der Landesregierung in dem Zusammenhang wissen, ob die Landesregierung Kenntnis von einer solchen Datei auch in Sachsen-Anhalt hat. Weiterhin hinterfragten wir in einer weiteren kleinen Anfrage den Einsatz von V-Leuten in Fußballszene in Sachsen-Anhalt.

Unsere Anfrage bzgl. der SKB-Dateien vom 25. Januar 2016 beantwortete das Ministerium für Inneres und Sport am 4. März 2016 u. a. wie folgt: „Die Polizei Sachsen-Anhalt führt derzeit keine weiteren (sog. SKB-) Dateien. Um eine sachgerechte Information zu gewährleisten, wird im Nachfolgenden auch auf aktuell nicht mehr geführte Dateien im Sinne der Kleinen Anfrage eingegangen. Im Jahr 2006 hatte das Land Sachsen-Anhalt die Datei „Erkenntnisgewinnung für Szenekundige Beamte“ (EfSKB) eingerichtet, da die Verbunddatei „Gewalttäter Sport“ aufgrund eingeschränkter Recherchemöglichkeiten insbesondere für die Erstellung von Gefahrenprognosen im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen nicht ausreichend war. Es handelte sich um ein automatisiertes Abrufverfahren, welches nach § 13a des Gesetzes über die öffentliche Sicherheit und Ordnung des Landes Sachsen-Anhalt in Verbindung mit § 7 Abs. 3 Datenschutzgesetz Sachsen-Anhalt der Unterrichtung des Landesbeauftragten für den Datenschutz Sachsen-Anhalt unterlag. Die Datei wird seit März 2015 nicht mehr geführt.“

Weiterhin heißt es in dem Dokument: „Durch die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd wurde im Polizeirevier Halle auf der Grundlage eines vom behördlichen Datenschutzbeauftragten am 9. Juli 2015 unterzeichneten Verfahrensverzeichnisses eine Datei „Gewalttäter Sport mit Bezug zum Halleschen FC“ geführt. Seit dem 22. Februar 2016 wird diese Datei nicht mehr geführt.“

Halten wir also fest:

- das Land Sachsen-Anhalt führte ca. neun Jahre, konkret von 2006 bis 2015, eine Datei mit dem Namen „Erkenntnisgewinnung für Szenekundige Beamte“ (EfSKB)
- die erst am 9. Juli 2015 eingeführte Datei „Gewalttäter Sport mit Bezug zum Halleschen FC“ wird ca. vier Wochen nach Einreichung unserer Anfrage eingestellt

Fanhilfemitglied und Stadtrat Dennis Jannack dazu: „Zum Glück wurden die geheimen Datensammlungen über Fußballfans beendet. Welche sensiblen Daten gesammelt wurden, ist damit jedoch nicht mehr nachvollziehbar. Sieht man sich Antworten auf ähnliche Anfragen in anderen Bundesländern an, dürfte da einiges an Daten zusammengekommen sein. Es ist ein Skandal, dass Menschen, die strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten sind, geheime Dateien mit ihren persönlichen Daten füllen.“

Einsatz von verdeckten Ermittlern (V-Leute) beim Fußball

Nebulös fällt hingegen die Antwort zum Einsatz von V-Leuten in der Fanszene aus. Exemplarisch sei an dieser Stelle folgender Absatz zitiert: „Unterstellt man, dass Informanten in Anspruch genommen bzw. Vertrauenspersonenoder Verdeckte Ermittler in den Fußball-Fanszenen des Landes für die Polizei oder die Verfassungsschutzbehörde des Landes Sachsen-Anhalt eingesetzt waren - ob dies tatsächlich der Fall war, bleibt hier ausdrücklich offen -, dann könnten durchaus im Wege eines Ausschlussverfahrens Rückschlüsse auf die Identität der betreffenden Personen gezogen werden. Dies könnte zu Rachetaten gegenüber diesen Personen und ihrer Angehörigen führen, die geeignet wären, deren Leib, Leben und Freiheit langfristig zu gefährden.“

Sehr viele Rückschlüsse lassen sich aus dieser Antwort nicht schließen. Liest man zwischen den Zeilen, bietet diese Aussage jedoch jede Menge Raum für Spekulation. Fakt ist, dass die Landesregierung hätte klarstellen können: „Wir haben keine V-Leute im Einsatz!“, was sie explizit jedoch nicht getan hat. Ob dies bewusst oder unbewusst geschah, lassen wir an dieser Stelle unkommentiert.

Was wir jedoch nicht unkommentiert lassen, ist der Umstand, dass über Jahre geheim und systematisch Daten über Fußballfans gesammelt wurden. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung sieht vor, dass grundsätzlich jeder selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner personenbezogenen Daten bestimmen darf. In der Theorie wäre das vermutlich auch in Sachsen-Anhalt möglich gewesen. Wie sich das in der Praxis bei geheim geführten Dateien darstellt, kann sich jeder selbst beantworten. Fußballfans durch geheimdienstliche Methoden zu kriminalisieren schafft kein Vertrauen, vielmehr wird das ohnehin schon zerrüttete Verhältnis zwischen Fußballfans und staatlichen Organen sowohl durch geheime Datensammlungen, als auch durch den möglichen Einsatz von V-Leuten weiter nachhaltig gestört.

Geheimdateien über Fußballfans I

Geheimdateien über Fußballfans II

V-Leute in der Fußballszene I

V-Leute in der Fußballszene II